Capìtolo 18

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Adriana

*3 Wochen später*

Das Klingeln der Unterrichtsstunde lässt mich aus meinen Gedanken erwachen, doch anstatt mich darauf zu konzentrieren wie ich meine Sachen einpacke und wo ich hinlaufe, mache ich dies ebenso in Gedanken verloren.
3 Wochen sind vergangen seit ich mit Kian geschlafen habe und seitdem habe ich auch nichts mehr von ihm gehört. Ich habe ihn zwar im Mathe Kurs gesehen, aber er hat mich weder angesehen, noch mit mir gesprochen oder mir geschrieben. Es hat meinem Herz einen Stich verpasst, immerhin habe ich ihm meine Jungfräulichkeit anvertraut und dann? Nichts.
Gedankenverloren gehe ich also durch die überfüllten Gänge meiner Schule, aus dem dritten Stock nach unten, um schließlich auf dem ebenso überfüllten Schulhof zu stehen und mich an den Raucherecken hinter die Schule zu begeben. Mathe war mein letztes Fach für heute und da heute Freitag ist – Gott sie dank – habe ich gleich noch Training, bevor in einem Monat wieder Wettkampf ist. Würde mein Trainer wissen, dass ich jedes Mal vor dem Training kiffe, würde er mich eigenhändig umbringen. Beim Boxen geht sowas theoretisch gar nicht, aber anders kann ich damit nicht mehr umgehen. Auch wenn es immer nur vorm Boxen ist, ist es zu einer Sucht geworden.
Ruhig und dennoch nach anderen umschauend begebe ich mich schnell hinter die Schule, um mich schließlich, bei mittlerweile 30 Grad im Schatten, an die kalte Steinmauer zu lehnen. Meinen Rucksack stelle ich neben mich auf den Boden, nachdem ich mein Feuerzeug und den Joint herausgeholt habe. Tief sickert der Rauch durch meine Kehle in meine Lunge, während meine Augen geschlossen sind und ich den Stress der letzten drei Wochen verarbeite. Padre hat noch mehr Stress mit Silva bekommen, worüber ich schon mal mit Sophiá, der Verlobten meines Bruders, drüber geredet habe. Das war kurz nach ihrem Einzug und dem Sex mit Kian. Ich meinte auch, dass Kian und ich uns Daten, weil Javier anscheinend zu den Rodrigos musste, weil sie Stressen. Vielleicht habe ich ein bisschen gemogelt, aber das ist wohl kaum verboten. In den letzten Wochen hat die Hochzeit der beiden ihren letzten Schliff bekommen und in einer Woche ist es dann so weit. Am 27. September wird mein Bruder heiraten. Irgendwie komisch. Naja, Padre ist unter anderem deswegen mehr als genervt, weswegen ich heute mal wieder mehr Make Up trage. Wenn man bedenkt, dass ich mich nie schminke, sondern nur wenn mein Vater mich schlägt, ist das wirklich traurig.
Der Rauch sickert wieder durch meine Kehle in meine Lunge, während ich den Rest ausatme und mir plötzlich der Joint weggenommen wird. „Wir haben dieses Gespräch schon Mal geführt", raunt mir die dunkle, tiefe Stimme in mein Ohr, ehe Kian den Joint – oder dass was davon noch übrig ist – auf den Boden fallen lässt und ihn austritt. „Ja und wenn ich mich recht entsinne, geht es dich immer noch nichts an", antworte ich und greife nach meinem Rucksack, weil ich gehen will. „Ey, warte doch mal", meint er plötzlich und hält mich an meinem Arm fest. „Hast du morgen Zeit? Wir haben da so ein missglücktes Date, was ich gerne nachholen würde", lächelt er mich mit diesem selbstgefälligen Grinsen an, welches er schon vor 2 Monaten drauf hatte und in seinen Augen fängt es an zu Glitzern. Lust. Freude. Angst. Erwartung.
„Warum? Du hast dich die letzten drei Woche nicht einmal gemeldet oder mich in der Schule angesehen. Auf ein Date kann ich gerne mit dir verzichten" – nein eigentlich kann ich das nicht, aber es ist immer noch besser so. „Weil ich gestresst war. Das hatte nichts mit dir zu tun, sondern einfach mit dem was bei mir zu Hause los ist. Bitte Adri, lass uns das Date nachholen", bittet Kian und drückt mich plötzlich gegen die Wand. Plötzlich fesseln mich seine Augen und ich kann nicht von ihnen weg sehen. Tiefes Grün trifft auf helles blau. „Bitte"
„Ich weiß nicht. Kian, es war eine Nacht und vielleicht war es auch besser, dass du dich nicht gemeldet hast. Du weißt"
„Eben, ich weiß es. Bitte Adriana"
„Kian"
„Adriana"
Plötzlich liegen seine Lippen intensiv auf meinen. Mein Bauch fängt, ohne dass ich es will, an zu kribbeln und sein Kuss verleiht mir ein Gefühl von Freiheit. So wie ich es in der einen Nacht gespürt habe. Pure Freiheit. Seine starken Hände liegen auf meiner Taille, währen meine eine an seinem Nacken liegt und die andere sich in die Riemen meines Rucksacks krallt. So schnell wie der Kuss angefangen hat, hat er auch aufgehört. Erwartungsvoll sieht er mich an.
"Um sieben an der Lichtung", grinse ich, schubse ihn nach hinten und gehe. Innerlich verfluche ich mich dafür mich nochmal drauf eingelassen zu haben, aber auf der anderen Seite ist es mir recht. In diesem Leben habe ich immer nur auf das verzichtet was ich will – das Boxen ausgenommen – doch jetzt nehme ich mir das was ich will.
Kian Rodrigos.

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𝑻𝒉𝒆 𝑴𝒂𝒏 𝑰 𝑾𝒂𝒏𝒕 𝑭𝒐𝒓𝒆𝒗𝒆𝒓 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt