Teil 12

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"Es tut mir Leid Miss Williams. Mir fällt es schwer, so ein Talent, wie Sie es besitzen, gehen zu lassen aber alle Stipendien sind derzeit vergeben."
„Ich bitte Sie. Ich möchte unbedingt die Clara tanzen! Bitte geben Sie mir eine Chance!" Ich bin erbärmlich so zu betteln.

Sie lächelte traurig "Miss Williams. Ich kannte ihre Mutter."
„Sie...Sie kannten Mum?" „Serena war schon als Mädchen immer klein und zart, genau wie Sie, sie tanzte so schön und ausdrucksstark, sie konnte dieses Gefühl transportieren. Du hast dieses Talent von ihr geerbt. Technisch korrekt tanzen kann jeder. Du, genau wie deine Mutter, tanzt mit deinem Herzen und spürt man als Zuschauer. Auch wenn Sie hier nicht weiter tanzen. Hören Sie bitte nicht auf."

„Bitte, gibt es keine andere Möglichkeit?" meine Stimme zitterte leicht und ich spürte das drückende Gefühl hinter meinen Augen, das Tränen ankündigte.
Sie sah nachdenklich aus dem Fenster. Dann änderte sich ihre Gesichtsausdruck. "Eine Möglichkeit gibt es noch. Die Stipendien werden nächstes Jahr neu vergeben. Wenn Sie nächstes Jahr nach London fliegen, vermerke ich sie. Ich habe so etwas in meiner Laufbahn als Direktorin noch nie getan, aber wenn Sie nächstes Jahr für das Stipendium vortanzen, haben Sie gute Chancen. Ihre Noten müssen sich verbessern und Sie brauchen natürlich die Unterschrift ihres Vaters."

Das Hochgefühl verflog sofort wieder. „Wozu" begann ich. „Sie sind noch nicht volljährig. Die Unterschrift ist zwingend notwendig. Rechtlich gesehen." Ich nickte. „Vielen Dank Miss White. Ich werde hier sein und ich werde überall auf einer 1 oder 2 stehen. Danke für diese Chance."
Ein Jahr. Ich muss nur ein Jahr länger warten.

Die restlichen Tage vergingen viel zu schnell und am Samstag verabschiedete ich mich von Sebastian und Maria. Er nahm mich fest in den Arm. „Viel Erfolg da drüben, wir werden uns sicher wieder sehen, die Ballettscene ist nicht so groß, wie man denkt", dann war er gegangen.

Ich war nicht nur wegen Tim und Lilli traurig, in Sebastian hatte ich einen neuen Freund gefunden, den ich zu Beginn unserer Freundschaft wieder verlassen musste.

Auch Maria hatte Tränen in den Augen, als sie mich zum Abschied fest an sich drückte. „Du wirst mir fehlen, wem kann ich denn jetzt immer Eiseimer ins Zimmer schmuggeln".
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
„Ich habe ein Abschiedsgeschenk für dich Piccola" sie holte ein in braunes Packpapier eingepacktes Päckchen. „In den letzten Tagen habe ich mich nach der Arbeit hingesetzt und alles aufgeschrieben, pack es aus."
Ich öffnete vorsichtig das Papier. Es war ein Buch. „Ist das etwas ein Kochbuch?"
Sie nickte stolz „Ja, alle Rezepte sind noch von meiner Oma. Ich habe sie noch nie jemandem verraten" sie warf mir einen verschwörerische Blick zu.

„Ich frage mich immer, warum du kein eigenes Restaurant aufmachst. Ich liebe dein Essen, alle hier lieben es."
„So einfach ist das nicht. Ich habe es versucht, seit mein Mann gestorben ist, bekomme ich keinen Kredit. Das ich mit Paolo zusammen lebe interessiert die Bank nicht. Und so ein großes Startkapital besitze ich nicht."
„Oh, dass wusste ich nicht, ich kann meine Vater fragen, er ist Anwalt, vielleicht kann er mit der Bank reden. Da muss doch was zu machen sein."
„So funktioniert das nicht. Ein naiver Gedanke Ginny. Aber es ist der Gedanke der zählt".

Ich habe in der Tat wenig Ahnung von Krediten oder Zinsen oder Startkapitalen. Ich kam mir ein wenig dumm vor. Wie ein verwöhntes Kind, alles von Daddy regeln zu lassen. Doch es war nie anders. Wenn es Probleme gab, kümmerte Dad sich darum, bis er zum Problem wurde oder besser gesagt seine neue Einstellung zu „unserer" Familie.

Am Abend trafen wir uns ein letztes Mal in meinem Zimmer. Tim und Lilli halfen mir 5 Jahre meines Lebens in 2 Koffer, eine Reisetasche und einen Rucksack zu verstauen.
"Ich werde dich so vermissen. Auch wenn wir uns nächstes Jahr wieder sehen".
"Wieso erst nächstes Jahr? Ich könnte mehrere Jobs machen" überlegte ich laut, „Ich könnte Nachhilfe geben, gut natürlich nicht in Math, und vielleicht in einem Laden jobben oder noch besser wäre eine Ballettschule, in der ich Kinder Kurse übernehmen kann, da verdient man ganz gut glaube ich, und Erfahrung habe ich ja auch durch die Ferienbetreuung in den Sommerferien. Ich komme spätestens in den Weihnachtsferien wieder her. Dann muss ich auch nicht so viel zu Hause sein, während mein Dad auf Happy Family macht."

Tim starrte mich an „Wow ich bewundere ehrlich deine Entschlossenheit. Deine Augen funkeln tatsächlich, richtig unheimlich" er grinste.
"Ich werde euch beide so sehr vermissen. Können wir ab und zu skypen? Oh man ich bin so ein sozial Legastheniker, ich finde nie im Leben neue Freunde in Kalifornien."

"Kopf hoch. Du angelst dir einen heißen Surfer, dann vergisst du deinen Kummer ganz schnell wieder". „Ja genau, ich und einen heißen Surfer angeln" ich lachte trocken, doch die anderen Stimmten mit ein.

"Ich möchte, dass du mein Lieblings T-Shirt mit rüber nimmst Ginny" Lilli reichte es mir. „Das, Lill, das kann ich nicht annehmen. Du liebst dieses T-Shirt". „Ja und deshalb sollst du gut darauf aufpassen und es mir nächstes Jahr wieder bringen. Es ist also nur geliehen. Was gibst du ihr mit?" fragte sie Tim.
"Ich? Oh ich habe gar nicht darüber nachgedacht!" Er zog sein T-Shirt aus. "Hier" er reichte es mir .
„Ähm, danke, denke ich" ich nahm es zögerlich entgegen.

„He, ich habe ihr schon mein T-Shirt gegeben, denk gefälligst an etwas anderes."
Tim verdrehte die Augen und zog das Shirt wieder an. „Warte kurz". Er stand auf und verschwand, kurz darauf kam er mit seiner Jeansjacke wieder.
„Dein Jacke? Aber hast du die nicht von" „Du bist eben mein Lieblingsmensch" er zuckte mit den Achseln und grinste verlegen.
Süß.
Wir redeten die ganze Nacht, sie versprachen Parker ordentlich zu ärgern und Maria nicht zu vernachlässigen. Irgendwann schliefen wir alle auf meinem Bett ein.

Wie das Leben tanzt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt