Tja, dank meinem herausragenden Glück musste mein Schlüsselbeinbruch natürlich operiert werden.
Da das Krankenhaus an diesem zweiten Advent aber so ausgelastet war, konnten sie mich nicht einfach irgendwo dazwischen quetschen. Da mein Bruch aber gleichzeitig so verrutscht war, dass es sein könnte, dass der Knochen bei einer falschen Bewegung aus meiner Haut herausreißt, durfte ich das Krankenhaus für heute auch nicht mehr verlassen.
Ich musste also warten bis irgendwann zufällig kurzfristig ein OP-Termin frei wurde.
Cornel hatte mit seinen Worten „Das sieht richtig übel aus" direkt ins Schwarze getroffen. Der Arzt, der mich untersucht hatte, hatte so ziemlich dieselbe Reaktion nachdem er und eine Krankenschwester mir umständlich aus der Jacke geholfen hatten. Der Pullover darunter wurde leider Gottes Opfer der Schere, da es unmöglich war, mir diesen auszuziehen, ohne dabei noch etwas zu verschlimmern.
Der Arzt hatte sogar darauf verzichtet mich abzutasten und hatte mich direkt zum Röntgen geschickt, weil der Bruch überdeutlich unter meiner Haut hervorragte.
Wenigstens hatte ich eine ordentliche Ladung Schmerzmittel bekommen, sodass ich zumindest keine Schmerzen mehr hatte.
Sie hatten meinen Arm fixiert, mich in hässliche Krankenhauskluft gekleidet und in ein Bett verlagert, in dem ich am liebsten direkt einschlafen würde. Wer hätte gedacht, dass es mit fast dreißig so anstrengend war, sich etwas zu brechen.
„Meine Begleitung sitzt noch im Warteraum", murmelte ich high von den Schmerzmitteln der Krankenschwester zu, die gerade noch nach meiner Infusion schaute.
„Wie heißt Ihre Begleitung denn? Dann schicke ich sie noch kurz zu Ihnen. Sie werden aber wahrscheinlich in den nächsten Minuten einschlafen. Ihr Schmerzmittel ist hoch dosiert."
„Cornelius", antwortete ich ihr mit müden Lippen und schloss angestrengt meine Augen. Dass sie ging realisierte ich kaum. Erst als die Tür wieder aufging und ich Cornel meinen Namen sagen hörte, öffnete ich meine Augenlider wieder schwerfällig.
„Was haben sie gesagt? Wie fühlst du dich?" Die Sorge stand Cornel auch jetzt noch deutlich ins Gesicht geschrieben.
„Ich habe keine Schmerzen mehr", nuschelte ich und musste leicht schmunzeln, als Cornel ungefragt meine Bettdecke etwas höher zog, damit auch mein Oberkörper davon bedeckt war. Dabei war er furchtbar vorsichtig, um mir keine Schmerzen zu bereiten. „Sie müssen operieren..., aber es kann noch dauern..., bis sie einen freien Termin haben... Bis dahin... muss ich hierbleiben." Würden meine Schmerzmittel nicht so dermaßen reinhauen, würde ich mich darüber wohl aufregen, aber gerade war mir das ziemlich egal.
„Sie operieren dich nicht gleich?", fragte Cornel verständnislos nach und schüttelte irritiert den Kopf.
Im nächsten Moment fand seine Hand meine, die er sanft drückte.
Seine Hand war warm und rau, so wie ich es mir vorgestellt hatte. Immerhin brauchte er im Umgang mit Pferden sicherlich auch kräftige Hände.
Es war das erste Mal, dass ich seine Haut auf meiner spüren konnte und war von dem atemberaubenden Gefühl gleich so hingerissen, dass ich nicht anders konnte, als seine Hand ebenfalls zu drücken.
„Nein", antwortete ich etwas verzögert.
„Kannst du meinem Bruder Bescheid geben, dass ich hier bin?" Ich wollte ihn eigentlich selber anrufen, aber mein Handy lag zu weit entfernt auf dem Nachttisch. So weit wollte und konnte ich mich nicht bewegen.
„Mein Handy liegt da." Ich nickte in Richtung Nachttisch, woraufhin Cornel meine Hand leider losließ und nach meinem Handy griff. Ich reichte ihm meinen Daumen, damit er es damit entsperren konnte, ehe ich meinen gesunden Arm wieder zurück unter die Decke zog. „Er heißt Stefan."
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Glühwein - selfmade by Andreas ✓
RomanceDass Andreas dieses Jahr zum ersten Mal die volle Verantwortung für den Glühweinstand seiner Familie auf dem größten Christkindlmarkt der Umgebung übernehmen muss, ist noch machbar. Immerhin freut sich der Endzwanziger schon seit Monaten sehr auf di...