Capìtolo 5

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Adriana

Ich glaube ich habe mich verhört, doch Kian sieht mich nur stumm an. „Hab ich das gerade richtig verstanden? Date?", frage ich vorsichthalber nochmal nach. „Hast du. Ein Date als Danke" – plötzlich hat er ein zuckersüßes Lächeln auf den Lippen, doch ich kann nur den Kopf schütteln. Ich habe vor ein paar Sekunden daran gedacht, wieso er Interesse zeigen sollte und jetzt fragt er mich nach einem Date? Er gehört zu den Rodrigos, woher soll ich wissen, dass er nicht doch nur ein Spitzel ist? Immerhin ist der eigentliche Spitzel ja aufgeflogen, ich wäre wesentlich leichter und naiver, wenn ich mich verlieben würde. Die perfekte Gelegenheit an Informationen zu kommen. „Nein", antworte ich und gehe einfach. Ich drehe mich einfach um und gehe. Nein. Ich gehe nicht. Ich fange an zu rennen. Kralle mich in den Riemen meines Rucksacks und renne. Ich weiß nicht wohin, aber ich renne. Meine Gedanken fangen an zu Kreisen und das Dröhnen in meinen Ohren wird lauter. Meine Tränenflüssigkeit sammelt sich in meinen Augen, während ich weiter renne. Ich weiß nicht wie lange. Minuten, Stunden. Aber schließlich komme ich außer Atem an meinem Lieblingsplatz an. Der kleine Aussichtspunkt gibt eine Fantastische Aussicht über Madrid und liegt mittig zwischen der Schule und unserem Anwesen.
Meine Tränen laufen weiterhin über meine Wangen, während ich nach Luft ringe und ein bedenklicher Ton aus meiner Kehle kommt. „Fuck", fluche ich und raufe mir die Haare, „Fuck. Fuck. Fuck"
Bevor ich komplett den Verstand verliere, lehne ich mich gegen den kalten Felsen, welcher dort steht und lasse den Kopf dagegen fallen. Meine Braunen langen Haare fallen über zerzaust über meine Schultern, während ich versuche wieder ruhiger zu atmen und die Tränen zu unterdrücken. Doch meine Gedanken werden lauter. Ich wurde gerade von dem Jungen gefragt, der mir sowieso schon den Kopf verdreht, ob ich mit ihm auf ein Date gehen will! Entspann dich Adriana! Es ist alles okay.
Aber nein, nichts ist okay. Ich lebe in einer ständigen Angstwelt und ausgerechnet er muss Rodrigos Sohn sein. Er hat es nicht gesagt, doch er ist es. Daran besteht kein Zweifel. Nur leider heißt das auch, dass es niemals gut ausgehen würde. Glaube ich zumindest, denn so schätze ich es ein. Ich wollte einen Jungen der mich aus dieser Welt raus holt, doch mit Kian würde alles nur schlimmer werden. Würde ich mich mit Rodrigos Sohn gegen meine eigene Familie stellen? Wäre es Verrat? Oder würde es uns komplett auf die Gute Seite bringen? Ich weiß es nicht.
Allmählich wird meine Luftnot geringer und ich kann wieder normal atmen. Meine Augen sind noch geschlossen, doch auch meine Tränen haben nachgelassen. Ein Knacken lässt mich aufschrecken und alarmiert blicke ich nach vorne zum Pfad, welcher hier hoch führt.
Es ist Kian.
Zwar erlischt mein Schockgefühl, doch mein Herz beginnt zu rasen. So wie jedes Mal, wenn er mich so an sieht, wie er es gerade tut. Seine Hände sind in seiner Schwarzen Jeans vergraben, währen die dunklen Wellen seiner Haare unter der Kapuze seines blauen Pullis hervorgucken. Er sieht unverschämt attraktiv aus, während er mich mustert und ich unter seinem Blick weiche Knie bekomme. „Wieso folgst du mir?", erst als ich meine scharfe Stimmenlage selber höre und danach nach Luft ringen muss, merke ich wie erschöpft und paranoid ich gerade war. Wieso sollte er gleich böse Absichten haben? Sie gehören zu den guten und wir nicht wirklich zu einer Seite. Könnten sie uns überhaupt auffliegen lassen, wenn wir schon mit ihnen zusammengearbeitet hatten?
Ein weiteres Knacken holt mich zurück in die Realität. Es ist wieder Kian, der einen Schritt auf mich zu kommt. Ich will weg, doch merke nur den Felsen in meinem Rücken. Dios, wenn er mich weiter so anguckt, breche ich zusammen!
„Weil es keine Frage nach dem ob-du-willst war, sondern nach dem wann und wo", antwortet er trocken und ich meine einen Hauch Besorgnis in seinem Blick zu sehen. „Na klar", murre ich nur, doch es klang abwertender als ich wollte. „Woher soll ich wissen, dass du kein Spitzel bist? Es wäre einfach, weil ich jung und naiv bin", setzte ich schnell hinterher und stoße mich vom Felsen ab. Wieder kommt Kian auf mich zu. In seiner Miene ändert sich gar nichts. Sie ist genauso teilnahmslos wie gerade auch. Ein spöttisches Lachen entfährt ihm. „Das ich einfach Interesse an dir habe, und deswegen dir den Joint weggenommen, dich nicht im Regen stehen lassen, sondern nach Hause geschafft oder dich vor blöden Bemerkungen gerettet habe ist nur weil ich gerade da war? Ist es so unwahrscheinlich, dass ein Junge Interesse an dir zeigt oder ist es weil ich der Sohn von Hugo Rodrigo bin?", seine Worte klingen scharf. So als würde ich mich mit Jeder weiteren Sekunde an ihnen Schneiden. Verdammt. Warum klingt er dabei so verletzt?
„Na klar, es ist weil ich Hugos Sohn bin. Ein Wunder", entfährt es ihm. Mein Blick ist auf den Boden gewendet, ich schaue ihm nicht in die Augen. Ich kann es nicht. In seinen Waldgrünen Augen verrenne ich mich doch nur wieder. Plötzlich überkommt mich eine Welle Wut und erschrocken sehe ich ihn an. Erschrocken. Wütend. Verzweifelt. Ach scheiße!
„Was denkst du denn? Wir gehen seit 5 Jahren auf eine Schule, nie hast du mich beachtet. Ich habe dich immer gesehen, doch du mich nie. Wir sind tausende Male ineinander gerannt, doch ich war immer egal. Ich lebe in einer Welt, in der niemand leben will. In einer ständigen Welt mit Angst. Und der Frage zu welcher Seite wir eigentlich gehören. Und dann kommst du plötzlich an, kurz nachdem der Spitzel von euch entdeckt wurde. Was soll ich denn da denken, Kian?"
Ich finde es erstaunlich wie ruhig ich geblieben bin und es scheint etwas bewirkt zu haben. Kian runzelt die Stirn. „Wir- Warum sollten wir einen Spitzel bei euch haben?", fragt er. „Keine Ahnung. Ich habe nur gehört wie Padre, dass zu meinem Bruder gesagt hat"
„Ich weiß von nichts. Ich will kein Date mit dir, weil ich was rausfinden soll. Ich will ein verfluchtes Date mit dir, weil ich Interesse an dir habe. Also?". Kian kommt wieder auf mich zu, sodass er jetzt nah vor mir steht. „Es geht nicht", murmle ich nur und traue mich nicht mal ihm in die Augen zu sehen. „Geht es nicht", fragt er und drängt mich plötzlich gegen den Felsen, „Oder willst du nicht?"
Er war doch nur ein kleiner Crush! Verdammt, wann hatte ich mich richtig in ihn verschossen?
Es ging einfach nicht! Natürlich wollte ich, aber es ging nicht! Ich weiß nicht, was passieren würde, wenn ich es machen würde, aber es geht nicht. Ich-
„Adriana. Denk einmal daran was du willst und nicht daran wie du liebst"
In meine Jackentasche steckt er mir einen Zettel und geht dann ohne ein weiteres Wort zu sagen. Stumm sehe ich ihm hinterher, ehe ich den Zettel rauskrame und drauf gucke.
Er hatte mir seine Nummer gegeben.
Auch wenn ich es nicht tun sollte, huscht mir ein lächeln über die Lippen, ehe ich seine Nummer einspeichere, bevor ich den Zettel verliere. Dieser Junge. Ich hatte mich so sehr in ihn verschossen, dass es kaum Glaubwürdig ist, dass ich noch vernünftig mit ihm reden kann. Er könnte mein Ende sein, immerhin war er der Sohn von Hugo und mein Vater ein Gefühlskaltes Arschloch.
Ich wollte ein Date mit Kian, keine Frage. Nur musste ich dafür meinen Kopf von Schrecken Szenarien befreien.

Kian

Sie wollte es. Sie wollte das verfluchte Date genauso sehr wie ich. Doch sie hatte Angst und das verstand ich vollkommen. In der Branche kann man nur Angst haben. Doch die Sache mit dem Spitzel hat mich stutzig gemacht. Meine Eltern sind auf Costa Rica und kommen erst in vier Monaten wieder zurück. Ihre Handys haben sie hier gelassen und nur wenn wir den Code finden können wir sie über ein Notfall Handy erreichen. Mein Bruder Gael leitet solange die Mafia und da er bald ganz übernehmen soll ist das ein guter Start, jedoch arbeitet er viel mit Alvaro, unserem Cousin zusammen. Alvaro ist ein guter Geschäftsmann, nur hat er keine guten Absichten und sobald die Mafia überschrieben ist, gehen wir den Bach runter. Padre und Momia haben dann nichts mehr zu sagen und wie ich Gael und Alvaro kenne, würden sie nicht davor scheuen mich zu erschießen, wenn ich mich gegen sie stelle. Und mein Vater glaub mir eh nicht. Jetzt brauche ich ihm nichts davon erzählen. Ich muss beweise, für meine Vermutung sammeln und kann dann mit Padre reden.
Nur muss ich nebenbei noch irgendwie Adriana überzeugen mir zu vertrauen. Ich muss ihr zeigen, dass sie mir vertrauen kann. Ich muss ihr zeigen, dass ich sie schon immer wollte, nur dass ich es nie verstanden habe. Es ist ein ungünstiger Zeitpunkt, aber jetzt habe ich es verstanden und ich muss um sie kämpfen. Ich will niemanden außer sie.

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𝑻𝒉𝒆 𝑴𝒂𝒏 𝑰 𝑾𝒂𝒏𝒕 𝑭𝒐𝒓𝒆𝒗𝒆𝒓 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt