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Felix blieb ruckartig stehen. Mit großen Augen hob er seine Hände und drehte sich langsam um. Der Mann kam auf ihn zu und packte ihn ruckartig am Arm. Felix wurde gewaltsam auf den Boden befördert, wo ihm der Arm im Polizeigriff gehalten wurde. Schmerzerfüllt stöhnte Felix. „Was wollen Sie?", fragte er und sah auf den Asphalt, der nur wenige Zentimeter von ihm entfernt war. „Ich bin Polizist.", sagte der Mann und drückte etwas fester zu. „Ah! Nicht so fest!", meckerte Felix aufgebracht. Was sollte das ganze?

Er hörte den Mann telefonieren. Felix filterte aus dem Gespräch raus, dass er sicher mit der Polizei spricht. „Also. Was wolltest du von den Frauen?", fragte er dann. „Ich wollte lediglich ihr Geld. Sonst nichts.", sagte Felix gepresst. Es war nicht einfach zu atmen, wenn man auf den Boden gedrückt wurde. Der Mann seufzte. Felix sah sich etwas um, als er Jisung in der Ferne sah. Er stand auf dem Bürgersteig und kam gerade aus einer Gasse gelaufen, als er die Szene gesehen hatte.

Felix konnte sein Gesicht nicht erkennen, aber er stand wie angewurzelt da. Dann hörte er die Polizeisirenen und Jisung zuckte zusammen. „Lauf Jisung!", rief er dem Jungen zu, der sich endlich in Bewegung setzte. Daraufhin wurde Felix fester zu Boden gedrückt. „Wer war das?! Dein Komplize?", fragte ihn der Mann. „Nein, meine Konkurrenz.", sagte er. „Wieso hilfst du ihm dann?", fragte er. „Weil ich kein Arschloch bin.", antwortete er. „Verstehen Sie nicht. Ist so'n District 9 Ding.", lachte er.

Der Polizeiwagen hielt neben Felix. Er wurde aufgerichtet und seine Taschen wurden durchsucht. Ihm wurde sein Messer abgenommen, ehe er in den Wage gesteckt wurde. Auf dem Weg zur Wache besah er sich die Stadt. Er war schon lange nicht mehr Auto gefahren. Auch einen Bus gab es nicht mehr im District. Die Hälfte der Autos in District 9 war nur noch Schrott. Sie zierten die Straßen, wurden nach der Benutzung einfach abgestellt und nie geräumt.

Auf der Polizeiwache wurde der schwarzhaarige aus dem Auto gezerrt und in einen Verhörraum gebracht. „Ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass ich nur das Geld der Leute wollte.", sagte er. „Hm.", überlegte der Kommissar. „Wie kann das überhaupt, dass so ein hübscher Junge wie du die Arbeit eines Diebes erledigt. Es gibt sicher noch andere Jobs für jemanden wie dich.", erwähnte der Kommissar. „Wollen Sie etwa damit andeuten, dass ich doch besser als Schlampe arbeiten sollte?!", fauchte Felix wütend. „Aber nein! So habe ich das doch gar nicht gemeint.", sagte er schnell.

„Sie sind sowas von abartig! Ich bin quasi noch ein Kind!", rief Felix aufgebracht und stand von seinem Stuhl auf. „Hinsetzen, junger Mann.", sagte einer der Beamten und drückte ihn wieder runter. „Ist schon okay. Wir sind hier eh fertig. Er wird bis zu seinem Gerichtstermin im Jugendknast bleiben." Mit diesen Worten verließ der Kommissar den Raum, aber nicht ohne den Jungen noch einmal von oben bis unten gemustert zu haben. Verärgert schnaufte Felix und ließ sich abführen.

