Capìtolo 11

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Adriana

Ich hab verloren.
Ich hab verloren, in der Sekunde wie der Blitz das ganze Haus erleuchtet und keine Sekunde später der Donner über Madrid hallt. Ich habe mich erschrocken und ihn aus den Augen gelassen. Eine Sekunde, doch es war eine Sekunde zu viel. Ein unfairer Sieg für ihn, wenn man mich fragt. Doch Kian sitzt jetzt nur mit einem selbstgefälligen Grinsen mir gegenüber, mit wieder mehr Abstand. Er sieht mit diesem Grinsen unverschämt gut aus. Zu gut. Liebend gern würde ich es ihm aus der Visage schlagen, wenn dafür sein Ego erniedrigt wird, denn das ist mit diesem Sieg gerade nur gewachsen. „Was willst du?", frage ich gelangweilt, während der Regen an die Fensterscheiben der Hütte prasselt und man meinen könnte, sie zerspringen gleich. Natürlich gehe ich von irgendwas Perversem aus, warum sonst sollte er diese Wette machen?
„Ich will wissen, was du deinem Vater erzählt hast, dass du 1 ½ Stunden in der Kälte sitzen musstest"
Erstaunt sehe ich ihn an. „Mehr nicht?"
„Ich bin kein Arschloch, Adriana"
„Kein Blowjob oder Sex?", verwundert ziehe ich die Augenbrauen in die Höhe. „Adriana Diaz. Ich bin kein Arschloch. Ich will das, was ich gesagt habe und kein Blowjob, Sex oder sonst was. Wenn ich ein Date will, dann richtig"
Sein Blick wirkt wieder so angespannt und verschlossen wie schon vor ein paar Minuten. Seine Körperhaltung ist angespannt und die Spannung von gerade zwischen uns ist wie weg. Als hätte sie jemand eingepackt und in den Müll geworfen.
„Ich habe ihm nur gesagt, dass ich heute ein Date habe. Er ist dadurch aber von einem Mitte 20 bis Anfang 30- Jährigem ausgegangen", antworte ich schnell und zucke mit den Schultern, ehe ich mir die Ärmel über die Hände ziehe. So langsam fange ich wieder an, ein Eisblock zu werden. Warm ist es hier drinnen nämlich nicht. „So alt bin ich nun weiß Gott nicht", entgegnet Kian nur und sieht mich nun wieder weicher an. Wenn ich es richtig erkenne liegt sogar ein bisschen Belustigung in seinem Blick. „Weiß er ja nicht", gebe ich zu und zucke wieder unbeeindruckt mit den Schultern.
Kian sieht mich eindringlich an und auch wenn die Challenge beendet ist, lässt er mich nicht aus den Augen. Sein Blick fesselt mich und ich bin kurz davor mich wieder in seinen Augen zu verlaufen, als seine tiefe Stimme mich zurück in die Gegenwart. „Hättest mich ja auch erwähnen können", grinst er nun und zwinkert mir zu. Ein undefinierbarer Laut entfährt mir. „Genau. Dich erwähnen? Kian, falls du es nicht mitbekommen hast: Mein Vater hat mit deinem momentan ziemlichen Stress"

Kian

Nein. Nein. Ihr Vater hat nicht mit meinem Vater Stress, sondern mit meinem beschissenen Bruder und meinem beschissenen Cousin, der alles an sich reißen will. Doch das weiß wahrscheinlich nicht mal ihr Vater selbst. Und selbst wenn: ihr Vater würde sie lieber mit irgendjemanden Zwangsverheiraten, als mich an ihrer Seite zu sehen. Ihn interessieren nämlich nur die Geschäftsbeziehungen und keine Gefühle. Gefühle machen ja auch nichts anderes außer Schwach.
Die Mafia wird den Bach runter gehen und das wird ihre Schuld sein. Gaels und Alvaros – niemand anders wird schuld daran sein, wenn wir nicht mehr zu den Guten gehören. Niemand anders wird schuld daran sein. Nur die beiden. Ich hasse sie. Verdammt ich hasse sie! Ich konnte meinen Bruder schon lange nicht mehr leiden und wenn sie dafür sorgen, dass Adriana sich unter Umständen von mir entfernen könnte, platzt mir der Kragen. Ja verdammt, Gefühle machen Schwach. Aber ich bin es doch längst.
Schwach.
Also brauche ich auch nicht mehr auf Adriana verzichten, wenn ich sie haben kann. Und ich werde sie haben. Ich werde um sie Kämpfen und diesen beiden Arschlöchern den Plan versauen. Sie werden schon sehen was sie davon haben. Padre wird mir glauben. Wenn ich genug Beweise hab und die werde ich-

„Kian?"
Adriana reißt mich aus meinen Gedanken. Die sich ja irgendwie um sie drehen und dann doch mehr um unsere Verhältnisse. Oder die unserer Eltern. Gott, ich hasse diese Welt. Aber ich kann ihr nicht entkommen und sie kann ihr auch nicht entkommen. Wir können sie nur zusammen verschönern. Nur für uns beide.
„Mhm?"
„Hätte ich dich etwa bei meinem Vater erwähnen sollen?", fragt sie nach und zieht die Augenbrauen verwirrt zusammen. Sie spürt genau, dass mir etwas durch den Kopf geht. „Nein, sonst hätte ich dich erst recht nicht ausführen können", grinse ich sie nun mit meinem selbstgefälligen Grinsen wieder an und versuche damit meine Anspannung und meinen Gedankengang zu überspielen. „Also ausführen würde ich das hier nicht nennen", meint sie nur und sieht sich in der Hütte um. Es ist das Geschenk meiner Eltern zu meinem 18. Geburtstag. Ein Rückzugsort, als die Streits mit meinem Bruder schlimmer wurden. Für den Fall, dass ich einfach mal raus muss und mittlerweile komme ich sehr gerne hier hin. Und auch oft.
„Willst du damit jetzt sagen, dass ich an meinen Date Künsten noch arbeiten muss?", frage ich nach und rücke näher an die Brünette heran. Adriana verkneift sich ihr grinsen und kaut dabei leicht auf ihrer Unterlippe. „Du hast mich in eine Bruchbude geschleppt und nicht in ein Restaurant ausgeführt. Schlecht ist es trotzdem nicht", antwortet sie mir und rückt näher an mich heran. Wir sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und hätte ich nicht so viel Selbstbeherrschung, würde ich jetzt über sie herfallen. 
Würde es die Stimmung versauen, wenn ich sie jetzt einfach küsse?

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𝑻𝒉𝒆 𝑴𝒂𝒏 𝑰 𝑾𝒂𝒏𝒕 𝑭𝒐𝒓𝒆𝒗𝒆𝒓 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt