2. Kapitel

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Am nächsten Morgen konnten Venti und ich mehr oder weniger beruhigt zur Schule gehen, da wir Yoimiya, im tausch gegen einen Kuss vor ihren Augen, dazu gebracht hatten, unseren Freunden nichts von den gestrigen Geschehnissen zu schildern. Klar war uns das Ganze immer noch unglaublich unangenehm und wir würden am liebsten im Erdboden versinken, doch die Hoffnung, dass es irgendwann in Vergessenheit geraten sollte, blieb bestehen.

Als wir den großen und wie jeden Morgen sehr belebten Pausenhof erreichten, kamen uns direkt die dieses Jahr neu gewählte Schülersprecherin Keqing und der Rest unserer Band entgegen. „Gut dass ihr hier seid, mir wurde von wenigen Minuten mittgeteilt, dass morgen die beiden Bands der anderen Schulen ankommen und dann drei Tage - also bis Freitag - bleiben", erklärte die Lilahaarige, mit ihrer typisch professionellen Stimmlage. Sie war - im vergleich zu Hu Tao, die letztes Jahr ihren Abschluss gemacht hatte - viel erwachsener und ruhiger. Wenn sie uns etwas berichtete, dann immer sachlich und ruhig. Anfangs hatte es wirklich gedauert, sich umzugewöhnen, aber nun war es zur Normalität geworden. Auch wenn es zunächst nicht so wirkte, verstand die neue Schülersprecherin auch Spaß und nahm gerne die verrückten Ideen von Yoimiya an. Aber nun zurück zum eigentlichen Thema.

Keqing erklärte uns den Ablauf der folgenden Tage. Morgen sollten wir den Besuchern die Schule und die ihnen zur Verfügung gestellten Proberäume zeigen. Donnerstag würde dann auf der Bühne in der Turnhalle die Generalprobe anstehen und Freitag Vormittag würde der Wettbewerb stattfinden. Da wir vom Unterricht befreit waren, hatten wir genug zeit für all das. Der Rest des Tages verlief ziemlich ereignislos.

Am nächsten Morgen stand die gesamte Band, sowie Keqing und die Schulleitung am Hoftor und warteten darauf, dass die Busse der beiden anderen Schulen hier eintreffen würden. Ich war bereits den ganzen Morgen in Gedanken versunken, da die Band aus Liyue genau von der Schule war, die ich besuchte, bevor ich nach Mondstatt zog. Ehrlich gesagt hatte ich nicht viel Lust, auf ehemalige Klassenkameraden zu treffen, vor allem, da es dort einen Jungen gibt, der damals ständig an mir klebte und mich nervte.

Ein seufzten verließ meine Lippen und ich versuchte mich abzulenken, indem ich einmal durch die Runde blickte. Dadurch bemerkte ich Albedo, der mich mit einem undefinierbaren Blick ansah, diesen aber sofort abwandte, als ich in seine Richtung sah. Fischl schien das ebenfalls bemerkt zu haben, sagte dazu jedoch nichts. Lange würde die Beziehung der beiden sowieso nicht mehr halten. Immerhin wollte Albedo nach dem Abschluss zum Studieren nach Sumeru und die beiden wollten keine Fernbeziehung. Damals hätte ich aber noch nicht ahnen können, mit wem Albedo dann- Das wäre ein Spoiler... zurück zum eigentlichen Geschehen.

Gerade bog ein großer Reisebus um die Ecke, fuhr zum Tor und kam dort zum Stehen. Ehe wir uns versahen öffnete sich die vordere Tür und eine groß gewachsene Frau trat hervor und hinter ihr sechs Teenager, von denen ich die meisten nicht kannte. Doch zwei Gesichter waren mir leider bekannt. Xingqui und Chongyun. Oder auch, der Bücherwurm der unsterblich in den Idioten, der das nicht bemerkt, verliebt ist. Das war früher so und ist heutzutage offensichtlich nicht anders, denn der kleinere wurde bei jedem Blick und jeder Berührung des anderen verlegen. Als Chongyun mich sah, begann er zu strahlen und lief zu mir. „Xiao! Ich fasse es nicht! Ich dachte wir würden uns nie wieder sehen! Warum hast du nie geantwortet?", rief er mir erfreut entgegen und meine Laune sank senkrecht. Warum ich nicht zurückgeschrieben hatte? Weil ich seine Nummer blockiert und gelöscht habe. Ich hatte kein Interesse ihn je wiederzusehen und nun stand ich ihm wieder gegenüber. „Ihr kennt euch?", wollte Venti überrascht wissen, worauf der Blauhaarige entgegnete: „Jap, wir waren mal in einer Klasse und wären beinahe ein Paar geworden, ich hatte ihn fast soweit meine Gefühle zu erwidern!" Stolz grinste er meinen Freund und erntete dafür von uns beiden einen tödlichen Blick. „Tch, träum weiter, an so einem Vollidioten wie dir hatte ich nie Interesse. Du hast mich durchgehend nur genervt und ich war froh als ich meine Ruhe vor dir hatte", fauchte ich zurück, woraufhin er nur lachte und es offensichtlich nicht ernst nahm. Er hatte meine durchgehenden Körbe nie wahrgenommen und einfach weitergemacht. Eine wirklich anstrengende Angelegenheit.

„Was noch nicht ist, kann ja noch werden, irgendwann wirst du meine Gefühle schon noch erwidern", säuselte er und lächelte mich provokant an. Daraufhin drehte ich Ventis Kopf sanft zu mir und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen und entgegnete, dass ich bereits vergeben war und er sich verpissen sollte. „Oh.... Hallo Xiao...", kam es dann auf einmal von Xingqiu, der bisher nur stumm neben dem Hitzkopf gestanden hatte. Als ich meinen Blick zu ihm wandte und genauer betrachtete, bekam ich mittleid mit ihm, er war noch dürrer geworden, als ich ihn in Erinnerungen hatte. Dass Chongyun das so sehr übersehen konnte, passte zu ihm. Er war schon immer so. Auch einer der Gründe weshalb ich ihn nicht gut ausstehen konnte. Diese Ignoranz war beinahe schon lachhaft. Zu meinem Glück wandten die beiden Blauhaarigen sich schließlich von uns ab und stellten sich den anderen vor. Der rest aus Liyue stellte sich uns noch vor. Noelle, Nilou, Yun Jin und Xiangling, schienen ganz okay zu sein, doch eine Freundschaft knüpfen, würde ich nicht.

Nach kurzer Zeit hatte sich eine unangenehme Stille ausgebreitet und alle warteten darauf, dass nun auch der Bus von Sumeru eintreffen würde. „Da kommen sie!", riefen Xinyan und Barbara, woraufhin alle ihre Aufmerksamkeit zu den Ankömmlingen lenkten. Fünf Teenager, ein Lehrer und eine Lehrerin verließen das Gefährt und kamen auf uns zu und erneut brach ein wildes Gesprächschaos aus. Plötzlich erstarrte Venti neben mir und jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht, er wirkte, als hätte er den Teufel höchst persönlich vor sich. Langsam folgte ich seinem Blick und sah einen Jungen mit dunkelblauen Haaren und Augen, der ebenfalls so geschockt wirkte. Verwirrt blickte ich zwischen den beiden hin und her, während der Fremde auf meinen Freund zuging, vor ihm stehen blieb und nach einem leisen Seufzten sagte: "Hey... Ich bin Scaramouche und ein echtes Arschloch..." „Vergiss es Scara, versuch es erst garnicht", fauchte Venti aggressiv zurück und verschränkte die Arme. Ich meinte zu sehen, dass er leicht zitterte. „Bitte... hör mich wenigstens zu... ich will mich bei dir entschu-" „NEIN, ich will nichts mehr von dir hören. Nach allem was du mir angetan hast, würde ich dich am liebsten verprügeln", entgegnete Venti und starrte ihn misstrauisch an. Scaramouche presste die Lippen etwas zusammen und senkte seinen Blick.

Ein rothaariger Junge gesellte sich nun neben ihn und fragte verwundert und etwas besorgt, was los sei, worauf der Blauhaarige antwortete: „Heizou, das ist Venti... der von dem ich dir erzählt habe... mein Ex-Freund..." „Oh...", brachte Heizou hervor und schien nicht wirklich zu wissen, was er sagen sollte. Venti hatte einen Ex? Das war das erste Mal, dass ich davon hörte. Erwähnt hatte er Scara in meiner Gegenwart noch nie und es verwunderte mich etwas, da er mir sonst alles erzählte. „Seid ihr im streit auseinander gegangen?„, wollte ich wissen, da mir das Verhalten der beiden sehr ungewöhnlich und angespannt vorkam.

„Könnte man wohl so sagen", knurrte mein Freund, „Er hat mich gezwungen mit ihm zu schlafen."

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Hat etwas gedauert, aber ich wollte erst Lost in the other world fertig schreiben 😅
Nun ja, jetzt soll es aber etwas aktiver vorangehen, meine Motivation ist im Moment so hoch, ich kann die Spitze kaum noch sehen xD

High School Band 4 - Band Contest // Genshin FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt