❁ Chrysanthemum ❁
Murrend saß Wakatoshi im Gras und knetete seine kribbelnden Finger, während seine Iriden rastlos über die bunten Blütenköpfe vor ihm huschten. Er spürte die unangenehme Unruhe, die in seinem Inneren tobte, wie ein Wirbelsturm und es nervte ihn. Wo blieb sie bloß?
Es war wieder einer der seltenen Tage, an denen er nach dem Training die Wiese verwaist vorgefunden hatte und der Volleyballer wusste nicht, ob sich die Schülerin noch zu ihm gesellen oder ihn versetzen würde. Im Grunde wusste er, dass es kindisch war, mürrisch zu sein, nur weil Kohana nicht da war. Schließlich hatte das Mädchen ein eigenes Leben. Dennoch würde er sich wahrscheinlich wohler damit fühlen, wenn sie ihn vor solchen Tagen vorwarnen würde - obwohl sie ihm ja eigentlich keine Rechenschaft schuldig war.
„Senpai, entschuldige."
Es war, als hätte die Erstklässlerin die Gedanken des Asses gelesen, als ihre melodische Stimme plötzlich hinter ihm schallte. Wakatoshi drehte den Kopf und blickte über seine Schulter. Unweigerlich zuckte seine Augenbraue und seine Mundwinkel hoben sich zu einem leichten Lächeln.
Kohana, die über ihren Arm die mintgrüne Picknickdecke geworfen hatte und in der anderen Hand einen Getränkehalter aus Pappe hielt, trug das Kleid, zu dem der Sportler ihr vor einigen Tagen geraten hatte.
„Und? Was sagst du?", fragte die Schülerin schmunzelnd, nachdem sie seinen Blick bemerkt hatte und breitete präsentierend die Arme aus, um die Aussicht auf sich vollends freizugeben. Eng wickelte sich der weiße Stoff um ihren Oberkörper, während der magnolienfarbene Saum ihre nackten Oberschenkel umspielte. Die breiten Träger umschlossen ihre schmalen Schultern, indes sich der Ausschnitt im herzförmigen Bogen in der Mitte traf.
„Ich hatte recht."
Und wie er das hatte. Der Farbverlauf ließ ihren Teint erstrahlen und ihre blassen Augen leuchten.
„Es ist zwar ein bisschen kurz, aber ich liebe es", kicherte sie und reichte ihm die Decke, nachdem er sich aufgerichtet und danach gegriffen hatte. Wie verflogen waren die schlechte Laune und das nervige Kribbeln, die der Volleyballer eben noch verspürt hatte, während er den Stoff entgegennahm und aufschlug.
„Bitte entschuldige die Verspätung. Es hat alles länger gedauert. Aber als Entschädigung hab ich dir was mitgebracht."
Wakatoshi, der die Decke auf dem saftig grünen Gras ausgebreitet hatte, sah auf und erneut zuckten seine Mundwinkel. In dem Papphalter befanden sich zwei Bubble Tea Iced Coffee Latte Salted Caramel.
„Ich dachte mir, dass es die passende Gelegenheit wäre, dass du deinen ersten Bubble Tea bekommst."
Grinsend hielt die Schülerin dem Sportler einen der transparenten Becher entgegen und kniete sich auf ihrer Decke nieder, nachdem er ihr das Getränk abgenommen hatte.
„Danke."
Fröhlich zwinkerte sie ihm entgegen und schloss ihre Lippen um den durchsichtigen Strohhalm. Wakatoshi betrachtete den Inhalt seines Bechers, während er sich neben ihr niederließ und lauschte dem leichten Schlürfen der Erstklässlerin, bevor er begann mit dem Strohhalm in dem Getränk zu rühren, genau wie Kohana es seinerzeit im Café getan hatte.
„Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt, so spät zu kommen."
Kohanas Stimme lenkte Ushijimas Aufmerksamkeit auf sich und aus den Augenwinkeln heraus schielte er zu ihr herüber, während ihre Pupillen gedankenversunken über das bunte Blumenmeer vor ihnen huschten. Der Strohhalm ihres Getränks ruhte an ihrer Unterlippe, als wäre er in Wartestellung, jeden Moment wieder eingesogen zu werden.
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❁Flowers to you ❁
FanfictionWakatoshis Leben war wie in Beton gegossen. Feste Strukturen und Routinen waren dem Gewohnheitsmenschen wichtig. Ebenso die Ruhe und Abgeschiedenheit seines persönlichen Rückzugsortes, den er besuchte um den Lärm und dem Grau des Alltages zu entflie...