Kapitel 7Die nächste Probe am Montag lief besser, viel besser. Nachdem ich Samstag ausgeschlafen und (unter Tims wachsamen Augen) ausgiebig gefrühstückt hatte, präparierte ich meine neuen Schuhe für Montag.
Biegen, Sohle brechen, Nagel knipsen, Kleben und schließlich das Gummi und Bänder nähen. Das nahm so viel Zeit in Anspruch, das ich danach direkt mein Solo proben ging.
Sonntag lernte ich sogar noch etwas Bio mit Lilli und Tim.Patrik lobte mich durchgehend und ich fühlte mich richtig gut. Auch Sebastian gab alles. Patrik nickte zufrieden, als er uns eine halbe Stunde vor Trainingsende entließ und ich hatte so ganz entspannt Zeit, zu duschen und anschließend sogar einige Hausaufgaben zu erledigen.
Dieses Hochgefühl hielt die Woche über an. Ausgeschlafen und voller Tatendrang war ich auch am Mittwoch morgen aufgewacht. Meine Uhr zeigte 6:00 Uhr und deshalb beschloss ich übermotiviert, wie ich war, noch eine Runde joggen zu gehen, das Laufen hatte ich in letzter Zeit etwas schleifen lassen.
Danach ging ich duschen, Frühstücken und warf noch schnell eine Schmerztablette ein, egal was Maria sagte, sie waren meine Rettung.Als Lilli heute mal wieder mit zerzausten Haaren am Tisch auftauchte und sich zwei Scheiben Knäckebrot mit Frischkäse und etwas Crema de Balsamico auf einmal hinein schob, kam mir mit einem Mal eine gute Idee. "Heute haben die anderen Sport, was haltet ihr davon, Parker und Nils etwas zu ärgern? Es sind schließlich bald Ferien und wir haben uns noch gar nicht für die Eier auf den Stühlen bedankt."
"Hast du schon eine Idee?" Ich nickte grinsend.Lillie und ich versteckten uns zu Pausenbeginn in der Toilette und schlichen anschließend zurück. Ich erkannte ihre Taschen schnell, da sie beide denselben „I hate stupid people" Aufnäher besaßen. Grinsend öffneten wir die kleinen Shampoo Flaschen und gossen ordentlich Essig hinein, schüttelte sie noch einmal und steckten sie grinsend zurück. Draußen zeigten wir Tim den Daumen hoch. "Mission ausgeführt, ich freue mich schon auf ihre Gesichter".
"Wollen wir nächsten Samstag nicht mal wieder irgendwo hin gehen?" fragte Tim, "natürlich um unseren Sieg vom Vortanzen zu feiern" fügte er hinzu, als er meine Hochgezogene Augenbraue sah.
"Ohja" Lilli nickte begeistert.
"Nun", ich zögerte. Ausgehen ist etwas, in dem ich nicht gut bin. Jedenfalls habe ich mich immer gedrückt, trainiert oder sogar Hausaufgaben vorgeschoben. Ich kann nicht tanzen, oder wie man das wilde Rumgezappel nennen möchte.
„Komm schon, es wird dir Spaß machen, du musst doch nichts trinken." Lillie nahm meine Hand.
„Okay um unseren Sieg zu feiern" gab ich letztendlich nach und fügte mit einem bitteren Lachen hinzu, „na Dad wird sich nachher freuen, wenn ich ihm erzähle, dass wir mal „normale" Teenager Sachen machen. Er klang so seltsam am Telefon, was gibt es denn Wichtiges was man nur vor Ort besprechen kann?" ich schüttelte den Kopf.„Warte, dein Dad kommt?" fiel Tim mir ins Wort.
Ups, dass hatte ich völlig vergessen zu erzählen. Ich hatte eine so schöne Woche, da kam das irgendwie nicht mehr zur Sprache. "Ja, er ist grade geschäftlich in London und kommt mich nachher besuchen" Jetzt zog Tim eine Augenbraue hoch. „War er nicht Weihnachten vor 2 Jahren das letzte Mal hier? Was will er?" "Keine Ahnung, er meinte, er muss etwas mit mir besprechen, was nicht am Telefon geht" ich zuckte mit den Schultern."Ist doch schön" meinte Lilli.
"Aber es scheint dich nicht sehr zu interessieren" bohrte Tim nach.
"Tim ich liebe meinen Dad aber in den letzten, sagen wir drei Jahren, hat er nicht wirklich dazu beigetragen, dass unser Verhältnis besonders vertraut bleibt, was weiß ich, was er will, Emily heiraten vielleicht"
"Aber das wäre doch cool"
„Wenn er glücklich ist" ich zuckte die Achseln.
„Ich dachte du magst Emily" Lillis Stimme klang verwirrt, so als könnte sie meine Gleichgültigkeit nicht verstehen. "Lil, ich habe sie zwei, dreimal gesehen, sie wirkt ganz nett, ja".
"Ich glaube, du bist einfach ein bisschen sauer auf dich selbst, weil du dich auch so lange nicht gemeldet hast". Ich warf Tim einen bösen Blick zu. „Du weißt, dass ich recht habe".
Es war hart mir einzugestehen aber, ja er hat Recht.Als es zum Pausenende klingelte, gingen Tim und ich in unsere Klasse zurück und arbeiteten an den Aufgaben, die wir in den Sportstunden als Ausgleich bearbeiteten.
Als unsere Klassenkameraden nach und nach in die Klasse kamen, mussten Tim und ich uns das Grinsen verkneifen. Parker und Nils kamen als Letzte, mit rot geschrubbter Haut, aber glänzenden Haaren, in die Klasse. Der beißende Essiggeruch drang zu uns, als Sie sich vor uns aufbauten. „Neues Shampoo?" fragte ich interessiert und Tim lachte auf. "Das alte hat besser gerochen" sagte ich mit Unschuldsmiene. "Na warte Williams" Parker verzog sein Gesicht zu einem fiesen Grinsen.
"Auf eure Plätze" Mrs. Dahren hatte das Klassenzimmer betreten.Als ich verschwitzt und völlig außer Atem aber glücklich in die Abschluss Arabesque ging, lächelte Patrik. "Gut gemacht Ginny" lobte er. "Versuch die Übergänge noch ein wenig weicher und du musst lächeln Ginny. Ich möchte deine Schmerzen nicht in deinem Gesicht sehen." Ich nickte. „Deine Technik ist super und dein Ausdruck beim Pas du Deux ist so gut, davon möchte ich bei deinem Solo mehr sehen. Dein Gesicht ist heute total verkrampft."
Ich nickte und trank gierig Wasser.„Zeig mir bitte deine Füße Ginny!" Ich zog zögerlich die Spitzemschuhe aus. Mein Strumpfhose war schon wieder an zwei Stellen durchgescheuert. „Ich würde sagen, wir machen Schluss für heute", er ging an seine Tasche und kam mit einer weißen Tube wieder. „Schmier das auf alle Stellen, dann werden sie schneller heilen. Wasch vorher die Füße gründlich und desinfiziere die Stellen, dann großflächig auf die Wunden auftragen. Du solltest nach dem Vortanzen einige Tage in Schläppchen trainieren und deinen Füßen etwas Ruhe gönnen. Warum hast du vorher nichts gesagt, das ist wirklich unverantwortlich. Dein Körper ist dein Sportgerät Ginny, du musst besser auf dich aufpassen, wenn du Profi werden möchtest."
Ich nickte schuldbewusst.
"Bis morgen", er verließ den Saal.Ich sah auf die Uhr. In einer Stunde treffe ich mich mit Dad. Da sollte ich noch Zeit haben, entspannt zu duschen und meine Füße zu Bandagieren.
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Wie das Leben tanzt
Teen FictionAlles, was die 16 jährige Ginny von ihrem Leben wollte ist tanzen. Tanzen an der London Academy, wie ihre Mutter. Doch nach einem Anruf ihres Vaters ändert sich ihr Leben schlagartig. Sie soll mit ihm zusammen bei seiner neuen Freundin und deren kl...