Wenigstens würde der Gerichtstermin nicht so weit raus sein, wie überall sonst. Das Viertel hatte nicht nur sein eigenes Gefängnis, sondern auch sein eigenes Gericht erhalten. Zu viel Kriminalität. Es war im restlichen Stadtteil kaum zu stämmen und diese zusätzlichen Verbrechen verzögerten die 'wichtigen' Fälle. Sie sprachen von Vereinigung und doch, schoben sie die Leute ab. Behandelten die Menschen aus District 9 wie andere Menschen, obwohl sie in der selben Stadt lebten. Doch Felix wollte sich nicht weiter darüber ärgern. Es würde sich ja sowieso nichts ändern.

Felix wurde in Handschellen in ein Auto gebracht. Er hatte noch nie Handschellen getragen. Aber es war gar nicht so schlimm wie erwartet. Es verkörperte schlichtweg seine Gefühle. Deshalb ließ ihn die Sorge um was jetzt kam, kalt. Er lehnte sich entspannt zurück und blickte nach draußen. Er konnte von hier die großen, verglasten Hochhäuser sehen. Wenn er doch nur einmal in so eines rein könnte. Er konnte sich gar nicht vorstellen in so einem Apartment zu leben. Seufzend schaute er zur anderen Seite, wo ihm nur das Elend zurief. Kaputte, alte Häuser, Kabel hingen rum, Fenster waren eingeschlagen und die Häuser waren voll mit Graffiti.

Manchmal dachte Felix, seine Stadt sähe aus wie die ekligsten Bahnhöfe von Großstädten, die so im Fernsehen gezeigt werden. Genauso wie die, in der 50 Jahre zuvor sich Kinder problemlos Drogen spritzen konnten. Wo es normal war als Kind auf den Strich zu gehen, und abhängig und obdachlos sein als normal empfunden wurde. Es würde sich eh niemand kümmern.

„Ich habe eine Bitte an Sie.", sagte Felix und weckte damit die Aufmerksamkeit der Beamten. „Was wollen Sie?", fragte der Beifahrer. „Können Sie Bang Chan über meine Lage in Kenntnis setzen? Er wird sich Sorgen machen.", sagte der Gauner. „Werden wir.", sagte der Polizist und drehte sich wieder um. Felix nickte leicht und schaute auf seinen Schoß. Verträumt drehte er seinen Ring. Es war ein Geschenk von Hyunjin, einem von Felix' wenigen Freunden.

„Wir sind da.", sagte der Fahrer und stieg aus. Kurz darauf wurde Felix aus dem Wagen befördert und Richtung des Gefängnisses gebracht. Er wurde übergeben und in ein Zimmer gebracht. „Alles ausziehen. Wir werden Ihre Wertgegenstände sicher aufbewahren.", sagte der Wärter und öffnete die Handschellen. Somit zog sich Felix bis auf die Unterhose aus und wurde dann abgetastet. Dann durfte er die Häftlingskleidung anziehen. Nun ohne Handschellen wurde er zu einer der Zellen geführt.

Die Tür wurde von dem Wärter aufgeschlossen. Dem neuen Häftling wurde angewiesen in die Zelle zu treten, welcher den Befehl befolgte. Felix sah sich um und dann wurde auch schon die Tür geschlossen. Er stand nun im dunklen, konnte sich aber noch an das Bild des Raumes erinnern. Es gab ein Waschbecken, ein kleines Fenster durch das der Mond schien, ein Tisch mit zwei Stühlen und zwei Betten, die übereinander an der Wand hingen. Als der Junge genau hinsah, erkannte er eine Gestalt in dem unteren Bett.

„Wer bist'n du? Und warum kommst du so spät noch hier rein?", fragte die Person teilnahmslos. Felix konnte nun erkennen, dass die Person an die Decke starte. „Hi. Ich bin Felix.", sagte er und ging weiter auf das Bett zu. Dann kletterte er hoch und legte sich in das obere Bett. „Hm.", hörte er den Typen unter sich sagen. Geräusche verrieten ihm dass er sich gedreht hatte und wahrscheinlich versuchte zu schlafen. Felix seufzte und versuchte ebenfalls in den Schlaf zu finden.

Gangsters and Thieves || Changlix Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt