Karaoke

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Nachdem sich die erste halbe Stunde des Wartens noch etwas gezogen hatte, sah das mit zwei weiteren Cola- Rum- Mischen und ich glaube einem Bier, doch schon ganz anders aus. So hatten wir schon quasi vergessen, dass wir eigentlich noch einen Song singen wollten, als plötzlich unser Lied aufgerufen wurde. Ich hatte mittlerweile ordentlich einen im Tee und so ging es augenscheinlich auch Vincent und Dag, denn wirklich darauf vorbereitet zu singen, sahen sie nicht aus.

,,Na dann wollen wir Sing meinen Song nochmal aufleben lassen hm?"

Dag rutschte mit diesen Worten als erster von der Bank bevor Vincent und ich es ihm nachmachten. Wir bahnten uns den Weg durch die Menschenmenge, kraxelten zwischen der Geruchsmischung aus Schweiß und verschiedenen Parfums die paar Stufen zu Bühne hinauf und atmeten erstmal durch, als wir es dann endlich geschafft hatten. Von der leichten Erhöhung der Bühne, auf der wir uns jetzt befanden, sah ich jetzt zum ersten mal wie voll der Laden doch wirklich war, denn das wirkliche Ausmaß war erst von hier oben sichtbar. Und zum ersten Mal überhaupt stellte sich mir die Frage, ob man die beiden unter den Umständen nicht erkennen würde. Besonders, wenn sie ihren eigenen Song spielen würden.

Kurz dachte ich in diesem Moment an mein Ich von vor ca. 3 Wochen, denn auch mir waren diese beiden Männer, neben denen ich jetzt auf der Bühne inmitten einer Berliner Karaokebar stand, völlig fremd gewesen und ich befand mich sogar in der Musikbranche, kannte sogar ihre Lieder. Jetzt ein paar Wochen später stand ich hier, kannte beide mittlerweile gut und war in einen der beiden Hals über Kopf verknallt. Meine Frage, ob sie jemand erkennen würde, schien jetzt ziemlich unbegründet zu sein und ich verwarf den Gedanken wieder. Wirklich Zeit zum Nachdenken hatte ich jetzt, abgesehen von meiner Fähigkeit dazu aufgrund des Alkohols, eh nicht mehr, denn schon reichte mir Vincent mit einem warmen Lächeln ein Mikrofon.

,,Einfach so wie in Kapstadt, wir schließen uns irgendwie an."

Sein kurzer Zuspruch gab mir nochmal etwas Sicherheit und mit dem Einsatz der Musik auf den Boxen um uns herum wenige Augenblicke später, war ich dann immerhin halbwegs bereit.

,,Lass uns kurz für immer bleiben

Handy aus, nur wir beide

Lass uns kurz für immer bleiben

Nur wir zwei auf alles scheißen

Und sag mal bild' ich mir das ein oder kennst du das auch

Das Gefühl in meinem Bauch ich hab Gänsehaut

Für immer bleiben nur wir zwei auf alles scheißen"

Genau so, wie ich es in der Version in Südafrika getan hatte, sang ich das Intro des Songs. Langsam und auf meine Weise, ohne den sich mit Farbe füllenden Songtext auf dem Bildschirm vor uns Beachtung zu schenken. Vincent und Dag verdeutlichten das ein oder andere Wort und hatten bereits nach dem ersten gesungenen Wort meinerseits ein Grinsen auf dem Gesicht, das sie auch bis zum Ende nicht ablegen sollten. Spätestens jetzt fühlte es sich nicht mehr ungewohnt, sondern gut an und ich begann die Zeit hier oben zu genießen. Abgesehen von der Tatsache, dass ich meine In Ears nicht hatte und somit wahrscheinlich keinen Ton traf. Doch das interessierte hier wirklich keinen.

Viel schneller als es mir lieb war, war der Anfang dann auch schon getan und ich bemerkte, dass scheinbar Vince zur ersten Strophe ansetzte. Statt nach vorne in den Raum, wandte er sich plötzlich mir zu und sah mir direkt in die Augen. Selbstverständlich war es mir wieder einmal nicht möglich mich diesen zu entziehen und ich versank immer Tiefer in seinem Blick.

,,Komm wir scheißen drauf und sperrn uns in deinem Zimmer ein

Ich will so gern für immer bleiben

Ich schalt mein Handy aus und schalte es nie wieder ein

Warum kann es so nicht immer sein?"

Leichte Gänsehaut überfuhr meinen Körper bereits mit der ersten Line. Wieso verflucht war Musik so intim? Warum immer wenn er mit einem Mikro in der Hand vor mir stand, mir in die Augen sah und seinen Sprechgesang irgendwie direkt an mich richtete? Warum fühlte ich mich immer dann so, als stünde ich splitterfasernackt vor ihm? So machtlos?

Vielleicht war es auch einfach eine Kombination aus vielen Faktoren. Dieser Mann, dieser Songtext, diese Gefühle für ihn und die Art und Weise wie er mir seine mitteilte.

Fast schon intuitiv, setzte ich für den zweiten Teil der Strophe mit ein, denn selbst wenn ich es gewollt hätte, mein Körper zwang mich mit jeder Faser dazu, die Eindrücke und Gefühle durch dieses Ventil herauszulassen und man musste uns lassen, dass dies zusammen auch wirklich gut harmonierte.

,,Sag mal bild ich mir ein oder geht's dir genau so

Komm wir haun' einfach ab und dann penn wir im Auto

Und wir steigen auf das Dach von dem allerhöchsten haus hoch

Und die Stadt unter uns ist hier oben so lautlos"

Als Vincent klar wurde, dass ich wieder mit einstieg, wurde sein Lächeln nochmal einen Ticken breiter und er ließ das einfach so geschehen. Genauso wie ich, an der dieser Moment, vielleicht auch wegen meines Pegels, wie ein Tagtraum vorbeizog.

Für den Refrain taten sich die beiden zusammen und ich ließ sie ihr Ding machen. Schneller als ich gedacht hätte, war der Moment dann auch schon wieder passé und wir wieder runter von der Bühne um dem nächsten Mutigen für ,,Barbie Girl" Platz zu machen.

,,Ich denke spätestens jetzt ist es klar, dass wir den Song unbedingt als Feature mal richtig aufnehmen müssen, oder?"

Als Vince mit dieser Frage um die Ecke kam, war mir nicht ganz ersichtlich, ob es sich nun um ein ernst gemeintes Vorhaben oder einen Scherz handelte und auch Dags Reaktion darauf machte mich nicht schlauer.

,,Irgendwie schon. Hat schon gut gepasst."

Dann kurze Stille, denn ich traute mich nicht etwas zu sagen und eventuell ihren Humor in meinem angetrunkenen Kopf nicht zu verstehen.

,,Biste Montag nicht eh im Studio Dicker? Wenn Diana dann noch da ist, kann ich gerne rumkommen und wir starten das."

Immerhin hatte ich jetzt Klarheit und konnte mich auch nach außen freuen. Ihr Vorhaben gefiel mir nämlich sehr und natürlich freute ich mich auch darüber, dass ihnen die Version mit mir so gefiel, dass sie diese jetzt richtig aufnehmen wollten.

,,Was sagst du? Bist du Montag noch hier? Hattest du nicht eh gesagt, du hattest vor neue Musik zu machen? Das ließe sich doch gut kombinieren."

Hektisch nickte ich. Auch wenn mir klar war, dass seine Frage bezüglich der Dauer meines Aufenthalts hier in Berlin bis Montag, Unsinn und nicht ernst gemeint war. Wir hatten bereits vor Tagen mit mindestens einer Woche gerechnet und das auch so festgehalten.

,,Ich denke ihr wisst, dass ihr dafür nicht fragen müsst. Selbstverständlich bin ich dabei."

Ich wünsche euch ein frohes Neues Jahr, hoffe ihr seid gut reingekommen und hattet schöne Feiertage. Wir starten das Jahr mit einem neuen Teil der Geschichte und ich hoffe ihr freut euch genauso wie ich!

Zwischen Liebe und Musik, Kapstadt und Berlin - SDP FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt