Ich habe mich in dich verliebt

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Ich sitze in einem kleinen Cafe, hier bin ich öfter in letzter Zeit. Es ist gemütlich hier und auch meine Tochter liebt es hier. Wie jeden Tag sitze ich auf meinem Lieblingsplatz am Fenster, meine Tochter liegt ruhig schlummernd in ihrem Kinderwagen. Ich nippe an meinem Cappuccino, während ich ein Buch lese, zwischendurch beobachte ich Lina. Jedesmal fällt mir ein Lächeln auf die Lippen. Lina ist so süß, ich liebe sie, ich will das sie ein wunderschönes Leben bekommt aber immoment weiß ich nicht, ob ich ihr das geben kann. Ich bin 16 fast 17. Der Vater war ein wildfremder Mann, der mich vergewaltigt hatte. Manchmal falle ich deshalb immer noch in ein dunkles Loch, doch Lina, Lina holt mich immer wieder da heraus, in ihre bunte Welt zurück, sie muss nur Lachen und schon ist alles wieder perfekt. Ich lebe allein mit Lina in einer kleinen Wohnung. Wir leben von Hartz 4. Ja, es ist sehr schlimm, ich hasse mein Leben aber was soll man anderes erwarten, wenn man vergewaltigt wird und sich dann auch noch die Eltern und Familie von einem abwenden, nur weil man sich für das Kind entschieden hat.

Ich versuche die aufkommenden Erinnerungen zu verdrängen und schaue aus dem Fenster, eine Träne rollt meine Wange entlang. Plötzlich tritt eine Frau an meinen Tisch. "Darf ich mich, hier zu euch setzen?" fragt sie mich freundlich. Schnell wische ich die Träne weg und schaue sie an. ~wow...sie ist wunderschön, irgendwie hat sie so eine Ausstrahlung von Freundlichkeit, Liebe und Aufmerksamkeit...wer ist diese Frau?~ Langsam nicke ich, neugierig schaue ich sie an. "Ist das deine Schwester, sie ist ja unglaublich süß." sagt sie freundlich lächelnd. Ja, das passiert öfter, Menschen halten meine Tochter und mich für Geschwister aber ich kann es ihnen auch nicht verübeln, ich würde dasselbe wahrscheinlich auch denken.
"Nein, sie ist meine Tochter und ja, sie ist unglaublich süß, sie ist mein kleiner Engel." antworte ich leise und schaue dabei zu Lina. "Oh, tut mir leid..." fängt sie an. "Ach nein, kein Problem. Es ist ja auch recht ungewöhnlich, ich mein ich bin erst 16." unterbreche ich sie schnell und schaue in ihre Augen. Ihre Augen sind braun, schokoladenbraun, wenn ich genauer schaue, sehe ich kleine schwarze Punkte darin. Die Frau schaut mich schief grinsend an. Ich werde rot. "Sorry, ich wollte Sie nicht so anstarren." sage ich schnell und unterbreche den Augenkontakt. "Ist gar kein Problem." schmunzelt sie. "Du kannst mich aber Sabina nennen." Verwundert schaue ich sie an, dann lächle ich. "Mein Name ist Leona, du kannst mich aber auch Leo nennen, ist mir lieber." sage ich. "Was liest du da?" fragt sie auf das Buch schauend. "Harry Potter und der Feuerkelch, ein sehr tolles Buch." antworte ich aufgeregt. Wenn über Harry Potter und die Zaubererwelt geredet wird, bin ich immer gleich ganz begeistert und aufgeregt. Sie lächelt und sagt:"das scheint dein Lieblings Buch zu sein." "Oh ja, ich liebe Harry Potter, die Geschichten sind so spannend und zauberhaft toll..." erzähle ich gleich aufgeregt.

Nach einer Weile, in der wir uns über unsere Interessen unterhalten haben, die sich so ziemlich ähneln, wacht Lina auf. Sie weint ein bisschen, weshalb ich sie aus dem Kinderwagen herausnehme und auf meinen Schoss setze. "Schau mal Lina, das ist Sabina, sie ist wirklich sehr nett." sage ich zu Lina. Sie schaut zu Sabina herüber, dann streckt sie die Arme zu ihr aus und fängt wieder an zu weinen. "Ich glaub sie möchte zu dir." grinse ich verlegen. "Na, dann komm mal her." sagt sie spielerisch und nimmt Lina entgegen. Sobald Lina in Sabinas Armen liegt, lacht sie. "Sie mag dich." schmunzel ich. "Hey, du kleine Maus..." murmelt Sabina spielerisch. ~sie wäre eine tolle Mutter, sie würde ihr wahrscheinlich auch das Leben geben können, das ich ihr nicht geben kann...aber sie ist mein Kind und ich würde Lina nie im Leben abgeben~
Ich schaue eine Weile zu, wie Sabina mit Lina herumalbert. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen. Es macht mich glücklich, beide so glücklich zu sehen. ~warte, beide? Seit wann, ist es mir wichtig dass eine fremde Person glücklich ist? Normalerweise meide ich fremde Personen, da sie mich auch meiden aber diese Frau war interessiert an mir und so habe ich sie auch gleich in mein Herz geschlossen. Vielleicht ist sie wie eine Mutter für mich? Nein, so fühlt es sich nicht an...aber was ist das sonst für ein Kribbeln im Bauch, dass ich spüre~

Ganz in Gedanken, habe ich gar nicht bemerkt, dass Sabina, Lina zurück in den Kinderwagen gelegt hat, da sie wieder eingeschlafen ist. Plötzlich nehme ich ihre Hand auf meiner wahr. Tausend Stromschläge schlagen auf meine Haut ein. Erschrocken ziehe ich meine Hand ein Stück weg, doch Sabina hält sanft meine Hand fest. Ich schaue sie verwundert an. Sie lächelt mir warm entgegen, ich könnte dahinschmelzen. Auf einmal habe ich alles um uns herum ausgeblendet, die Geräusche sind nur noch gedämpft zu hören und die vielen Farben um uns herum, sind verschwommen, mein Blick ist allein auf diese Frau fokussiert. Genauer gesagt auf ihre Augen. Sie erwiedert meinen intensiven Blick. "Darf ich dir eine Frage stellen?" fragt sie leise. "Klar." antworte ich ebenso leise. "Du bist Single?" macht sie eher eine Festellung als eine Frage und kommt mir etwas näher. Ich nicke nur und rücke ihr ebenfalls näher. Unsere Gesichter sind nun Millimeter voneinander entfernt. Ich spüre ihren Atem auf meinen Lippen. "Als ich dich draußen im Fenster sah, wusste ich, dass du jemand ganz besonderes bist und die gemeinsame Zeit jetzt, hat mir das auch bestätigt. Du bist ein ganz toller, besonderer Mensch und ich glaube ich habe mich durch das Fenster, in dich verliebt." flüstert Sabina jetzt ernst. Gerührt von den Worten, kullern mir einige Tränen aus den Augen. Vorsichtig legt sie ihre Hand an mein Gesicht und wischt sie mit ihrem Daumen weg. Mein Herz rast und mein Bauch kribbelt heftiger als zuvor. ~ich glaube ich habe mich in dich verliebt~
"Ich merkte auch bereits, als du gefragt hast, ob du dich setzen darfst, das du besonders, liebevoll, freundlich und aufmerksam bist und auch diese Vermutung hat sich während unserer Zeit bestätigt...ich fühle mich einfach fantastisch seid du da bist. Ich habe mich in dich verliebt."entgegne ich ebenfalls flüsternd. Unsere Münder bewegen sich zueinander, bis sie sich berühren. Sie passen perfekt aufeinander. Ein wohliges Kribbeln durchströmt meinen Körper. ~dieser Frau, würde ich mein Kind anvertrauen, mit dieser Frau will ich mein Leben verbringen~
"Ich will dich jetzt auch gar nicht mehr verlassen, ich möchte mit dir zusammen sein, und eine zweite Mutter für deine Tochter werden." Tränen der Rührung kullern mir erneut  aus den Augen. "Ich möchte das auch." schluchze ich vor Glück. Sie lächelt und nimmt mich in den Arm. In ihrer Umarmung fühle ich mich, geborgen, sicher und geliebt.

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