The Set List

23.1 • Alice

...alice

the unknown

Die Nachricht von Alice hat mir zugegeben einen riesigen Schock versetzt.

Da ich den Vortag die ganze Zeit damit verbracht habe Konzertplanungen für das nächste Jahr nach meinem Schulende zu planen und an dem Samstag selbst keine Zeit hatte, ist mir die Nachricht erst am Abend im Club aufgefallen.

Dadurch, dass ich mir für sie extra ein anderes Handy, sowie eine andere Nummer besorgt habe, benutze ich das Handy auch nicht wirklich. Im Prinzip ist es nur da gewesen, um Alice das eine Mal zu schreiben, als ich etwas zu ungeduldig geworden bin.

Ich hätte nicht wirklich erwartet, dass sie mir zurückschreibt.

Die Hoffnung ist wohl irgendwie trotzdem da gewesen, sonst hätte ich wahrscheinlich nicht wie ein Verrückter das zweite Handy mit mir rumgetragen.

Ich bin wirklich ein hoffnungsloser Fall, um es mit Kennedys Worten auszudrücken.

Aus der Nachricht kann man jedoch schon herauslesen, dass sie nicht wirklich weiß, wer ich bin.

Erstens hätte ich das schon längst gemerkt.

Zweitens wird es wahrscheinlich Cassie gewesen sein, die sie auf so eine Idee gebracht hat, da so eine Herangehensweise nicht wirklich im Naturell von Alice liegt.

Nachdem ich ihr geschrieben habe, dass wir uns gleich an der Coppers Bridge treffen werden, hat ihre Reaktion ebenfalls Bände gesprochen. Sie wäre nicht so unsicher, wenn sie wüsste, dass ich es bin. Natürlich könnte man komische Verhaltensweise auch bei Bekannten und Freunden nicht ausschließen, jedoch kann ich zumindest von mir aus sagen, dass ich nicht vorhabe sie umzubringen.

Wenn ich jemals vorhätte jemanden umzubringen, würde ich das auf coolere Art und Weise machen.

Die Brücke ist zwar ein zwielichtiger Ort, aber trotzdem noch viel zu harmlos. Die Gerüchte, dass sich dort nur Obdachlose aufhalten, sind ebenfalls unwahr. Ich bin viel zu oft dort gewesen und kann aus Erfahrung sprechen. Weder bin ich obdachlos, noch habe ich dort je viele Leute getroffen. Eigentlich ist es ein sehr guter Ort, wenn man mal seine Ruhe haben will.

Damit mich niemand in einem Auto entdeckt, bin ich hergelaufen. Ohnehin ist es vom Club hierher nicht wirklich weit. Allgemein ist Claremont ein sehr kleines Städtchen, genau deswegen habe ich auch Zuhause noch einmal einen kurzen Abstecher gemacht. Ich will ja nicht, dass Alice direkt an meinen Klamotten sehen kann, wer ich bin. Denn im Club hat sie mich definitiv schon gesehen.

Während ich so den spärlich belichteten Spazierweg langgehe, frage ich mich, ob ich hier wirklich gute Entscheidungen getroffen habe. Kennedy hat von Anfang an gesagt, dass das mit der Liste eine dumme Idee gewesen ist und mittlerweile stimme ich ihm auch zu.

Das passiert eben, wenn man seine Emotionen nicht unter Kontrolle behält.

Langsam beginne ich meine Kapuze über meinen Kopf zu ziehen.

Von Weitem kann ich schon erkennen, wie Alice den Asphalt nach unten geht und langsam an der Brücke ankommt. Wie erwartet stellt, sie sich direkt davor.

Sie ist zugegeben früh dran.

Ich nehme eine tiefen Atemzug, ehe ich meine Schritte verschnellere und mir eine schwarze Sonnenbrille überziehe. Meine Kapuze ziehe ich ebenfalls an den Seiten eng genug, dass man nicht viel außer meiner Kieferpartie erkennen kann. Allzu viel kann eigentlich nicht passieren, da man dort durch das schwache Licht nicht viel erkennen kann.