32.1 • Chicken Shop Date

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...oder auch Willkommen im Nacho Himmel

the unknown

Ohne zu zögern ziehe ich den Stuhl knarzend hervor, damit Amelia sich hinsetzen kann. Wenige Sekunden später nehme ich dann ihr gegenüber Platz.

Wir befinden uns in einem sehr stark gelb-rot-geprägten Raum, der nach einer typischen amerikanischen Fastfoodkette aussieht. Besser gesagt nach dem typischen New Yorker Stil. Das Licht flackert eher schwach im Raum und außer uns beiden befindet sich nur ein kleines Kamerateam bei uns, was die Geräusche der Kühlschränke des Ladens nur noch stärker in meinem Ohr summen lässt.

Als ich kleiner gewesen bin, hat mich diese Art Geräusche unglaublich aufgeregt und nervös gemacht. Zum Glück habe ich die Phase aber einigermaßen überwunden, beziehungsweise habe Wege gefunden damit besser umzugehen.

Wer hätte gedacht, dass das ständige Kopfhörertragen nicht nur meine Eltern unglaublich aufregen würde, sondern auch einen sinnvollen therapeutischen Aspekt in sich trägt?

Zugegeben wäre ein Chicken Shop für mich trotzdem der letzte Ort, den ich für ein „Date" wählen würde. Selbst wenn es nur für eine Fake Date Videoreihe von Amelia Dimoldenberg auf YouTube ist.

Außerdem fehlen mir in diesem Moment meine Kopfhörer.

"Und alles gut?", werde ich direkt von der blonden, sympathischen Frau gefragt, als die Kameras beginnen zu laufen. Sie hat weiche Gesichtszüge und einen sehr klassischen Stil, im Vergleich dazu heute aber eher ein gewagteres Make Up mit silber schimmernden Lidschatten aufgetragen.

"Kann man so sagen", meine ich schulterzuckend und nehme mir eine der Pommes, die sich auf dem Tisch befinden.

"Sehr gut", nickt sie mit einem breiten Grinsen. "Ich freue mich auf heute. Schmecken deine Chicken Wings?" Sie nickt in Richtung der Box, die ich, im Gegensatz zu ihr, noch nicht angerührt habe. Für sie ist es die erste Amtshandlung gewesen eines dieser toten Hühnchen zu essen.

"Naja", verziehe ich mein Gesicht leicht, was sie leider nicht sehen kann. "Weißt du, was das größte Problem an heute ist? Ironischerweise mag ich Hühnchen nicht."

Entsetzt öffnet sich ihr Mund, ehe sie dramatischer Weise ihren Chicken Wing aus der Handfallen lässt. "Wie geht das? Bist du überhaupt ein Mensch unter dieser Maske?!"

Zögerlich nicke ich. "Schwer zu glauben, aber ja das bin ich?", sage ich, während ich direkt nach einer neuen Pommes greife. "Gibt es hier auch Nachos? Ich bin zwar kein Hühnchen Mensch, aber ich mag Nachos." Wie komme ich jetzt auf Nachos? Aber naja, ich habe recht: Ich mag Nachos.

Nachos über Popcorn.

Wahrscheinlich komme ich auf Nachos, weil über der leuchtenden Speisekarte am Tresen ein Hühnchen abgebildet ist und daneben die dreieckigen Nachos mit ganz viel Käsesoße. So abwegig war der Gedanke also gar nicht.

Amelia mir gegenüber nickt. "Nachos sind auch gut", kommentiert sie meinen Geschmack und schaut provokativ auf meine ziemlich große Portion Pommes herunter, bevor sie sich eine davon nimmt. "Es gibt bestimmt welche." Mit der Aussage legt sich ihr Blick hinter mich auf eine Person, deren Reaktion ich nicht lesen kann, weil ich ja mit dem Rücken zu ihr sitze, aber anscheinend ist die Reaktion mehr als positiv gewesen, denn ehe ich mich versehen kann, stehen Nachos vor mir.

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