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„Hey, ist hier noch frei?", fragte eine unbekannte Stimme. Die drei Jungs sahen hoch. Dort stand ein Junge. Ein ziemlich hübscher Junge. Er entsprach exakt den Beautystandarts aus Korea. „Äh, ja.", sagte Changbin. „Wer bist du?", fragte Jisung. „Ich bin Minho.", stellte sich der Junge vor und setzte sich gegenüber von dem Blonden, neben Changbin. Die anderen drei ratterten stumpf ihre Namen durch und aßen weiter.

„Mh. Bist du neu hier?", fragte Felix und hielt sich eine Hand vor den Mund, da er noch mit Kauen beschäftigt war. „Jup. Gestern Abend bin ich her gekommen.", antwortet der Neue. Er hatte braun gefärbte Haare, die gerade von Jisung begutachtet wurden. „W-warum bist du hier?", fragte Jisung etwas schüchtern. „Hab nh Anzeige wegen Körperverletzung und meine Sozialstunden nicht erledigt. Jetzt muss ich zwei Wochen sitzen. Aber deswegen sind wir doch alle hier, nicht?", sagte er freundlich.

Felix schielte kurz zu Changbin rüber und schüttelte dann den Kopf. „Oh.. echt nicht?" Dieser Minho kam sehr nett rüber. „Also Felix und ich sind wegen Diebstahl hier. Changbin weiß ich nicht.", sagte Jisung und sah zu Changbin rüber. Minho folgte seinem Blick. Wahrscheinlich warteten sie auf eine Antwort, doch die sollten sie nicht bekommen. „Geht euch nh Scheiß an warum ich hier sitze.", sagte er genervt und ignorierte die anderen.

Daraufhin war es die nächsten Minuten lang still. Die Atmosphäre war unangenehm und keiner wagte es zu reden. Dann irgendwann stand Changbin einfach auf und ging. „Wenn du willst, dann zeig ich dir gleich die Räumlichkeiten.", schlug Jisung vor. „Klar, gerne.", lächelte ihn der Junge an. Der blonde wurde leicht rot und sah verlegen auf sein Essen.

Nach dem Essen ging Felix zurück zu seiner Zelle und wollte nach Changbin sehen. Er erwartete den Jungen traurig, schmollend auf seinem Bett, doch Changbin war überhaupt nicht da. Seufzend machte sich Felix auf den Weg in die Bibliothek. Dort hatte er die letzten Tage auch rumgehangen. Changbin und er verstanden sich nach dem Kuss vor ein paar Tagen doch recht schnell wieder. Keiner war dem anderen aus dem Weg gegangen und trotzdem waren beide in Gedanken.

Felix hatte manchmal das Gefühl, der Ältere würde Abstand halten. Doch dann lagen sie abends in ihren Betten und redeten normal wie gute Freunde eben. Felix war etwas verwirrt, aber er wollte den anderen nicht bedrängen und ließ ihm seinen Freiraum.

Als Felix abends zurück kehrte, war Changbin wieder da. Er saß in seinem Bett, mit dem Rücken an der Wand angelehnt. Felix setzte sich neben ihn und legte sich hin, sodass sein Kopf auf dem Schoß des anderen lag. „Ist alles gut bei dir?", fragte er besorgt. „Ja, denke schon.", sagte Changbin, schaute jedoch lieber auf seine Finger, statt in Felix' Gesicht.

Ein paar Minuten lang blieb es still. Plötzlich gingen alle Lichter aus und es wurde stockdunkel. Nachtruhe. Dann ergriff Felix das Wort. „Ich weiß was wir jetzt machen.", sagte er und setzte sich auf. „Achja? Und was?", fragte Changbin lustlos. „Kuscheln." „Kuscheln?", fragte er ungläubig. „Ja. Das tut gut und wir müssen nicht reden. Also los.", sagte Felix und wartete darauf, dass Changbin sich hinlegte.

Als er das getan hatte, legte sich Felix zu ihm unter die Decke. Das schmale Bett veranlasste Felix dazu, sich halb auf Changbin zu legen. Er legte seinen Kopf auf Changbin Brust ab. Neben ihm sein Arm, der leicht auf Changbins Brust lag. Mit einem Bein auf den Beinen des anderen, hielt er sich zusätzlich etwas fest. Changbins Arm hielt den Jungen ebenfalls fest, damit er nicht aus dem Bett fiel. Felix sah, dass Changbin noch immer teilnahmslos an die Decke starrte, doch er hoffte dass er ihm nun helfen konnte.

Er wusste dass er nicht mehr tun konnte, und wollte Changbin zeigen, dass er nicht alleine war. Ihm gefiel es jedoch zu gut auf dem breit gebauten Mann zu liegen, dass er es nicht verhindern konnte langsam in den Schlaf zu fallen. 

-

In den nächsten zwei Tagen hatte Jisung so viel mit Minho rumgehangen, dass Felix ihn kaum gesehen hatte. Changbin ging es besser. Er hatte sich gleich am nächsten Tag dafür entschuldigt und erklärt, dass er manchmal Momente hatte, in denen er absolut nicht reden wollte. Zusätzlich bedankte er sich bei Felix, dass er ihm Gesellschaft geleistet hatte.

Felix öffnete seine Augen und spürte gleich den Arm um seinen Bauch. Die beiden waren gestern wieder zusammen in Changbins Bett eingeschlafen. Lächelnd kuschelte er sich näher an den warmen Köper des anderen und versuchte sich noch etwas zu entspannen, ehe es zum Frühstück ging. Doch dann hörte Felix, wie der Schlüssel zur Zelle in das Schloss geschoben und laut gedreht wurde. Schnell setzte er sich auf, schob Changbins Arm runter und stand dann auf.

Dadurch wurde der andere Junge wach und sah sich verwirrt um. Niemand durfte sehen wie nah sich die beiden waren. Die Polizei war nicht auf ihrer Seite. Dann öffnete sich die Tür und zwei Polizisten betraten die Zelle. Felix konnte draußen den Wärter erkennen, der die Tür aufgeschlossen hatte. Dieser zog gerade den Schlüssel wieder raus und besah sich das Spektakel.

„Lee Felix?", fragte der eine Polizist. Er war vielleicht nur ein paar Jahre älter als er. „Ja?", sagte er, woraufhin Changbin sich nun aufsetzte und mit gerunzelter Stirn alles beobachtete. „In etwa einer Stunde ist Ihr Gerichtstermin. Er wäre erst Morgen gewesen, allerdings sind ein paar Verhandlungen verschoben worden und Sie sind vorgerückt. Sie haben fünf Minuten um alles zusammen zu packen. Den Rest holen wir, wenn Sie zurück kommen. Beeilen Sie sich.", sagte der andere und drehte sich um, um den Raum zu verlassen. Der jüngere Polizist beäugte Felix noch einmal skeptisch, ehe er ebenfalls aus dem Raum ging.

„Was? Ich soll jetzt einfach gehen?", fragte Felix ungläubig. „So schnell kann's gehen.", murmelte Changbin und stand auf. „Komm, ich helfe dir.", sagte er und hob ein paar Sachen vom Boden auf. „A-aber ich hab mich gar nicht von den anderen verabschiedet. Und was ist mit dir?", stammelte Felix verzweifelt. Er war nicht darauf vorbereitet zu gehen. „Ist doch super, dass du rauskommst.", sagte Changbin lächelnd. Der kleinere steckte die wenigen Sachen die man im Gefängnis besaß in die kleine Tasche und zog den Reißverschluss zu.

Die Tür ging ruckartig auf und die Polizisten kamen rein. „Sind Sie dann so weit?", fragte der ältere und packte Felix am Arm. „Äh, Moment! Changbin! Ich brauche deine Nummer! Ich-", Felix konnte kaum aussprechen, schon wurde er aus dem Raum gezerrt. „Keine Angst Felix! Wir werden uns wiedersehen! Versprochen!", rief Changbin ihm zu. Das Lächeln auf seinem Gesicht, war das letzte was Felix von ihm sah, ehe er durch den Flur gezogen wurde.

Gangsters and Thieves || Changlix Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt