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Dunkle Straßen, einsame Gassen, verlassene Häuser. Nur jede dritte Straßenlampe konnte Licht in die Dunkelheit bringen. Somit sah man auch nicht den Schatten, der durch die Gassen lief und nach neuen Opfern suchte. Eine Straßenlaterne lag auf der Straße, versperrte die halbe Fahrbahn. Schon seit Tagen lag sie da, niemand hatte sich die Mühe gemacht das wieder zu richten. Das Auto musste auf die andere Fahrbahn ausweichen. Der Gegenverkehr fuhr stumpf mit 100kmh weiter. Es knallte. Wildes gehupe und lautes Geschrei. Alltag.

Zum Glück war nicht ganz Seoul betroffen. Lediglich dieser eine District. Und genau in diesem District lebte Felix. Seit dem Bürgerkrieg vor 7 Jahren war nichts mehr so wie früher. Im dem Stadtteil hatten sich zwei Gangs übel gestritten. Ein kleiner Bürgerkrieg brach aus. Er konnte nicht geschlichtet werden, somit ließ man District 9 untergehen.

Die Stadt hatte einiges versucht, um den Stadtteil wieder herzurichten, doch es war vergebens. Die Straßen waren verloren. Bis heute wird um das Überleben gekämpft. Der District war bekannt für die vielen Verbrechen. Hatte sogar ein eigenes Gefängnis bekommen. Der District war verloren und mit ihm seine Bewohner.

Felix zog seine Kapuze tiefer und sah sich um. Die Straße wirkte leer, aber das war sie nicht. Hinter jeder Ecke könnte Gefahr lauern. Seine Augen verengten sich und entdeckten endlich jemanden. Einen Mann. Er lief mit seiner Jacke in der Hand in dem Schein der Laterne. Leise summte er ein Lied. Felix lief los. Er legte einen kleinen Stop hinter einem Auto ein. Mit einer Hand auf dem Kofferraum fixierte er den Mann. Seine Augen waren überall. Sah aus, als gäbe es keine Konkurrenz. Mit einem Atemzug huschte er los. An dem Mann vorbei. Und zog ihm dabei die Jacke aus der Hand.

Der Mann beschwerte sich lautstark und fing an den Jungen zu jagen. Felix flitzte durch die dunklen Gassen und durchsuchte dabei die Taschen der Jacke. Er wühlte rum und spürte Leder. Volltreffer. Der schwarzhaarige zog das Portemonnaie raus und fühlte noch einmal die Taschen, ehe er die Jacke weg schmiss. Seine Beute verschwand in seiner Bauchtasche. Er sah sich um und sprang auf einen Müllcontainer. Dann schwang er sich über den Zaun und war weg.

Der Schlüssel klimperte, als der Junge damit die Tür zu der Wohnung aufschloss. „Chan! Ich bin wieder da.", sagte er und nahm seine Bauchtasche ab. „Und? Was hast du heute bekommen?", fragte der ältere. „Ein paar Portemonnaies.", sagte Felix und ließ sich auf das Sofa fallen. Dabei knarzte es und eine Feder kam zum Vorschein. Felix verzog nur das Gesicht und drückte das Ding wieder rein.

Mit einem Fuß an dem Wohnzimmertisch und einem auf dem Sofa, öffnete er die Portemonnaies. „150, 160, 163.", zählte Felix das Geld zusammen und legte es auf den Tisch. Dann zog er einen Personalausweis raus und besah sich den Besitzer. Klaus. Felix lachte und schmiss die Karte achtlos weg. „Chan, was gibt's zu essen?", fragte er dann und richtete sich wieder auf. „Kannst dir Ramen machen, und zieh deine Schuhe aus.", sagte er und verschwand in seinem Zimmer. Genervt stöhnte Felix und machte sich daran, sich selbst etwas zu essen zu machen. 

Nachdenklich setzte er sich mit der Schüssel an den kleinen Tisch in der offene Küche und sah sich um. Felix und Chan lebten in einem sehr alten Haus. Es gab keine Tapeten und der Putz fiel von der Wand. Felix war bei dem älteren eingezogen, nachdem seine Mutter an einer Überdosis ihr Leben verlor. Seit dem ließ auch Felix seine Finger von Drogen. Klar, ein Joint zwischendurch war noch drin, mehr aber auch nicht. Auch Alkohol war nicht sein bester Freund. Eine Zigarette war auch okay, aber er achtete sehr darauf von nichts abhängig zu werden.

Chans Wohnung bot gerade genug Platz für die beiden. Ein Wohnraum, ein Bad und zwei Schlafzimmer. So konnten auch Freunde bleiben. Jedoch war der Zustand katastrophal. Felix wunderte sich manchmal warum das Haus nicht schon zusammengefallen, oder von Tieren überfallen worden war. Es war zwar nicht dreckig hier, wie einer so einer Messi Wohnung in der Felix zuvor lebte, doch es war alt und kaum noch benutzbar. 

Gangsters and Thieves || Changlix Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt