Weihnachten mit Liebe becklekert

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Dichter Schnee fällt über der kleinen Stadt in der ich spazieren gehe. Allein, nur mit meiner Musik stapfe ich durch die schneebedeckten Straßen und versuche nicht an Zuhause zu denken. Keiner Menschenseele begegne ich, was mich beruhigt aber gleichzeitig auch bedrückt. Es erinnert mich daran, dass ich alleine bin. Zuhause wartet niemand auf mich und ich werde auch nirgendwo erwartet, obwohl heute Weihnachten ist. Eine Träne rollt aus meinem rechten Auge und trotzdem zwinge ich mich zu einem Lächeln aber lasse meine Mundwinkel doch wieder fallen, denn es sieht ja sowieso niemand. Ich schaue auf den Schnee unter meinen Füßen und achte auf das Knirschen, dass bei jedem Schritt entsteht. Ich bleibe stehen, schaue nach oben und versuche das Gefühl, welches ich als Kind empfand, wenn es schneite, wieder zu fühlen, doch es klappt nicht. Plötzlich höre ich das Knirschen des Schnees hinter mir. Es wird immer lauter und scheint auf mich zuzukommen. Langsam drehe ich mich um und bekomme gleich Herzklopfen. Die Frau die nun nur einen Schritt entfernt vor mir steht, besucht mich jede Nacht in meinen Träumen. Ich habe sie lange nicht mehr gesehen oder gar mit ihr gesprochen, doch jetzt lächelt sie mich warm an und vermittelt mir direkt ein Gefühl von Wärme und Sicherheit. Automatisch heben sich meine Mundwinkel, doch Worte wollen meinen Mund noch nicht verlassen, zu überrascht bin ich noch über die plötzliche Begegnung. „Fröhliche Weihnachten Mia." höre ich ihre sanfte Stimme. „Fröhliche Weihnachten Frau..." fange ich an. „Lana." unterbricht sie mich lächelnd. Ich spüre wie mir das Blut in den Kopf schießt und mein Herz nur noch stärker anfängt zu klopfen, so laut sodass ich Angst habe, sie würde es hören. „Warum bist du hier draußen?" fragt Lana mich jetzt. „Naja, einfach um die ruhige Athmosphäre zu genießen." antworte ich und versuche meine Aufregung herunterzuspielen. „Alleine?" fragt sie leicht besorgt. Ich nicke leicht mit dem Kopf und schaue kurz zu Boden um mich zu sammeln und blicke dann wieder hoch. Augenblicklich treffen unsere Augen aufeinander. Ihre Smaragdgrünen Augen dringen in meine Seele ein und verleiten mich, mich mit meinen Eisblauen Augen in ihren Augen zu verlieren. „Komm mit zu mir, wir haben sowieso zu viel Essen für uns drei und meine Kinder würden sich bestimmt freuen dich kennenzulernen." meint Lana jetzt leise. „Wie, wie meinen Sie, Ehm du, wie meinst du das?" frage ich etwas verwirrt. „Komm einfach mit, sonst erfrieren wir beide gleich hier draußen." bestimmt sie fröhlich und nimmt meine eiskalte Hand. Sofort spüre ich ein heftiges Kribbeln und ich spüre wie sich ihre Wärme auf mich überträgt. „Meine Güte du bist ja eiskalt." sagt sie wieder besorgt und dreht sich dann um, um mich mit ihr mit zu ziehen. Kurz meine ich ein zufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht zu erkennen aber dass muss ich mir eingebildet haben. Es ist nicht weit bis zu ihr, denn ich bin an ihrem Haus vorbeigelaufen. Es war nicht von mir geplant, meine Beine hatten mich hierhergetragen, ich war so in Gedanken, dass ich das nicht mitbekommen hatte. An ihrem Haus angekommen, versuche ich immer noch herauszufinden ob ich gerade Träume, hoffe aber gleichzeitig, dass es diesmal nicht nur ein Traum ist, so wie sonst. Ich kneife mich zum erneuten Mal, doch ich muss schmerzlich erkennen, dass ich wach bin. Als wir eintreten, kommen uns gleich Lanas Kinder entgegen. Ein Mädchen ca. 12 und ein ca. 10 jähriger Junge. Lana stellt mir die beiden lächelnd als Marie und Ben vor. Beide sind aufgeregt und scheinen schon mit mir gerechnet zu haben. Mir fällt auf, dass ich mich hier sofort richtig wohl fühle und automatisch wird mein Herz wärmer, die schlechten Gedanken von vorhin verschwinden komplett und ein echtes aufrichtiges Lächeln ziert meine Lippen. Lana meint, dass wir ins Wohnzimmer gehen sollten um endlich Essen zu können. Sofort ziehen mich die beiden mit und wollen mir unbedingt den Tannenbaum im Wohnzimmer zeigen. Hinter mir höre ich Lana leise Lachen, was mich gleich noch glücklicher macht. Nachdem ich den wunderschön geschmückten Tannenbaum gelobt habe, setzen wir uns alle an den Esstisch. Mein Platz ist direkt neben Lana, was mich etwas nervös macht. Sie scheint das aber zum Glück nicht zu bemerken. Wir fangen an zu Essen und die Marie und Ben erzählen mir fröhlich was sie sich gewünscht haben und wie sehr sie sich über den Schnee freuen. Dabei bemerke ich nicht, dass Lana mich die ganze Zeit glücklich beobachtet. Irgendwann, wir sind längst nicht mehr am Essen, mittlerweile hat sich ein Gespräch zwischen mir und Lana entwickelt, schickt Lana die Kinder nach oben. Aufgeregt laufen die zwei hoch und sofort umgibt uns eine kaum auszuhaltende Stille, die ich zu brechen vermag. „Lana, erstmal will ich mich bedanken, dafür dass ich hier mit dir und deinen Kindern feiern darf, ich muss gestehen alleine wäre ich jetzt schon im Bett aber ich verstehe nicht wieso?" sage ich aufrichtig. „Ich...also." Lana versucht die richtigen Worte zu finden bevor sie nochmal anfängt zu reden. „Ich habe dich vorhin nur zufällig als ich in der Küche stand gesehen und habe mir gedacht, wieso lade ich dich nicht ein." meint sie etwas zögerlich. Etwas enttäuscht über diese Antwort schaue ich kurz aus dem Fenster, ich hatte schon wieder Hoffnung gehabt. Dann aber lächle ich sie wieder an. „Danke Lana, das bedeutet mir viel, viel mehr als du je glauben würdest." entgegne ich also. Sie schaut mich einen Moment lang an, bevor sie vorschlägt den Tisch abzuräumen und dann gemeinsam die Geschenke unter den Baum zu legen. Sofort schiebe ich meine Gedanken beiseite und mache mit. Ich sollte wenigstens diese kurze Zeit zusammen genießen. Nachdem die letzten Geschenke unterm Baum liegen, lässt Lana eine Glocke läuten, was wohl für die Kinder das Zeichen ist, ins Wohnzimmer zu kommen. Wenig später stehen sie in der Tür. Ihre Blicke sind auf den Baum gerichtet, dann laufen sie aufgeregt zum Baum und stürzen sich auf die Geschenke. Lächelnd beobachte ich diese Szene und muss an mich früher denken. Früher war ich genauso aufgeregt an Weihnachten. Auf einmal steht Lana neben mir, ich wende mich ihr zu. Sie schaut in meine Augen und wischt somit meine traurigen Gedanken beiseite. Sie lächelt mich warm an, was mir wieder starkes Herzklopfen beschert. „Ich habe etwas für dich." meint sie leise und hält mir eine kleine Schachtel hin. Etwas überfordert trete ich einen Schritt zurück. „Ehm aber ich habe kein Geschenk für dich." protestiere ich leise. „Doch, dass du heute hier bist, ist für mich das größte Geschenk." lächelt sie sanft und drückt mir die Schachtel in die Hand. „Danke." kommt es leise von mir, während ich das Geschenk eine Weile betrachte. „Na los, mach schon auf." lacht sie jetzt. Vorsichtig öffne ich die Schleife und hebe dann den Deckel hoch. Eine Goldene Kette mit einem kleinen Herz auf dem ein M eingravieret ist, kommt zum Vorschein. „Wow, die ist wunderschön." kommt es leise von mir. „Soll ich sie dir umhängen?" fragt Lana ebenso leise. Ich nicke. Sie nimmt die Kette, tritt hinter mich und legt sie um meinen Hals, während ich meine Haare zur Seite schiebe. Ihre Hand berührt dabei meinen Rücken, was mir sofort Gänsehaut beschert. Aber es fühlt sich gut an. Ich drehe mich zu ihr um und merke jetzt, wie nah sie mir steht, so nah, dass wir uns beinahe Küssen könnten. Bei diesem Gedanken spüre ich wie ich rot anlaufe und schnell schaue ich woanders hin, doch Lana hat es bemerkt und fragt mich woran ich gerade denke. Erschrocken schaue ich wieder in ihre Augen und versinke ein zweites Mal heute in ihnen. „Ich...also, ich denke wie..." fange ich an zu stottern. „Guck mal ich habe auch was für dich." unterbricht mich Ben plötzlich und lächelt mich stolz an, als er mir ein kleines Zerknauschtes Geschenk hinhält. Froh über die Unterbrechung, wende ich mich ihm zu. „Wow, das ist aber toll eingepackt, das ist für mich? Dankeschön." lächelnd nehme ich es entgegen und packe es aus. Eine kleine Tüte Gummibärchen versteckt sich in dem Paketchen. „Dankeschön." lächle ich Ben an, der Stolz seine Mama anschaut, die ihm lächelnd über den Kopf streichelt. Wir wenden uns wieder den Kindern zu und vergessen unser Gespräch.
Einige Zeit später merken wir wie müde die beiden sind und Lana bringt die beiden ins Bett. Währenddessen sitze ich auf der Couch und denke nochmal über den ganzen Tag nach. Es war ein wirklich schöner Tag seid langem und zum ersten Mal seid einem Jahr, hatte ich mich mal wieder richtig wohl gefühlt und meine Probleme nach hinten schieben können und einfach nur spaß gehabt. Ich höre Schritte von der Treppe und dann sehe ich Lana. Ich stehe sofort auf und will schon anfangen mich für alles zu bedanken und mich zu verabschieden, doch Lana hält mir ihren Finger auf die Lippen und schaut mir in meine Augen. Sofort werde ich wieder nervös. „Ich habe dir vorhin nicht ganz die Wahrheit gesagt." meint sie jetzt leise. Hoffnung keimt wieder in mir auf, doch ich halte sie versteckt. „Was meinst du damit?" frage ich also versucht mir nichts anmerken zu lassen. „Mia, du brauchst deine Gefühle nicht vor mir zu verstecken, ich weiß dass du was für mich empfindest." entgegnet sie sanft und unterbricht mich gleich wieder als ich mich dazu äußern will. „Ich habe auch Gefühle für dich." sprudelt es aus ihr heraus. Dann ist es einen Moment still zwischen uns. Ich meine ihren Herzschlag zu hören und hebe vorsichtig meine Hand. Ganz zaghaft lege ich meine Hand auf ihr Herz und spüre ihren Heftigen Herzschlag. Sofort wird mir warm und ein Lächeln breitet sich wieder auf meinen Lippen aus. „Also magst du mich?" frage ich um sicher zu gehen, dass ich es wirklich richtig verstanden habe. „Nein Mia, ich liebe dich." meint sie sanft. Eine Träne rollt aus meinem rechten Auge. „Du weißt nicht wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe." murmle ich leise und gehe wieder einen Schritt auf sie zu. Unsere Lippen nähern sich einander. „Ich habe auch sehr lange auf diesen Moment gewartet." haucht sie gegen meine Lippen bevor sie aufeinander treffen und sich verbinden. Es fühlt sich an als würde in mir ein Feuerwerk explodieren und um uns herum die Zeit still stehen. Unsere Lippen bewegen sich gegeneinander und lassen mich alles um uns herum vergessen. Erst als wir uns lösen wird mir bewusst, was gerade passiert ist und nur um sicher zu gehen, dass ich das hier nicht doch Träume, verbinde ich meine Lippen erneut mit den Lippen der wunderschönen Frau vor mir. Sie erwidert den Kuss und zieht mich näher an sie heran. „Ich liebe dich." murmle ich leise dazwischen und lasse mich dann glücklich in einen erneuten Kuss fallen. Diesen Tag werde ich nie wieder vergessen und er ist nur der Anfang von einem wunderschönen Leben, dass ich sonst nur aus meinem Träumen kenne.

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