,,Du hast echt gedacht, dass das n Witz war? Ich glaubs ja nicht!"
Lachend warf er seinen Kopf in den Nacken und schloss gleichzeitig die weiße Türe zu seiner Wohnung auf. Trotzig schubste ich ihn leicht von der Seite und hinderte ihn somit etwas an seinem Vorhaben. Auf dem Weg zurück zu ihm hatte ich ihm in der Bahn gebeichtet, dass ich mir nach Dags Vorschlag den Song richtig im Studio aufzunehmen, zunächst nicht so sicher war, ob das nur ein Witz oder ein ernstgemeintes Vorhaben war und das ließ ihn anscheinend bis jetzt nicht los.
,,Du bist n Arsch. Wir haben getrunken und waren in ner Karaokebar. Natürlich könnt ihr da auch Scheiße reden."
Mittlerweile hatte er die Türe aufbekommen und wir waren im Flur angekommen. Gerade entledigte ich mich meiner schwarzen Boots, stabilisierte meinen einbeinigen Stand mit einer Hand an der Wand links von mir, als mir auffiel, dass Vincent immernoch nicht aus dem Lachen herauskam.
,,Sag mal, geht's denn langsam wieder?"
Mein Blick wanderte vor mich, ein Stück weiter durch den Flur, wo er circa 2 Meter entfernt von mir, stand und sich gerade seine schwarze Bomberjacke von den Schultern streifte.
,,Ne absolut nicht. Ich find das so zuckersüß."
Während er sprach, trat er den Flur wieder ein Stück zurück, auf mich zu und zog mich, bei mir angekommen, an der Hüfte mit beiden Händen zu sich. Meine Augen weiteten sich bei dieser Geste und ich war nicht ganz sicher, ob sich das nur so anfühlte, oder ob auch er das sehen konnte. Der Geruch von Qualm und seinem Parfum, die noch an seinem Tshirt hafteten, stiegen jetzt in meine Nase und ich sah zu ihm hoch. Mein Körper erstarrte etwas unter dieser Berührung, meine Atmung wurde schneller.
,,Ach ist das so?"
Doch anstatt auf meine provokante Frage zu antworten, drückte er seine Lippen auf meine. Ein Teil der Anspannung, die sich aufgrund meiner Unsicherheit in meinem Körper aufgebaut hatte, fiel in diesem Moment von mir ab und mein Körper entspannte. Mit Sicherheit wäre ich nicht hier, wenn er all das Gesagte in Südafrika nicht ernst gemeint hätte, aber trotzdem hatten die Tage ohneeinander uns gefühlt etwas voneinander entfernt. Dort war alles so ungezwungen gewesen, was passierte, passierte weil wir uns danach fühlten und weil die Umgebung unbeschwert war und eben genau das hergab. Hier in Berlin war das anders und das ich dies bereits jetzt noch dem ersten Tag hier bemerkte, machte mir Angst.
Ja, hier herrschten gewohnte Umstände und irgendwie war die unbeschwerte, leichte Atmosphäre aus Kapstadt weg. Ich wusste nicht mehr wann was, in welcher Situation angebracht wäre, was ihm zu viel oder zu früh sein könnte. Also machte ich gar nichts, was definitiv auch nicht der richtige Weg war, dennoch ging ich so sicher, dass all das, was geschah auch in seinem Sinne war.
Folglich bedeutete mir dieser Kuss jetzt die Welt und ich genoss einfach dieses kurze Gefühlsbekenntnis seinerseits, das so viel schwerer wog als tausend Worte. Am liebsten hätte ich diesen Moment kurz zur Ewigkeit gemacht.
,,Willst du noch was trinken oder braucht da langsam jemand eine Mütze Schlaf nach dem langen Tag?"
,,Wenn du magst, können wir uns noch ein Bier teilen, aber nur wenn du mich nicht weiter die ganze Zeit auslachst."
Das war scheinbar eine Abmachung mit der er leben konnte und so machten wir es uns mit der gekühlten Flasche auf dem großen grauen Sofa bequem und ließen den Tag Revue passieren.
,,Hast du irgendwelche Wünsche, was du in der Zeit hier in Berlin gerne unternehmen würdest? Ist ja schon etwas her, als du das letzte mal hier warst oder?"
Tatsächlich musste ich bei dieser Frage erstmal etwas überlegen, denn einen genauen Plan oder eine To do Liste hatte ich selbstverständlich nicht geschrieben.
,,So wirklich was geplant oder im Kopf habe ich ehrlich gesagt nicht. Nimm mich einfach mit in deinen Alltag, mach das was du sonst auch tun würdest, wenn ich nicht hier wäre und wenn ich dann noch spontan irgendwelche Eingebungen haben sollte, lass ich es dich wissen."
,,Da scheint jemand zu wissen, was er will. Abgemacht. Ab Montag werde ich wahrscheinlich auch wieder normal im Studio sein, sprich etwas weniger Zeit haben, aber ich gebe dir nen Schlüssel, dann kannst du kommen und gehen wie du willst wenn ich nicht da bin und die Zeit nach deinen eigenen Wünschen nutzen. Vielleicht hat deine beste Freundin ja auch Zeit und ihr könnt euch in der Zeit mal sehen, wenn du schonmal hier bist."
Hatte er gerade wirklich angeboten, mir einen Schlüssel für seine Wohnung zu geben? Mir war es völlig fremd, darauf jetzt zu reagieren, denn vor so einem Angebot stand ich in meinem bisherigen Leben noch nie. Wieso eigentlich Angebot? So wie er es aussprach, war es schon beschlossene Sache und er vollkommen fein damit, was mir natürlich schmeichelte.
,,Und das wäre echt okay für dich? Nicht, dass ich all deine goldenen Schallplatten und Auszeichnungen klaue, wenn du arbeiten bist."
Ironie war die liebste meiner Notlösungen, wenn ich gerade nicht wusste mit etwas umzugehen und die kam so auch hier wieder zum Einsatz und ließ ihn grinsen während ich einen großen Schluck aus der Bierflasche nahm.
,,Dein Koffer ist mit Sicherheit eh schon viel zu voll und schwer. Wenn du da wirklich noch eine reingequetscht bekommst, nimmt dich wegen der Überlastung kein Zug mehr mit zurück. Ich denke also, dass ich da safe bin."
Gott ich liebte es, dass er den selben Humor mit mir teilte und mich so mit meine kleinen Marotten immer wieder auf den Arm nahm. Doch auf diesen Seitenhieb fiel mir dann tatsächlich auch kein guter Konterspruch mehr ein und ich musste die verbale Niederlage eingestehen.
,,Touché."
Kurz schwanke unsere Unterhaltung nochmal zu unserem Abend in der Karaokebar. Wir sprachen über die Songs, die gesungen wurden, wie cool ich es fand auch Dag wiedergesehen zu haben und tranken das restliche Bier aus, ehe es wirklich an der Zeit war ins Bett zu gehen. Im Bad war Vince dann, wer hätte es gedacht, etwas eher mit seiner Abend- und Skincareroutine fertig als ich und ging schonmal vor ins Schlafzimmer, in das ich dann wenige Minuten später und in meinem XXL- Ramones Shirt bekleidet, folgte.
In Mitten des dunkelgrau gestrichenen Raums befand sich ein riesiges Boxspringbett, an der von der Tür gegenüberliegenden Wand; umrahmt von einem gedimmten, warmen Licht, das wahrscheinlich von einem LED Streifen hinter dem Bett kam. Mittelgroße grüne Zimmerpflanzen befanden sich rechts und links von ihm und verliehen dem Raum einen frischen und fast schon sauberen Geruch, der mich fast im Stehen augenblicklich einschlafen ließ. Alles in diesem Raum schrie nach Stil und Ruhe, war unglaublich einladend und ich konnte es kaum erwarten mich in dieses Bett zu legen, das schon von der Tür aus betrachten so aussah, als würde ich darin den besten Schlaf meines Lebens haben. Ganz zu schweigen von dem Menschen, der sich bereits oberkörperfrei und sitzend in ihm befand und meine Blicke so auf sich zog.
,,Willst du nur starren, oder kommst du jetzt auch mal zu mir?"
Lächelnd klopfte er auf die, von sich aus, linke Seite des Bettes, die zum Fenster hin zeigte und zog die dort liegende Bettdecke einladend dazu ein Stückchen zurück. Sofort tapste ich barfuß über den dunklen Parkettboden los, der bei manchen meiner Schritte ein wenig knarrte. Leicht hüpfte ich anschließend ins Bett, das sogar etwas höher als meine Hüfte war, legte die Decke über meinen Körper und rutschte rüber zu Vince, der unserer Schlafunterlage bereits ordentlich mit seiner Körperwärme vorgeheizt hatte.
Neue Woche, neues Kapitel und ich hoffe, dass es euch gefallen hat! Ich kann leider nicht dafür garantieren, dass das nächste Kapitel noch diese Woche den Weg zu euch findet, aber ich gebe mein bestes :)
Lasst wie immer gerne eure Meinung da, schreib einen Kommentar oder Votet für die Story
Wir hören uns :)
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Zwischen Liebe und Musik, Kapstadt und Berlin - SDP Fanfiction
FanfictionDiana und Vincent sind zurück aus Kapstadt, Sing meinen Song ist vorbei und die harte Realität in Deutschland ist zurück. Diana erlebt gefühlstechnisch das Hoch ihres Lebens, die ersten Rückmeldungen auf die Produktion sind überwältigend und dann is...