Alleine in Berlin

99 10 5
                                    

Das absolut quälende Geräusch des Weckers in Kombination mit dem grellen Tageslicht, mit welchem meine müden Augen so gar nicht klar kamen, waren nun wirklich kein schöner Start in den Tag. Dann kurz die Hoffnung meinerseits, mich einfach umzudrehen, in Vincents Arme zu kuscheln und weiterzuschlafen. Diese Hoffnung hielt dann jedoch auch nur sehr kurz an, denn das Bett war leer und seine Bettseite gemacht. Was folgte war ein Gedankenwirrwarr meines Gehirns, das sich versuchte die aktuelle Situation zu erklären.

Ich wollte doch auf ihn warten, hatte mich bettfertig gemacht und muss dann wohl recht schnell eingeschlafen sein, denn sein Weg vom Studio nach Hause war nicht sonderlich weit. Aber warum hatte er mich nicht geweckt? Er hatte mich schließlich auch den ganzen Tag nicht gesehen. Selbst wenn er mich hätte schlafen lassen wollen, wäre auch heute morgen noch eine Möglichkeit gewesen sich immerhin kurz zu sehen und mal ein paar Worte miteinander zu wechseln. Aber nein, es war 8:30 Uhr und er war schon wieder weg zur Arbeit. Wer weiß wie lange.

Ein Gefühl der Enttäuschung machte sich in mir breit. Sein Verhalten jetzt mit Fürsorge abzuhandeln, schien mir falsch. Hin oder her, konnte er denn nicht wenigstens mit mir sprechen?

Der Anblick meines Sperrbildschirms, als ich schließlich genervt auf mein Handy sah, erschlug mich nur noch mehr. Nachrichten, Emails und zwei Anrufe in Abwesenheit waren nun wirklich das, was ich am wenigsten erwartet hatte. Dass sich unter den Nachrichten auch welche von Vincent befanden, ignorierte ich für den Moment und kümmerte mich zunächst um die Emails, die von diesem Morgen stammten.

Schnell überflog ich den Betreff sowie die ersten Zeilen, als dann relativ schnell klar war, dass die Mail, sowie auch die Anrufe von der Produktionsfirma stammten, die sich um Sind meinen Song kümmerten. Grund der Versuche mich zu erreichen waren mögliche Drehtermine für meine Homestory, die immer im Anschluss an die Folgen der jeweiligen Künstler ausgestrahlt werden würden. Da von ihrer Seite aus direkt Terminvorschläge gemacht wurden, die jedoch bereits Ende dieser Woche stattfinden würden, musste ich sie gleich wohl oder übel direkt zurückrufen um ihnen mitzuteilen, dass ich in Berlin war und erst zu einem späteren Zeitpunkt können würde.

Also schälte ich mich wohl oder übel aus dem Bett und schleppte mich, noch immer nicht ganz wach und orientiert, ins Badezimmer ehe ich mich nach meinem ersten Kaffee dann auch in der Lage fühlte mit anderen Menschen zu sprechen. Es klingelte nur ungefähr zwei Mal bevor eine freundliche Frauenstimme auf der anderen Seite der Leitung meinen Anruf annahm. Als sie sich mit ,,Kim" vorstellte, machte sich ein verhaltenes Grinsen auf meinen Lippen breit und meine leichte Anspannung fiel von mir ab. Kim war mit uns in Kapstadt gewesen, hatte die meisten Interviews geführt und war gefühlt sowieso überall dort, wo eine Kamera lief.

,,Kim bist dus wirklich ?"

,,Diana! Ja ich bins, wie schön, dass du mich so schnell zurückrufst. Wie geht's dir?"

Auch ihre Stimme hob sich leicht in der Tonart an, als sie erkannte, wer sie da anrief. Wenn man die meisten Menschen vom Fernsehen auch nervig fand, gehörte Kim definitiv zu den angenehmen Personen, die man gerne um sich hatte und ich freute mich wirklich von ihr zu hören.

,,Alles gut soweit bei mir und selbst ? Ich habe deine Email schon gelesen. Ich denke du hattest wegen der Homestory versucht mich zu erreichen stimmts?"

,,Freut mich! Bei mir ist auch alles gut, danke der Nachfrage. Genau, ich hatte dir schonmal einige provisorische Daten geschickt falls du das gesehen hast. Passen dir die Tage?"

Ich erklärte ihr kurz, dass ich sie genau aus diesem Grund so schnell wie möglich zurückgerufen hatte und dass ich zunächst noch in Berlin war. Dass ich bei und wegen Vince hier war, ließ ich bewusst außen vor und schlug ihr stattdessen vor, Termine für nächste Woche zu finden. Bis dahin wäre es mir möglich gewesen ganz entspannt wieder Richtung Heimat zu fahren. Doch wie es der Teufel wollte, schlug sie ganz von allein, ohne Hilfe durch Andeutungen meinerseits, den Bogen zu SDP und zwangsläufig auch zu Vincent und Dag.

,,Oh, was treibt dich denn nach Berlin? Wenn es dir nichts ausmacht, könnten wir die Termine sonst auch aufsplitten? Es war eh geplant vor dir noch die Dreharbeiten mit SDP abzuschließen und wenn du zufällig auch in Berlin bist und auch kein Problem damit hast, könnten wir einen Teil der Dreharbeiten für dich in Berlin machen. Du hast ja auch einen persönlichen Bezug zu der Stadt. Vielleicht kriegen wir die Jungs auch zeitlich für einen gemeinsamen Dreh gebucht. Anfang nächster Woche machen wir dann den Rest mit dir im Ruhrgebiet. Wie klingt das?"

Innerlich musste ich ein wenig schmunzeln als sie über Dag und Vincent sprach, als wären wir auf dem gleichen Wissensstand. Abgesehen von der aktuellen Situation wäre es natürlich schön auch das ein oder andere mit den Beiden zusammen zu drehen und wenn ich schonmal in Berlin war, verstand ich ihren Gedanken der Kombination von Beidem. Also sagte ich ihrem Plan zu und wir verblieben so, dass sie sich melden würde, wenn feststünde ob und wenn ja, wann Dag und Vince zur Verfügung stehen würden. So gerne hätte ich geplappert wie ein Wasserfall. Gesagt dass wir uns all die Mühe sparen konnten und ich ihn auch einfach persönlich fragen konnte, weil ich eh gerade in seiner Wohnung war, aber ich hielt meinen Mund. Im Grunde wusste ich ja gerade sowieso gar nicht, ob er einen Anruf von mir überhaupt entgegen nehmen würde, weil ich ihn schließlich auch schon fast 2 Tage nicht gesehen hatte.

Kurz atmete ich durch. Mir war schon vor der Zugfahrt hierher bewusst, dass er auch arbeiten werden müsse, nicht jede Minute bei mir sein konnte, aber dennoch stimmte mich die Situation wie sie jetzt gerade war traurig.

Ein kurzer Blick auf die Uhr, die in der Küche hing, wo ich gerade an einer Art Hochtisch saß, verriet mir, dass ich mich jetzt wirklich beeilen musste, wenn ich pünktlich zu meinem Kaffee- Date mit meiner besten Freundin kommen wollte. Schnell war die Müdigkeit aus dem Gesicht geschminkt und die Lederleggings unter dem Oversize Pulli angezogen, ehe ich mit meiner Tasche bewaffnet aus der Tür sprintete.

In der Bahn nutze ich dann die ersten ruhigen Minuten des Tages um meine restlichen Nachrichten durchzulesen und auch Vincent endlich zu antworten.

,,Hey Süße, ich hoffe du hast noch gut geschlafen. Es tut mir echt leid wie das gestern Abend gelaufen ist und ich hoffe du bist nicht böse. Als ich zuhause war, warst du dann doch schon am schlafen und ich kanns dir nicht verübeln. Es war wirklich spät. Ich rechne fest damit heute nicht so lange zu brauchen und würde vorschlagen, dass wir heute Abend zusammen essen, wenn du willst. Ruf gerne mal durch wenn du wieder auf dem Heimweg bist. Ich vermisse deine Stimme."

Ein Kusssmiley beendete seine doch recht aufrichtige digitale Entschuldigung. Wie ich darüber fühlen sollte, war meinem Kopf noch nicht so ganz klar, aber seine Einsicht besänftigte mich zumindest und gegen ein Abendessen mit ihm gemeinsam hatte ich auch nichts einzuwenden. Also schrieb ich ihm schnell zurück, dass ihn auch wirklich vermisste und es bedauerte ihn so lange nicht mehr aktiv gesehen zu haben, obwohl wir doch teilweise keinen Meter voneinander entfernt waren. Ich berichtete, dass ich jetzt auf dem Weg ins Cafe war und mich melden würde, sobald ich mich von meiner Freundin verabschiedet hatte und auf dem Heimweg war. Dann könnten wir die Details für das Abendessen klären.

Als die Nachricht meinerseits abgeschickt hatte, nahm ich das laute Rauschen der U- bahn erst wieder aktiv wahr, atmete tief durch und warf einen Blick auf die Haltestellenanzeige. Noch zwei an der Zahl und es war an der Zeit auszusteigen und bis dahin war ich weiter unterwegs. Alleine in Berlin.

Das nächste Kapitel musste jetzt doch ein wenig auf sich warten lassen, dafür ist es einen Tick länger ;) Aber psssst das nächste ist bereits in der Pipeline also müsst ihr nicht allzu lange warten. Ich hoffe wie immer, dass es euch gefallen hat und ihr euch mindestens genauso wie ich auf den weiteren Verlauf freut !

Zwischen Liebe und Musik, Kapstadt und Berlin - SDP FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt