Aufgeflogen

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Ich bin auf dem Weg zur Schule, nicht zu meiner Schule, sondern die Schule auf der "Sie" unterrichtet. Ich habe Urlaub und konnte nicht wiederstehen sie einmal wenigstens ganz kurz wiederzusehen. Deshalb bin ich sehr früh aufgestanden, jetzt sitze ich grade im Zug. Ich bin super aufgeregt, ich habe mir dafür einen viel zu großen, schwarzen Pullover mit Kapuze angezogen, damit ich mich eventuell, wenn es sein muss vor ihr verbergen kann, also ich hatte vor gleich von Anfang an mit Kapuze zu laufen, ich mein man weiß ja nie. Meine Haltestelle wird angesagt, mit leichtem Zittern stehe ich auf. Am Bahnhof setze ich mich gleich in einen Bus, jetzt sind es nur noch 5 Haltestellen. Hoffentlich ist sie auch da und nicht ausgerechnet heute krank... Wieder wird meine Haltestelle angesagt. ~Soll ich es doch lieber lassen, jetzt habe ich noch die Chance es abzubrechen...Nein, jetzt bin ich schon so weit, ich werde es durchziehen.~ Entschlossen stehe ich auf, drücke auf den Halteknopf und warte darauf, dass der Bus hält.

Ich stehe vor dem Schulgebäude, überall verstreut stehen jeglich Schüler die mich nicht beachten. Ich richte meine Maske, ziehe meine Kapuze über und versuche den Lehrerplatz ausfindig zu machen. Nach wenigen Minuten, in denen ich mich irgendwie beobachtet fühle, da ich wahrscheinlich total bescheuert aussehe, wie ich die ganze Zeit hin und her renne, beschließe ich ins Gebäude zu gehen. Meine Schultasche auf dem Rücken ist fast leer, sie dient nur der Tarnung.

Viele Kinder und Jugendliche tumeln sich hier, ich quetsche mich durch die Menge an eine etwas ruhigere Stelle und lasse dann meine Augen über die Menge gleiten. Eine Weile sehe ich keine Lehrer, mittlerweile bin ich so aufgeregt, meine Beine sind wie Gummi. Plötzlich sehe ich etwas, eine Frisur, dann die dazugehörige Person. Sie ist es, dass weiß ich sofort. Jetzt dreht sie sich in meine Richtung. Mein ganzer Körper kribbelt und ich fange leicht an zu schwitzen. Für einen kurzen Moment, denke ich sie hat mich gesehen aber dann dreht sie sich zur Seite. Erleichtert atme ich aus, ich habe gar nicht bemerkt, dass ich aufgehört habe zu atmen. Ich drehe mich leicht weg um erstmal wieder klar zu werden, als mir plötzlich jemand auf die Schulter tippt. "Sie wissen doch im Schulgebäude keine Kaputze." erkenne ich "Ihre" Stimme. Erschrocken zucke ich zussammen. ~Scheiße was mache ich jetzt...~ langsam nehme ich die Kapuzze ab, immer noch von ihr weggedreht. Mein Herz pocht stark gegen meine Brust und meine Finger zittern stark. "Könnten Sie mich vielleicht auch anschauen, ich würde gerne wissen wer Sie sind." fordert sie mich jetzt auf. ~jetzt ist alle vorbei, ich habe verkackt, mein Leben ist vorbei...~ Die letzte Hoffnung liegt nun auf meiner Maske, die mein halbes Gesicht verdeckt. Ich drehe mich also zu ihr. "Wer sind Sie, ich habe Sie hier noch nie gesehen?" fragt sie mich dann und zieht eine Augenbraue hoch. ~als ob sie mich wirklich nicht erkennt...~ ein Stich geht durch mein Herz, trotzdem bin ich etwas erleichtert. "Ehm, also ich..." fange ich an. ~lass dir jetzt einfach irgendwas einfallen...~ "Ich heiße Lena, aber ich bin keine Schülerin hier, ich will...für meine kleine Schwester schauen wie die Schule hier so ist, meine Eltern interressieren sich nähmlich nicht dafür." stammel ich los. "Ach, warum haben Sie sich denn nicht gemeldet, ich kann Sie auch herumführen." sagt sie nun freundlich. "Gerne..." sage ich verlegen. Was soll ich sonst sagen. "Dann komm mal mit." fordert sie mich wieder auf und ich folge ihr.

"So und dass ist einer der Klassenräume." erzählt sie gerade. Wir stehen gerade in einem leeren Klassenzimmer, ich tue so als würde ich mich interessiert umsehen und laufe ein wenig im Raum herum, dabei bemerke ich dass sie mich etwas nachdenklich beobachtet. "Irgendwoher kenne ich Sie." kommt es plötzlich von ihr. Ruckartig bleibe ich stehen ~scheiße das war es, jetzt ist alles aufgeflogen, sie merkt das ich gelogen habe...~ Ich drehe mich zu ihr. "Ehm, ok. Das kann aber nicht sein." versuche ich mich noch zu retten. Immer noch nachdenklich schaut sie mich an. "Sie erinnern mich an eine ehemalige Schülerin..." murmelt sie jetzt und schaut angestrengt zur Seite, als würde sie versuchen sich zu erinnern. "Leo...also ich meine Leonie, ja an sie erinnern sie mich." fällt ihr ein und erfreut sieht sie mich an. Ich werde knallrot und wieder pocht mein Herz stark gegen meine Brust, ich fange an zu zittern und meine Finger werden ganz feucht. "Ist alles ok bei Ihnen?" fragt sie plötzlich und läuft langsam auf mich zu. Ich trete ein Schritt zurück, was sie dazu verleitet, verwirrt stehen zu bleiben. "Ich...also, ehm." stammel ich. "Nehmen Sie mal die Maske ab, Sie sehen so aus, als kriegen Sie schlecht Luft." fordert sie mich besorgt auf. ~Fuck, fuck, fuck. Was mache ich jetzt?~ Ich gebe auf, mein Körper wird schlapp, und ich schaue weg. Ich atme einmal tief ein und aus und schaue dann zurück. "Es tut mir leid..." murmel ich jetzt. "Was ist los?" sie kommt jetzt doch wieder näher. Ich kann ihrem Blick nicht standhalten und schaue wieder weg, zu groß ist die Angst, dass sie mich hasst, sobald sie mich erkennt. Ich trete wieder einen Schritt zurück, doch diesmal ist die Wand hinter mir. Jetzt habe ich keinen Ausweg mehr, sie kommt näher. Jetzt steht sie genau vor mir. Sie hebt ihre Hand und richtet mein Gesicht wieder in ihre Richtung. Eine Träne rollt mir die Wange entlang und wird von der Maske verschluckt. Jetzt zieht sie langsam meine Maske herunter und keucht erschrocken auf. "Leonie!" ruft sie und tritt einen Schritt zurück. Ich lasse meinen Kopf wieder sinken. "Es tut mir so leid." murmel ich wieder. Einen Moment herrscht Stille zwischen uns. ~was denkt sie jetzt von mir?...~ "Warum haben Sie das gemacht?" fragt sie plötzlich leise. Ich antworte nicht. Eine weitere Träne rollt mir das Gesicht entlang und eine weitere folgt aus dem anderen Auge. Plötzlich drückt sie wieder sanft mein Kinn hoch. "Leonie, bitte sprechen Sie mit mir." spricht sie ernst. "Ich wollte Sie eigentlich nur noch einmal sehen..." antworte ich leise und hoffe sie hat es nicht verstanden. "Was mich. Ja klar, erzähl mir die Wahrheit." spricht sie jetzt etwas genervt und ungläubig und lässt mein Kinn los. Fassungslos sehe ich sie an. "Aber, das ist die Wahrheit..." verusche ich es nochmal. "Komm wir setzen uns jetzt erstmal." schlägt sie vor und nimmt meine Hand. Mit aufgerissenen Augen schaue ich auf unsere Hände, ein Kribbeln durchfährt meinen ganzen Körper. Ich lasse mich von ihr mitziehen. An einem Tisch setzen wir uns nebeneinander. Sie dreht ihren Stuhl so, dass sie mich anschauen kann. Ich lege einen Arm auf den Tisch um mich zu stützen, ich bin immer noch sehr wackelig. Dann legt sie ihre Hand auf meine und schaut mir intensiv in die Augen. Wieder durchströmt mich ein gewalttätiger Stromschlag. "Sie...ich sage jetzt einfach mal du. Du bist wegen mir hier?" fragt sie nochmal nach. Ich nicke langsam und unsicher. ~worauf will sie hinaus?~ Sie zieht ihre Maske ebenfalls herunter, jetzt kann ich ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen erkennen. Verwirrt schaue ich sie an. "Du weißt gar nicht, wie unglaublich glücklich ich grade bin." flüstert sie auf einmal und legt ihre andere Hand auf meinen Oberschenkel. Erschrocken schaue ich dort hin. Mehrere kleine Stromschläge spüre ich dort und im ersten Moment will ich mein Bein aus Reflex wegziehen aber ich lasse es dort. Es fühlt sich gut an. Langsam schaue ich wieder auf, in ihre wunderschönen, glänzenden, grünen Augen. "Wieso?" flüstere ich. "Ich liebe dich Leo, ich habe ewig gewartet darauf, dass ich nur ein kleines Zeichen von dir bekomme..." haucht sie mir schon fast entgegen. Mein Herz macht purzellbäume und meine Schmetterlinge im Bauch fühlen sich plötzlich noch aktiver an. Mein Gehirn schaltet aus und ich bewege meinen Kopf zu ihrem hin. Ich schließe meine Augen. ~bitte küss mich...~ Ich spüre ihre Lippen auf meinen. Ich fühle mich als würde alles in mir explodieren und äußerlich schmelze ich dahin. Unsere Lippen harmonisieren miteinander und wir werden schneller, fordender. Mit meiner Zunge streiche ich über ihre Lippen. Sofort öffnet sie ihren Mund, ein Zungenkampf empfacht sich. Der schönste Moment meines Lebens...

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