9. Kapitel

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Entsetzt starrte ich auf das Display meines Handys, ehe mir im nächsten Moment stumme Tränen von den Wangen rannten. Ich musste sofort dort hin. So schnell ich konnte sprang ich aus dem Bett und wurde direkt von starken Schmerzen in Empfang genommen, doch ignorierte es und rannte einfach weiter. Während ich dir Treppe hinunter raste, nahm ich immer zwei Stufen auf einmal, was jedoch dazu führte, das ich die letzte verfehlte und volle Kanne auf den Boden krachte. Ein Aufschlag in Kombination eines Schreies von mir, hallte durch den Flur und sofort stürmten meine Freunde - allen voran Venti - aus dem Wohnzimmer auf mich zu. Ich wollte es ignorieren und stand unter Qualen auf um zur Haustüre zu rennen, jedoch hielten mich mein Freund und Xinyan fest. „Was ist los?!", rief Venti, als ich mich loszureißen versuchte, dabei jedoch scheiterte. „Es ist Xingqiu! E...er hat mich angerufen und sich dann vom Schuldach gestürzt!", brüllte ich und weitere Tränen strömten über mein Gesicht, „Ich muss dort hin! Sofort!" „Xiao... überleg dir das, was wenn du das was du dort vorfinden wirst, nicht verarbeiten kannst... und nie wieder vergisst..." „Ist mir egal Albedo! Ich muss zu ihm!" „Na gut", mischte sich nun Barbara ein, „Ich bin mit dem Auto hier, ich fahre dich." Stimmt, sie hatte, vorbildlich wie sie war, ja bereits ihren Führerschein gemacht und da sie etwas weiter weg wohnte, kam sie immer mit dem PKW. Ich nahm das Angebot sofort an und im nächsten Moment saß ich am Beifahrersitz.

Das Gefährt war nur ein kleiner Zweisitzer, daher konnten wir die anderen nicht mitnehmen. Meine Gedanken waren die gesamte Fahrt über bei Xingqiu. Ich hatte rein garnichts dagegen tun können... Hätte ich nur eher etwas gesagt und nicht geschwiegen...

Nur wenige Minuten später hielt Barbara an und ich stürzte sofort aus dem Wagen, direkt auf das große Gebäude zu. Im Hintergrund, irgendwo in der Stadt, konnte ich die Sirenen eines Krankenwagens aufheulen hören und es machte mich beinahe wahnsinnig. Ich begann loszulaufen, wollte das Gebäude umrunden um ihn zu finden. Mein Herz schlug so heftig, dass ich es in meinen Ohren dröhnen hörte. Das Adrenalin verjagte für den Moment all die Schmerzen meines geschundenen Körpers und ermöglichte es mir, einfach weiter zu laufen. Und dann sah ich es...

Vor mir, einige Meter entfernt, lag Xingqius Handy am Boden. Ich lief hin und hob es auf. Doch wo war der Junge?! Hatte man die Leiche bereits weg gebracht? War das überhaupt so schnell möglich?! Oder... war er womöglich noch am Dach? Hatte er überlebt? Was war geschehen? War er vielleicht von einer anderen Stelle gesprungen und hatte das Smartphone hier fallen gelassen? Ich versuchte die tausenden Fragen zu verdrängen und stürmte erneut los. Diesmal war mein Ziel das Schuldach und ich betete dafür, dass es noch nicht zu spät war. Erneut nahm ich mehrere Stufen auf einmal, diesmal ohne Sturz und öffnete Ruckartig die Tür zum Dach. „Xingqiu!", schrie ich. Da saß er, lebendig, in sicherem Abstand zum Abgrund, in Chongyuns Armen. Beide weinten. Ich eilte zu ihnen und als ich den jüngeren endlich erreicht hatte, trugen mich meine Beine nichtmehr und ich brach zusammen. Zu meinem Glück fing Yun mich auf, setzte mich vorsichtig vor Xingqiu und rutschte ein Stück zur Seite. Er hatte offensichtlich ein schlechtes Gewissen, weil er mich verprügelt hatte.

Ich beachtete den Hellhaarigen nicht länger und zog den jüngeren vor mir fest in meine Arme und auch, wenn meine Wunden dabei höllisch schmerzten verharrte ich so. Erleichterung durchflutete mich und ich hauchte: „Ich dachte du wärst gesprungen... und jetzt tot..." „Chongyun hat mich davon abgehalten... und dabei hab ich mein Handy fallen gelassen", erklärte er und blickte mich verheult an, „Tut mit leid, dass ich dir solche Sorgen bereitet habe..."

„Xingqiu", mischte sich nun der Hellhaarige in das Gespräch ein, „Bitte tu das nie wieder... Ich könnte mir das nicht verzeihen... W...was hältst du davon, wenn wir es einfach mal miteinander versuchen? Auf ein Date gehen meine ich..." „Das würdest du für mich tun?", fragte er ungläubig und dennoch hoffnungsvoll. „Selbstverständlich", entgegnete der andere und gab Xingqiu einen Kuss auf die Stirn, woraufhin dieser erneut zu weinen begann, diesmal jedoch aus Erleichterung und nicht aus Trauer und Verzweiflung.

„Lasst uns von diesem Dach runter", meinte ich, da es mich immer noch etwas beunruhigte. Die anderen zwei stimmten zu und einige Minuten später setzten wir uns auf eine der Bänke vor dem Gebäude. Nun, da das Adrenalin wieder wich, wurde es durch Erschöpfung ersetzt und ich wurde immer müder. Zusätzlich hatten die Schmerzen überhand genommen und ich sehnte mich einfach nur nach meinem Bett. In der ferne konnte ich sehen, wie Venti und der Rest der Band zu Barbara stießen, die bei ihrem Auto gewartet hatte. Das Mädchen zeigte in unsere Richtung und schon lief mein Freund zu uns dreien und gab mir einen Kuss auf dir Wange, ehe er sich Xingqiu zuwandte. Ein erleichtertes Lächeln lag auf seinen Lippen und er schloss den Jungen in seine Arme. „Schön zu sehen, dass du noch lebst", murmelte er und wuschelte ihm durch die Haare. „Tut mir leid, dass ich euch sorgen bereitet habe...", entgegnete er schuldbewusst, doch Venti wank ab. „Mach dir keine Vorwürfe", meinte ich, „Wir würden dir sowas nicht übel nehmen." „Wollt ihr zwei auch noch mit zu uns kommen? Wir hatte vor noch ne Serie zu schauen", fragte Venti die beiden aus Liyue, woraufhin Chongyun unsicher stotterte: „Ich w...weiß nicht s...so recht..." Dabei warf er mir einen nach Erlaubnis fragenden Blick zu. „Doch, doch, kommt mit, wird bestimmt lustig", gab ich meine Meinung dazu und stand langsam auf.

Etwas später saßen dann alle zusammengequetscht im Wohnzimmer. Chongyun, Xingqiu, Venti, Albedo und ich hatten uns irgendwie auf die Couch gezwängt. Fischl und Yoimiya saßen auf dem einen Sessel und Barabara und Xinyan auf dem anderen. Gemütlich ging vermutlich anders, doch es war besser als der Boden. Während wir - wie so oft - einen Sport Anime anschauten, bekam ich nichtmehr sonderlich viel mit, da ich ziemlich schnell einschlief.

Es mussten einige Stunden vergangen sein, denn als ich wieder aufwachte, ging bereits langsam die Sonne unter. Ich bemerkte schnell, dass Xinyan, Barbara, Xingqiu und Chongyun nicht mehr hier waren. Ich hob meinen Kopf etwas und merkte, dass ich ihn während ich geschlafen hatte, die ganze Zeit auf Albedos Schulter hatte und murmelte daher ein kurzes „Oh, Sorry..." und rieb mir verschlafen die Augen. Ich sah einmal durch die Runde, auch alle anderen, abgesehen von Albedo, hatten wohl geschlafen. „Wie spät ist es?", fragte ich den Blondschopf und sah zu ihm. Dann musste ich stutzen, denn seine Augen waren leicht rötlich und geschwollen, „Hast du geweint?"

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