Capìtolo 4

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Adriana

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Schuss. Noch einer.
Sofort sitze ich hellwach in meinem Bett im dunklen Zimmer. Ein Griff nach meinem Handy und auf die Uhr geschaut. 3.27Uhr. Was um alles in der Welt ist hier los!? Noch ein Schuss. Mein ganzer Körper zuckt zusammen. Es sind gedämpfte Schüsse, also nichts von draußen. Irgendwer muss im Keller sein. Wir haben im Keller einen Schallgedämpften Raum für Schießübungen. Tagsüber hört man nichts, aber nachts, wenn alles still ist, hört man die Schüsse genau, auch wenn sie gedämpft sind.
Plötzlich geht meine Zimmertür langsam auf und das Licht eine Taschenlampe leuchtet herein. Ein schluchzen. Stille. Noch ein Schluchzen. „Komm her Feli, du brauchst keine Angst haben", sofort kommt der jüngste Diaz in mein Bett gehüpft. Felipe ist mein jüngster Bruder. Er ist 11 und hat absolute Angst vor Schüssen, da er nur nie weiß, ob es echt oder nur im Keller ist, kommt er immer zu mir und nicht zu unseren Brüdern, weil die könnten nicht da sein. „Das ist wahrscheinlich nur Javier, der Stress abbauen muss", murmle ich müde und hebe meine Bettdecke an, dass er sich richtig einkuscheln kann. „Darf ich bei dir schlafen?", fragt er leise und macht bereits seine Taschenlampe aus. „Natürlich", flüstere ich und gebe ihm einen Kuss auf den Kopf. Sofort schläft er ein.
Es hat bis jetzt nur Nachteile gehabt in dieser Familie zu leben.

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„Javier Pablo Diaz!", meckere ich, als ich am nächsten Morgen die Küche betrete. „Guten Morgen Schwesterherz", entgegnet er mit vollem Mund. „Warst du das heute Nacht im Keller?", meine Miene ist Finster und definitiv nicht gut gelaunt. Mein Bruder nickt nur, sichtlich Ahnungslos. „Du weißt genau wie viel Angst Felipe vor Schüssen hat! Musst du mitten in der Nacht in den Keller gehen! Felipe hatte scheiße Angst!", knurre ich ihn an und seine Mimik ändert sich sofort. Wenn es um seine Geschwister geht, kann er ganz anders. „Fuck. Wo ist er?", will er sofort wissen. „In meinem Zimmer und schläft, er hat heute keine Schule. Wehe du entschuldigst dich nicht bei ihm! Ich muss zur Schule", ermahne ich ihn, schnappe mir nur einen Apfel und verschwinde aus dem Haus. Mit Kopfhörern in den Ohren mache ich mich auf den Weg zur Schule. Für einen Juni Morgen ist es doch sehr kalt. Ich ziehe die Kapuze meines dunkel blauen Pullis tiefer in mein Gesicht und vergrabe dann meine Hände in den Taschen meiner Jeansjacke. Mittwochs muss ich immer laufen, da Padre dort wichtige Dinge zu erledigen hat und kein Fahrer für mich frei ist. Mittwochs ist die Mitte der Woche, da wird alles überprüft und so weiter. Wirklich auskennen tu ich mich da nicht, aber ist es nicht gerade tiefster Winter oder regnet in Strömen, laufe ich auch mal ganz gerne.
Knappe 30 Minuten brauche ich, dann bin ich an der Schule und pünktlich für Deutsch. Bereits von weitem erkenne ich Emma und ihre Clique. Ich sehe sie nicht oft, aber wenn, dann müssen sie immer an mir rumhacken. So auch jetzt. „Na Adriana Schätzchen", grinst sie mich so falsch an, wie eine Hyäne ihre Beute. Wie schon so oft versperren sie mir den Weg, sodass ich gezwungen bin stehen zu bleiben. „Emma. Was willst du? Ich muss zu Deutsch", sage ich teilnahmslos und warte nur auf irgendeine peinliche Aktion. „Weißt du, deine Outfits sind wirklich immer schrecklich, aber das ist besonders schrecklich", grinst sie mich an. „Noch was?", frage ich und ziehe die Kapuze runter. „Nein, doch warte", sagt sie dann und kommt einen Schritt auf mich zu. „Falls du denkst, es könnte irgendwas zwischen dir und Kian Rodrigo laufen. Schau dich mal an. Das wird nie was", grinst sie mich falsch an. Wie kommt sie denn jetzt auf Kian? „Weiß nicht was du meinst", antworte ich ihr und will gehen, doch natürlich lässt sie mich nicht gehen. „Ich habe gestern gesehen wie du in sein Auto gestiegen bist. Du bist nicht seine Liga. Das er nett war, ist schon erstaunlich", lacht sie dann und geht wieder einen Schritt zurück. „Und jetzt?", frage ich teilnahmslos und ihr lachen verstummt. „Du bist nicht auf seinem Niveau. Such dir jemanden anderen, wie Carlos zum Beispiel". Ich will gerade sagen, dass sie ihr Maul halten soll, als ich einen Arm um meine Schulter spüre und plötzlich mitgezogen werde. Ich weiß zwar nicht wer es, aber ich kann es mir denken. Und auch wenn ich eigentlich keine Hilfe brauchte, bin ich froh, dass er mich da weg geholt hat. „Die spielt doch selber nicht auf meiner Liga", brummt der Wellenkopf neben mir und nimmt seinen Arm von mir weg, als er stehen bleibt. „Wäre nicht nötig gewesen, aber danke", sage ich und verschwinde in meinen Raum, ohne auch nur auf eine Antwort von ihm zu warten.
Sie sagt er spielt nicht auf meiner Liga, aber legt seinen Arm um mich und zieht mich von ihr weg. Anscheinend kann ich gar nicht so scheiße sein. Oder er mich wirklich um den Finger wickeln.

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Ausnahmsweise verging die Schule schnell und da ich die letzten beiden Stunden Ausfall habe, kann ich zwei Stunden früher nach Hause. Kian kreist mir immer mehr im Kopf herum. Er ist süß und man könnte meinen er sorgt sich um mich. Ich meine, er hat mir meinen Joint weggenommen und weggeschmissen. Er hat mich nicht im Regen stehen lassen, sondern nachhause gefahren. Und vorhin hat er mich vor weiteren dämlichen Bemerkungen gerettet. Er könnte das natürlich alles aus Interesse machen, aber wo soll dieses plötzliche Interesse herkommen? Er hat mich immerhin nie beachtet. Da macht meine Um den Finger wickeln Theorie wirklich mehr Sinn.
„Soll ich dich wieder fahren?", eine bekannte raue Stimme reißt mich aus den Gedanken, die sich natürlich um ihn selber kreisten. „Nein danke", antworte ich und laufe an seinem Auto vorbei. „Meinst du nicht, ich hätte mal ein Danke verdient?", ruft er mir plötzlich hinterher, sodass ich stehen bleibe und mich mit Schwung umdrehe. Kian steht plötzlich genau vor mir, sodass ich nach oben gucken muss. „Hast du mehrmals bekommen", antworte ich trocken und blicke wieder Mal in seine Waldgrünen Augen. „Ich meine nicht das Wort", entgegnet er mir mit hochgezogenen Augenbrauen. „Sondern?"
„Wie wäre es mit einem Date, als danke?"

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𝑻𝒉𝒆 𝑴𝒂𝒏 𝑰 𝑾𝒂𝒏𝒕 𝑭𝒐𝒓𝒆𝒗𝒆𝒓 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt