Sushi Wiedersehen

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,,Wann warst du das letzte mal hier?"

Auf seine Frage folgte erst einmal Stille. Kurz musste ich überlegen, denn die letzten Erinnerungen an diese Stadt hatte ich bewusst verdrängt und das er mich das fragte, während ich mich gerade am Anziehen war, machte die Sache nicht besser.

,,So circa ein halbes Jahr bestimmt. Hab meine beste Freundin hier besucht."

Er nickte. ,,Die ist hier hingezogen nach der Schule oder?" Jetzt nickte auch ich. Das hatte er sich wohl tatsächlich gemerkt.

,,Wer weiß, vielleicht hätten wir uns viel eher kennengelernt, wärst du auch hergezogen."

Seelenruhig bund er die Schnürsenkel seiner dunklen Converse. Aber dazu konnte ich jetzt nicht mehr nicken, sondern musste Lachen, denn das Szenario war wirklich unwahrscheinlich.

,,Ach meinst du, weil wir so viele Überschneidungen im Alltag haben? Vielleicht hätten wir ja gemeinsam in der Uni Mensa Mittag essen können. Hätte aber sicher zeitlich nicht immer gepasst, wenn ihr mal wieder deutschlandweit auf Tour seid."

Mein Sarkasmus wurde mir jetzt zum Verhängnis, denn der linke Schuh, der sich noch nicht an Vincents Fuß befand, lernte kurzerhand fliegen und verfehlte meine Hüfte nur um ein paar Zentimeter.

,,Du Arsch. So war das doch gar nicht gemeint. Vielleicht hättest du dann viel eher wieder mit der Musik angefangen, oder gar nicht erst aufgehört. Dann wäre es gar nicht so unwahrscheinlich gewesen, dass man sich in Berlin mal sieht. Vor allem nicht wenn man betrachtet, wie schnell deine Musik Gehör gefunden hat. Und jetzt komm du Pfeife, ansonsten ist Dag ausnahmsweise mal nicht derjenige, der zu spät kommt, sondern wir."

Er hob unsere Jacken vom Kleiderhaken neben der Türe und schob mich beinahe schon aus seiner Haustüre heraus. Etwas Stress und 20 Minuten Bahnfahrt später befanden wir uns dann endlich an unserem Ziel, wo Dag tatsächlich schon vor dem Laden auf uns wartete. Er war bereits zu erkennen, befand sich dennoch ein ganzes Stück von uns entfernt, als sich Vince etwas zu mir herunterbeugte.

,,Siehst du, ich habs ja gesagt. Warte ab, die Verspätung wird noch ein Nachspiel haben."

Sein Gesichtsausdruck war weich als er diese Worte von sich gab und von einem Grinsen begleitet. Dann folgte ein Stupser mit seiner Schulter gegen meine. Scheinbar war es wohl doch nicht so schlimm, dass wir 5 Minuten nach der vereinbarten Zeit hier eintrafen. Was dieses Nachspiel jedoch auf sich hatte, wollte ich nur zu gerne erfahren, also provozierte ich ihn weiter.

,,Na da bin ich ja mal sehr gespannt. Bitte erzähl mir mehr."

Da wir aber quasi schon vor Dag standen, bleib mir eine Reaktion auf meine Aussage verwehrt und er tat so, als hätte es diese Konversation zwischen uns gerade gar nicht gegeben.

,,Tach Dicker, das nenn ich mal nen negativ Rekord von dir."

,,Halts Maul man, auch schön dich zu sehen. Außerdem bin ich nicht alleine schuldig."

Die beiden lösten sich aus ihrem Handschlag und Vince trat ein Stückchen zur Seite, sodass ich jetzt genau vor Dag stand.

,,Na Mensch also das kann ich mir gar nicht vorstellen. Lass dich drücken Diana. Ich freu mich, dich zu sehen."

Wir schlossen uns gegenseitig in eine herzige Umarmung. In diesem Moment merkte ich noch einmal deutlich, wie sehr ich die Dynamik der beiden um mich herum liebte und vermisst hatte.

,,So reicht jetzt auch. Ich wird noch eifersüchtig und sterbe vor Hunger."

Auch wenn ich wusste, dass er nur Spaß machte, drang ein Teil davon zu mir durch. Eifersüchtig? Lag ihm doch so viel an mir? Das war das erste mal, dass er öffentlich so etwas in den Mund nahm, doch ich ließ es unkommentiert.

Zwischen Liebe und Musik, Kapstadt und Berlin - SDP FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt