Der Brief 2

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Eine Träne verlässt meine Augen und tropft auf den Brief herunter. Ich lese den Brief noch ein zweites und ein drittes Mal. Schmetterlinge fliegen in meinem Bauch und meine Hände zittern leicht. Ich kann es kaum glauben, was darin steht. "Ist das hier wirklich echt, oder träume ich?" murmel ich. "Ne, das ist echt. Was schreibt sie denn?" fragt Nele neugierig. "Dass sie mich liebt." antworte ich schwärmend und drücke den Brief an mich. Ich schließe kurz die Augen. Vor mir spielen sich sogleich Möglichkeiten ab, wie der Samstag ablaufen könnte und ich bekomme etwas Angst. "Was wenn ich was falsch mache, wenn ich nicht bereit dafür bin...?" stammel ich jetzt. "Wofür?" fragt Nele. "Sie erwartet mich am Samstag um 19 Uhr, bei einem Restaurant." antworte ich verzweifelt. "Du schaffst das, da bin ich mir sicher. Du wartest solange darauf, du wirst sicher nichts falsch machen und wenn, dann wird sie es verstehen, wenn nicht, dann liebt sie dich nicht." versucht sie mich aufzumuntern. "Bist du sicher?" frage ich sie. "Ja, mach dir keine Gedanken. Es läuft meistens nicht alles glatt, das gehört halt dazu, dass wichtigste ist, dass ihr beide Spaß habt, ihr gut zusammenpasst und ihr euch trotz Fehler liebt." spricht Nele. "Das hast du jetzt aber schön gesagt." lache ich, sie stimmt mit ein. "Siehst du, geht doch." meint sie zufrieden und hält bei der nächsten Patientin. Den Rest des Tages, kann ich mich kaum auf irgendwas konzentrieren, ich bin so in Gedanken beim nächsten Tag und so aufgeregt. Am Ende des Arbeitstages, wünscht Nele mir viel Glück und viel Spaß, zum Abschied. Und ich nehme mir fest vor, mich bei ihr am nächsten Montag angemessen zu bedanken. Wäre sie nicht, wäre ich nie so weit gekommen. Das erste was ich tue, als ich Zuhause ankomme, ist mit meinen Freunden schreiben. Ich erzähle ihnen alles, sie wollen mir zwar erst nicht glauben aber das ist mir egal. Da ich immer mit ihnen darüber reden konnte und sie von allem wussten, könnte ich ihnen so etwas einfach nicht verheimlichen, dafür kann ich zu schlecht Sachen für mich behalten, wenn sie mich betreffen. Ich verabrede mich für den nächsten Tag mit meiner Schwester, damit sie mir beim Outfit und meiner Frisur hilft und gehe dann auch früh ins Bett, weil ich einfach nicht abwarten kann.

Am nächsten Tag bin ich so aufgeregt, dass ich schon um 9 wach werde und keinen Schlaf mehr finde. Ich gehe erstmal lange duschen und rasiere mich dabei. ~man weiß ja nie...~ Nach dem Abtrocknen creme ich meinen gesamten Körper mit Körperlotion ein und sprühe mir Deo und Parfüm auf. Dann suche ich mir meine Lieblingsunterwäsche aus dem Schrank und ziehe sie an. Aufgeregt stehe ich vor dem Spiegel. ~ist mein Körper gut genug? wird sie in mögen? ich bin doch viel zu hässlich... Quatsch, hör jetzt auf so zu denken, sie mag dich so wie du bist und du bist nicht wirklich dick, du hast nur etwas mehr Bauch...~ versuche ich mich selbst zu überzeugen und betrachte mein Spiegelbild angestrengt um etwas Schönheit zu entdecken. "Was machst du dir jetzt Gedanken darüber, wir werden nur Essen gehen." sage ich laut zu meinem Spiegelbild. Dann ziehe ich mir meinen Bademantel über und lege mich aufs Bett. "Was soll ich denn jetzt machen?" frage ich in die Stille. Es ist erst 11:00. Meine Schwester wollte so um 17 Uhr kommen. Ich öffne meine Leseapp und versuche etwas zu lesen aber lange kann ich mich nicht darauf konzentrieren. Frustriert lege ich mein Handy beiseite. Ich bin ganz alleine Zuhause, da meine Eltern mit meiner kleinen Schwester heute einen Ausflug machen, dafür sind sie schon früh losgefahren. Ich bin echt froh darüber. Ich entscheide mich laute Musik zu hören und singe laut stark mit fröhlichen Liedern mit. Tatsächlich habe ich schon ewig keine fröhlichen Lieder mehr gehört aber jetzt gibt es kein Grund mehr zum traurig sein.
Irgendwann wird mir das aber auch zu langweilig und ich denke an die letzte Woche, an die Momente mit Simone. Ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus, ich stelle mir vor wie sie vor mir steht und mich ansieht, wie ich sie gegen die Wand drücke und verlangend küsse. Sie erwiedert den Kuss und zieht mich näher an sich heran. Plötzlich klingelt mein Handy. Erschrocken schlage ich die Augen auf und ärgere mich über denjenigen der mich gerade unterbrochen hat. Trotzdem schaue ich auf mein Handy und könnte es am liebsten gegen die Wand schmeißen. Eine Email, natürlich wird nicht angezeigt was für eine Art Email es ist, aber ich bekomme mehrmals am Tag ständig Emails und es ist immer nur Werbung. Wo ich aber schon am Handy bin, öffne ich die Email trotzdem, es kann ja sein, dass es irgendwas von der Schule ist oder was anderes wichtiges. Ein enttäuschtes Kribbeln breitet sich in meinem Bauch aus, als ich sehe dass es sich um ne kack Versicherungswerbung handelt. Ich seufze einmal laut und gehe dann auf meine Bildergalerie und schaue mir Bilder an. Dabei tauchen auch Bilder von Simone auf, zwei Bilder habe ich damals im Internet von ihr gefunden, mehr habe ich nicht. Ich starre eine Ewigkeit auf die lächelnde Simone auf dem Foto und spüre gleich wieder Schmetterlinge in meinem Bauch.

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