Nach der ersten Schokolade machten wir uns gleich noch eine zweite. Wir waren zwar beide pappsatt, aber fürs Flair wollten wir beide nicht darauf verzichten.
Unsere Position am Sofa wurde mit der Zeit immer ungezwungener und lockerer. Irgendwann als die Tassen dann wieder leer waren, gingen wir aktiv dazu über miteinander zu kuscheln. Cornel nahm dabei große Rücksicht auf mein Schlüsselbein, schmiegte sich aber gleichzeitig fest an mich. Sein Kopf lag dabei auf meiner Brust, während wir längst in eine liegende Position übergegangen waren. Küsse wurden in der Zwischenzeit selbstverständlich auch einige geteilt.
Ich hatte vorhin das Radio eingeschaltet, wodurch der Raum nun leise mit besinnlicher Weihnachtsmusik beschallt wurde. Das, zusammen mit den Lichterketten und meinen Kerzen, machte mein Wohnzimmer fast so weihnachtlich wie den Weihnachtsmarkt, auf dem wir vorhin waren.
„Ich habe nicht immer so etwas gearbeitet", fing Cornel plötzlich leise an und drückte seinen Körper nochmal fester gegen meinen, wodurch auch ich meinen Griff um ihn festigte.
„Ich bin eigentlich gelernter Industriekaufmann und hatte Buddy nur als Hobby."Er seufzte schwer. „Mein Exmann hat ihn mir geschenkt. Zu unserem ersten Jahrestag", beantwortete Cornel meine Frage von zuvor. So etwas in die Richtung hatte ich mir schon gedacht, andernfalls hätte er wahrscheinlich anders reagiert. „Ich war damals echt sauer auf ihn, weil er so viel Geld ausgegeben hat, aber gleichzeitig ist Buddy wirklich mein Seelenpferd. Ich habe es nicht übers Herz bekommen, ihn wegzugeben."
„Man merkt, dass ihr eine besondere Bindung zueinander habt." Und das kam von mir, einem Pferdelaien, der die Körpersprache von Pferden überhaupt nicht lesen konnte. Aber wenn selbst ein Laie erkannte, wie wichtig die beiden füreinander waren, dann hieß das schon was.
„Ich..." Er stockte und drückte sein Gesicht für einen Moment in meine Brust, bevor er sich hochstemmte, damit wir uns ansehen konnten. Seine schokoladenbraunen Augen waren von einem tiefdunklen Schatten überdeckt und generell sein gesamter Gesichtsausdruck sah leidend aus.
Was auch immer er mir jetzt erzählen wollte, es fiel ihm verdammt schwer.„Ich, also das mit meinem Exmann, das hat mich fertig gemacht", begann er zögerlich und mied plötzlich meinen Blick. „Ich will nicht, dass du dann anders von mir denkst, aber ich finde, dass du es wissen solltest, Andreas. Ich mag dich. Ich mag dich wirklich gerne und ich bin nicht bereit noch einmal so verletzt zu werden. Ich bin auf eine richtige, eine ernsthafte und vor allem treue Beziehung aus und wenn–"
„Ich auch", ging ich gleich dazwischen. „Ich bin zu alt für etwas lockeres", schmunzelte ich in der Hoffnung, damit seine Mundwinkel wieder etwas anheben zu können. Tatsächlich schmunzelte auch er kurz, bis er wieder ernst wurde.
„Das mit meinem Exmann hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen, Andi. Das hat so weh getan und ich dachte wirklich, dass das nie vorbeigeht. Ich... konnte einfach nicht mehr", gab er flüsternd zu und barg sein Gesicht im nächsten Moment wieder an meiner Brust.
„Ich habe damals meinen Job verloren, weil ich es nicht mehr geschafft habe, pünktlich aufzustehen. Meine Freunde haben sich mit der Zeit von mir abgewendet, weil ich einen nach dem anderen vergrault habe und irgendwann habe ich es nicht einmal mehr zu Buddy geschafft... Ich habe irgendwie nur noch vor mich hin vegetiert."
Das hörte sich schlimm an und es tat mir in der Seele weh, zu hören, wie sehr er darunter gelitten hatte. Dieser Mann hatte Cornel wirklich nicht verdient und, auch wenn man niemandem etwas schlechtes wünschte, hoffte ich, dass er mit seinen Affären furchtbar unglücklich war.
Außerdem hörte sich das nach einer schweren Depression an. Wenn Cornel schon nicht mal mehr zu Buddy gegangen ist...
„Laura, meine Schwägerin, hat sich zum Glück rührend um ihn gekümmert und auch mein Schwiegervater ist alle zwei Tage vor meiner Tür gestanden." Er seufzte leise. „Ich muss dazu sagen, dass meine Familie und ich nicht die beste Beziehung zueinander haben und ich mich mit seiner Familie immer besser verstanden habe. Nachdem das mit seinen Affären und seinen Kindern rausgekommen ist, haben sein Vater und seine Schwester zu mir gehalten. Sie fanden sein Verhalten niveaulos."
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Glühwein - selfmade by Andreas ✓
RomansDass Andreas dieses Jahr zum ersten Mal die volle Verantwortung für den Glühweinstand seiner Familie auf dem größten Christkindlmarkt der Umgebung übernehmen muss, ist noch machbar. Immerhin freut sich der Endzwanziger schon seit Monaten sehr auf di...