12. Türchen

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Ich war furchtbar nervös, als ich Cornel durch den Menschen leeren Christkindlmarkt folgte. Gleich würde ich unweigerlich seine Kollegen kennenlernen und ich wusste dabei nicht so ganz, wie ich damit umgehen sollte. Ich kannte ja Cornel bisher kaum und irgendwie wäre es mir lieber, erst ihn etwas besser kennen zu lernen, bevor ich seinen Freundes- und Bekanntenkreis traf.

Andererseits verrieten die Personen, mit denen er sich umgab, sicherlich auch viel über ihn. In ihrer Umgebung verhielt er sich wahrscheinlich auch nochmal anders, als wenn er mit mir alleine war, wodurch ich ihn von einer anderen Seite kennenlernen konnte. Deswegen versuchte ich es nicht allzu negativ zu sehen.

Der Wind peitschte noch immer und schlug einem die Schneeflocken dabei fast schmerzhaft ins Gesicht. Ich konnte gerade noch so Cornel vor mir schemenhaft ausmachen, der ebenfalls ziemlich mit dem Wetter zu kämpfen hatte. Der Reiter hatte seine Hände tief in seine Hosentaschen geschoben und die Schultern angestrengt nach oben gezogen, um sich so ein wenig vor den eiskalten Flocken zu schützen.

Der Anblick jagte einerseits einen kalten Schauer über meinen Rücken, andererseits freute ich mich erneut darüber, dass er extra für mich diesen Weg auf sich genommen hatte. Das bedeutete ja unweigerlich, dass er ein wenig Interesse an mir hegte, wenn er bei diesem Sturm freiwillig einen Schritt nach draußen setzte.

In der letzten Dreiviertelstunde hatten wir locker fünf Zentimeter Neuschnee bekommen und ein Ende war noch nicht in Sicht. Genauso wenig wie irgendetwas, das weiter als einen Meter von mir entfernt war. Ich folgte Cornel auf Schritt und Tritt und versuchte dabei nicht zu viel Abstand zwischen uns kommen zu lassen, damit ich ihn nicht noch im Schneegewusel verlor. Gerade war ich mir nicht mal sicher, ob ich alleine den Weg zu meiner Hütte zurückfinden würde.

Nach nur wenigen Gehminuten kamen wir an einem kleinen Berg an, der zu den Stallungen hinaufführte und von der Außenwelt eigentlich nicht betreten werden durfte. Die zahlreichen Schilder, die die Christkindlmarktbesucher darauf hinwiesen, es zu unterlassen, konnte ich sogar trotz des Schnees noch erkennen.

Der frische Schnee lag locker auf dem Kies, wodurch man am Berg leicht ins Rutschen kommen konnte. Dadurch wurden unsere Schritte noch langsamer und deutlich bedachter.
Meine zumindest, denn im nächsten Moment hörte man ein lautes Japsen.

„Halleluja!", kam es von Cornel plötzlich laut, ehe er in meine Richtung kippte. Nur mit viel Armerudern konnte er sich irgendwie aufrecht halten, ehe ich zu ihm aufgeschlossen hatte und ihm unterstützend einen Arm um die Taille legte, damit er nicht noch ganz davon rutschte und auf seinem Hintern landete. Das könnte blöd ausgehen.
Dennoch trieb mir das eben Geschehene ein Lächeln auf die Lippen.

„Danke", schnaufte er erschrocken und richtete sich selber wieder etwas auf. Dabei stand er aber wie auf Eierschalen und wirkte nicht so, als würde er den restlichen Berg noch nach oben kommen. „Das war knapp."

„Gut gerettet", grinste ich und nahm meinen Arm langsam wieder von seiner Taille. Ich hatte selten jemanden gesehen, der sich so knapp vor dem Fall noch so gut retten konnte.

„Mach dich doch nicht über mich lustig." Cornel warf mir einen weniger erfreuten Blick zu, der mein Lächeln aber nur noch breiter werden ließ. Seine roten Wangen ließen ihn furchtbar süß aussehen und der leichte Schmollmund, der sich auf seinen rosigen Lippen abzeichnete, entlockte mir ein „Awww".

„Hey", kam es daraufhin empört von Cornel, der sein Lächeln aber auch nicht mehr länger unterdrücken konnte.
„Du wirst schon sehen, was du davon hast", drohte er mir im nächsten Augenblick und stürzte sich aus dem Nichts plötzlich auf mich. Dabei war es diesmal an mir zu Japsen, ehe ich den weichen Schnee in meinem Rücken spüren konnte, wodurch mein Sturz sanft aufgefangen wurde. Offenbar war hier unter der Schneedecke kein Kies mehr, andernfalls wäre ich sicherlich härter gefallen.

Glühwein - selfmade by Andreas ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt