Gewissensbisse

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Vincents Sicht

Verschlafen öffnete ich meine Augen um das nervtötende Geräusch meines Handyweckers zu beenden. Noch einen letzten Blick warf ich auf das wunderschöne und weiterhin tief schlafende Wesen neben mir, dass sich im Schlaf halb auf mich gerollt und dabei eventuell etwas Sabber auf meiner nackten Brust verteilt hatte. Langsam und vorsichtig rutschte ich fast schon zur Seite aus dem Bett um sie nicht zu wecken und konnte mir bei ihrem Anblick und wie sie sich daraufhin neu ins Kissen kuschelte ein Lächeln nicht verkneifen. Das um 8 Uhr morgens grenzte nun wirklich an ein Wunder. Ich hasste mich dafür, dass ich sie schon wieder alleine ließ. Dafür, dass ich schon wieder ging, während ich sie hier alleine in meiner Wohnung, in einer fremden Stadt ließ, obwohl sie doch überhaupt erst wegen mir hier war.

Auch die Dusche half nicht sonderlich dabei, das schlechte Gewissen von meinen Schultern zu waschen. Spätestens nach dem ersten Abend, an dem ich die Zeit im Studio unterschätzt und sie indirekt versetzt hatte, musste sie sich beschissen gefühlt haben und dass sie überhaupt noch hier war, als ich es auch beim zweiten Mal vergeigt hatte, rechnete ich ihr hoch an. Auch wenn ich jede andere Reaktion ebenso verstanden hätte. Ich genoss ihre Gegenwart hier viel zu sehr, als dass ich auf sie verzichten könnte und dennoch war ich nicht im Stande an einem gewissen Punkt die Reisleine zu ziehen und endlich zu ihr nach Hause zu kommen, wenn ich schon den ganzen Tag mit Arbeit verbracht hatte. Fuck ich war es einfach nicht gewohnt, dass es da jemanden gab, der Zuhause auf mich wartete.

Jetzt waren die Tage mit ihr hier fürs erste gezählt und sie würde am Wochenende wieder zu sich fahren. Für wie lange? Ungewiss. Darüber hatten wir gestern tatsächlich nicht gesprochen, auch wenn es auf der Hand gelegen hätte. Irgendwie war die auf einmal vorhandene Zeit mit Diana doch die Priorität gewesen und ich wollte ehrlich gesagt auch keinen Gedanken mehr an ihr Gehen verschwenden.

Ich warf einen letzten Blick ins Schlafzimmer, bevor ich mit einem noch schlechteren Gewissen als die Tage davor die Wohnung verließ. Ihr Gesichtsausdruck war jetzt noch viel friedlicher als zuvor. Wahrscheinlich hatte sie es unterbewusst wahrgenommen, als ich aufgestanden war und hatte jetzt wieder in einen tieferen Schlaf gefunden. Wie gerne ich mich jetzt einfach wieder zu ihr legen und sie in den Arm nehmen wollte.

Auch auf dem Weg ins Studio bekam ich meinen verfluchten Kopf nicht frei. Laute Musik? Ich musste an sie denken. Im Studio? Ich sah sie in jeder Ecke rumstehen. Fast schon wie ein Segen erschien es mir dann als Maximilian endlich die Türe hereinspazierte und mich zum ersten Mal an diesem Tag an etwas anderes denken ließ, als an Diana und das schlechte Gewissen, dass mir mein Verhalten ihr gegenüber bereitete.

,,Jooo, was geht Vince?"

Einen festen Handschlag später hatten wir uns begrüßt und gemütlich auf die Sitzecke links vom Studioeingang gesetzt.

,,Sag an, was haste heute vor ?"

,,Ich hab n paar spontane Ideen die Tage gehabt. Texttechnisch ein wenig was zusammengewürfelt und wollte dir das mal zeigen. Wenn du mich fragst, könnte das n guter Song fürs Album werden, da fehlt nur noch der richtige Beat und so."

Sein Plan klang gut und Ablenkung war jetzt wirklich das, was ich gebrauchen konnte. Außerdem fühlte sich die Arbeit mit Maximilian aka Kontra K sowieso nicht wirklich nach Arbeit an; nicht ohne Grund hatten wir schon so viel zusammen produziert und auch einen gemeinsamen Song für unser Album geschrieben.

,,Das klingt doch nach einer bestimmt erfolgreichen Session. Kaffee und starten?"

Er nickte und ich machte mich daran für unseren Koffeinkick zu sorgen während er schonmal die Stufen zum wahren Herzen des Studios hinaufstieg. Er war nicht zum ersten Mal hier und kannte sich dementsprechend natürlich auch hier aus. Schließlich setzte ich mich also mit meiner Tasse an meinen Schreibtischplatz und ließ ein letztes Mal die Gedanken zu Diana schweifen. Ob sie wohl noch schlief? und wenn nicht, was tat sie gerade? War sie wohl sehr enttäuscht, dass sie mal wieder nicht neben mir wach geworden war und ich schon wieder über alle Berge war? Wie sah ihr Tagesplan aus? Ob sie wohl schon beginnen würde zu Packen?

Ich wünschte mir bei ihr zu sein und hoffte wenigstens den Abend später wieder gemeinsam mit ihr verbringen zu können, aber das lag einzig und allein in meinen Händen.

Zur Abwechslung dann mal wieder ein kleiner Perspektivwechsel :) Habt ganz viel Spaß beim Lesen!

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 17, 2023 ⏰

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Zwischen Liebe und Musik, Kapstadt und Berlin - SDP FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt