Die ganze Zeit über

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Mittlerweile klingelte mein Handy zum dritten Mal und das, obwohl ich auf der Arbeit war und keine Zeit hatte, den Anruf entgegenzunehmen

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Mittlerweile klingelte mein Handy zum dritten Mal und das, obwohl ich auf der Arbeit war und keine Zeit hatte, den Anruf entgegenzunehmen. Um einen Rückruf kam ich also nicht umhin und ich hasste es, anderen nachtelefonieren zu müssen. Egal bei wem und wegen was. Vielleicht bot sich die Pause dafür an, jetzt hatte ich Gäste zu bedienen, darunter einige, die schwierig erschienen. Anzugträger, die dachten, sie seien etwas Besseres, nur weil sie bei Siemens arbeiteten. Regelrechte Kotzbrocken, die böse schikanieren konnten.

"Hey Süße, bring mir noch einen Kaffee", rief auch schon einer und sah mich herausfordernd an.

"Mit Milch und Zucker oder doch rabenschwarz wie meine Seele?", provozierte ich hinter dem Tresen zurück, setzte die Maschine in Gang und presste das Kaffeepulver in die Vorrichtung, die ich kaum später eingeklemmte und eine saubere Tasse darunter stellte.

Das gehässige Gelächter seiner Kollegen ignorierte ich gekonnt, ebenso die bitterbösen Blicke, die mich von oben bis unten scannten. Gleich würden sie vielleicht merken, dass sie irrten, keine Frau, sondern einen Mann vor sich hatten. Es war nur eine Frage der Zeit.

"Ich warte immer noch auf Antwort? Schwarz oder blond?"

"Mir egal, ich nehm alles", erwiderte der Schmierlappen grinsend und zupfte an seiner Krawatte, als wollte er mir die Länge seines besten Stückes demonstrieren.

Sichtlich gelangweilt verdrehte ich meine Augen, stellte die Tasse auf ein Tablett, dazu ein Kännchen Milch und zwei Streifen Zucker. Zusammen trug ich die Bestellung zum Gast, stellte es vor seiner Nase ab und sah auf die Uhr. Noch wenige Minuten und ich hatte Pause. Ein paar Minuten zum Durchschnaufen.

"Wann hast du denn Feierabend, meine Hübsche?"

Wieder dieser Kerl, noch unverschämter und dreister als zuvor. Frauen taten mir leid, die auf solche Weise angesprochen und behandelt wurden. Es reichte und wenn ich mir vorstellte, jemand würde Nela so dumm anquatschen, ich würde Luzifer persönlich werden.

"Pass mal auf, Freundchen ...", begann ich noch halbwegs freundlich, legte meine rechte Hand mit den schwarz lackierten, langen Fingernägeln auf seine Schulter und drückte ganz leicht zu. "Nenn mich noch einmal Hübsche oder Süße und ich serviere dir meinen Schwanz auf dem Silbertablett!"

Augenblicklich war es still im Café, alle Gäste sahen mich an. Sogar mein Chef war nach unten gekommen und baute sich zwischen dem Gast und mir auf. "Was ist hier los?", verlangte er zu wissen.

"Nichts Schlimmes. Ich habe mich nur gewehrt, nachdem man mich als Frau betitelt hat und das gleich zweimal", antwortete ich völlig ruhig, während ich mich an ihm vorbeimogelte, hinter die Theke schritt und meine Sachen nahm.

"Und was machst du bitte jetzt?"

"Nachhause gehen", murmelte ich leise, öffnete bereits die Tür und eilte hastig raus auf die Straße. Ob das Folgen mit sich trug, war mir egal, ebenso, dass mein Chef mir nachrannte, nach mir rief und das in einer sehr schrillen Tonlage.

Mir war es egal, ebenso der ohrenbetäubende Lärm, der mit einem male, entstand. Fast wie ein Knall, nur sehr viel lauter. Entsetzte Schreie, wildes Getuschel und schließlich erklangen Sirenen. Rettungswagen und Notarzt rauschten an mir vorbei, eilten über die Straße, als ginge es um Leben und Tod.

"Eric", rief mich Nela, tauchte inmitten der Menschenmassen auf und drückte mich sofort gegen ihre Brust.

"Mir gehts gut, Nela", murmelte ich und versuchte ihrer Umklammerung zu entkommen.

"Leider nicht", hauchte sie leise, ließ von mir ab und trat einen Schritt zur Seite. Was ich dann sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Nicht mein Chef lag unter einem Leichentuch auf der Straße, sondern ich.

"N-Nela? Wieso liege ich da und warum kannst du mich anfassen?"

"Du bist tot, Eric. So tot wie ich es die ganze Zeit über war. Dich aber haben sie gefunden, mich hat man verscharrt und über die letzten hundert Jahre vergessen", erklärte sich Nela und lächelte. 

 

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