„Du hast keine Freundin!" Ich spürte Cornels kräftige Hand, wie sie sich plötzlich um meinen gesunden Oberarm legte und mich damit in meiner Bewegung stoppte. Er hatte nur wenige Schritte gebraucht, um mich einzuholen. Er drehte mich mit Leichtigkeit in seine Richtung, sodass sich unsere Blicke zwangsläufig trafen. Seine schokoladenbraunen Augen sprühten regelrecht Funken.
„Du bist schwul!", konkretisierte er hörbar aufgebracht mit zusammengezogenen Augenbrauen.Dass er aus dem Nichts so an die Decke ging, überraschte mich so sehr, dass ich darauf nicht antworten konnte.
„Wir reden jetzt!", bestimmte Cornel dann mit so einem Tonfall, dass ich kaum widersprechen konnte. Gleichzeitig ging mir sein Tonfall derart gegen den Strich, dass meine ohnehin angeschlagene Laune noch tiefer sank.
Warum fuhr er mich plötzlich so an? Er hatte kein Recht jetzt aufgebracht zu sein. Wenn dann könnte ich an die Decke gehen, immerhin war er derjenige, der mit mir Spielchen spielte.
„Ich möchte hier nicht reden", pampte ich ihn an und versuchte mich aus seinem Griff zu lösen. „Das hier ist kein Ort für so ein Gespräch!" Die Gefahr, dass einer seiner tollen Arbeitskollegen vorbeikam war mir zu hoch. Doch seine Hand war zu kräftig und durch meinen Arm in der Schlinge war ich ihm hilflos ausgeliefert.
„Dann halt wo anders", kam es daraufhin von Cornel und im nächsten Moment zog er mich einfach mit sich. Sanft, sodass er mich nicht verletzte und ich ihm problemlos folgen konnte ohne zu stolpern. Auch sein Griff um meinen Arm war nicht allzu fest, wodurch auch das nicht weh tat, ich mich aber trotzdem nicht von ihm lösen konnte.
„Wo gehen wir hin?!" Ich zog mehrmals an meinem Arm, in der Hoffnung, dass Cornel mich loslassen würde, doch sein Griff wurde nur fester. Er antwortete mir auch nicht.
Nach ein paar Metern merkte ich aber, dass wir zu seiner Umkleide gingen und als dann noch das Stüberl in mein Blickfeld kam, versuchte ich erneut mich zu befreien.
Ich wollte wirklich keinem seiner Kollegen über den Weg laufen. Genauso wenig wie ich wollte, dass sie mich mit Cornel zusammen sahen. Das würde nur die Gerüchteküche erneut anheizen und das wollte ich vor allem Cornels Ehepartner nicht antun.Zudem brodelte das schlechte Gefühl vom letzten Mal noch in meiner Magengegend.
„Jetzt reden wir!" Cornel schob mich sanft aber bestimmt ins Innere seiner Umkleide und zog die Tür hinter sich zu. Dadurch waren wir nun wirklich alleine und dabei auch noch auf recht engem Raum.
„Warum bist du so sauer?!", knurrte ich verärgert davon, dass er mich einfach mitgezogen hatte. So verhielt sich doch kein erwachsener Mann.
„Ich bin nicht sauer!", erwiderte Cornel mindestens genauso verärgert wie ich. „Ich bin verletzt!", gab er dann aus dem Nichts ehrlich zu und schnaubte aufgebracht.
„Du bist verletzt?", platzte es irritiert aus mir heraus, ehe ich einfach zu lachen begann.
Cornel war verletzt? Wieso? Weil ich nicht in sein Spiel eingestiegen war?
„Ja, Andreas." Seine Augenbrauen waren weiterhin eng zusammengezogen, während seine Augen aber längst keine Funken mehr sprühten. Jetzt sah man ihm tatsächlich an, dass er verletzt war. Er versuchte zwar noch immer es zu überspielen, aber das gelang ihm nur mäßig.
„Warum bist du bitte verletzt?" Das klang gemeiner als eigentlich gewollt, da der Ärger aber weiterhin unter meiner Haut brodelte, konnte ich mich nicht wirklich zusammenreißen.
„Ich bin verletzt", ließ ich ihn wissen. „Ich bin immerhin der, mit dem Spiele gespielt werden!"„Spiele?", keuchte Cornel atemlos. „Ich spiele nicht mit dir?" Er schnaubte leise, atmete tief ein, ehe er direkt wieder zu sprechen begann, ohne mir die Zeit zum Antworten zu geben.
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Glühwein - selfmade by Andreas ✓
RomanceDass Andreas dieses Jahr zum ersten Mal die volle Verantwortung für den Glühweinstand seiner Familie auf dem größten Christkindlmarkt der Umgebung übernehmen muss, ist noch machbar. Immerhin freut sich der Endzwanziger schon seit Monaten sehr auf di...