ALPHA (2) - Fynn

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Die S-Bahn hielt und ich zog gelangweilt mein Handy aus der Hosentasche, als mich jemand anrempelte. Ich drehte mich um, bereit mich zu beschweren und sah einen jungen Mann zu meinen Füßen, der sich zitternd auf den Boden kauerte. Die Menschen um ihn herum begannen zu tuscheln und ich merkte wie besonders die Alphas unruhig wurden. Sie sahen sich mit Blicken um, die nur bedeuten konnten, dass es einen Omega in Hitze im Abteil gab.
Ich schaute zu einem Alpha, der sich ein Taschentuch vor Nase und Mund hielt und mit seinen Augen die Umgebung absuchte, bis er schließlich an mir hängen blieb. Ich wusste nicht wie ich seinen Gesichtsausdruck deuten sollte, doch ich erkannte eine Mischung aus Ungläubigkeit, Entsetzen und unangenehm intimen Interesse. Er dachte hoffentlich nicht, ich sei der Omega, oder?

Ich wandte mich ab und kniete neben dem Jungen nieder. Während ich überlegte, was ich am besten tun sollte, anstatt wie die restlichen Fahrgäste ignorant zu sein, musterte ich ihn. Grob gefasst sah er vollkommen normal und durchschnittlich aus, also wie ein Beta. Nicht so groß wie ein Alpha, nicht so klein wie ein Omega. Weder so maskulin und kräftig wie ein Alpha, noch so feminin und schwächlich wie ein Omega. Eindeutig ein Beta!

Hey." Ich rüttelte vorsichtig an seiner Schulter. Meine Augen weiteten sich, als mir plötzlich schwindelig wurde. Ich musste mich abstützen um nicht umzukippen. Betas konnten Pheromone nur schwach wahrnehmen, wenn überhaupt. Doch ich war ein Beta und ich roch etwas, das ich nicht zuordnen konnte und völlig fremd war. Der Duft der mir von dem Mann entgegen schwappte, war so intensiv! Er war nicht zwingend unangenehm, aber er war so einnehmend und verführerisch, dass er meinen Körper - vor allem mein Unterleib - zum Kribbeln brachte. Ich schnappte nach Luft, atmete seinen Geruch aber nur noch mehr ein. Schnell - so schnell wie es in einer überfüllten, fahrenden S-Bahn möglich ist - wich ich zurück, konnte mich mich aber nicht dazu bringen, den Blick abzuwenden.

Bilder flackerten durch meinen Kopf, hervorgerufen durch Verlangen. Einen Moment gab ich mich meinen Vorstellungen, dann schüttelte ich energisch den Kopf um zu Sinnen zu kommen.
Alles gut bei dir?" Dumme Frage. Offensichtlich nicht. Kann ich dir helfen?"
Er hob seinen Kopf. Glasige, dunkle Augen schauten mich müde und verzweifelt, aber auch verängstigt an. Sie zogen mich so in ihren Bann, dass ich kurz alles Vergaß.

Hallo?" Jemand klopfte mir unsanft auf die Schulter. Kennen Sie diesen Mann?"
Ja, Nein", stammelte ich verwirrt und riss mich endlich von seinem Anblick los.
Was denn nun?" Die Angestellte hatte eine unangenehm quietschende Stimme.
Nei-", fing ich an, hielt aber inne, als ich warme, zitternde Finger an meinem Handgelenk spürte. Ja.", sagte ich entschlossen. Ich weiß nicht, was mich in diesem Augenblick dazu verleitet hat zu lügen, wahrscheinlich der jähe Wille ihn zu beschützen und seinem stummen Hilferuf zu folgen oder auch mein jugendlicher Leichtsinn.
Ist dieser Mann ein Omega?", erkundigte sich die Frau mit einem unheilvollen Unterton in der Stimme.
Nein!", antwortet ich etwas zu schnell und diesmal wussten wir beide, das es eine Lüge war. Auch wenn wir die Wahrheit nicht mit Sicherheit wussten.

Ich überlegte, was ich nun tun könnte und kam zu dem Schluss, ihn erstmal hier weg zu bringen. Zum Glück stoppte die Bahn keine Minute später.
Tut mir leid, hier müssen wir raus." Ich verabschiedete mich mit einem Nicken und schob meine Arme unter seinen Rücken und Knie, da ich nicht wusste ob er laufen konnte. Schwungvoll hob ich ihn hoch und rempelte dabei ein paar Leute an, die uns missbilligend musterten. Mein Herz klopfte wie verrückt.

Aber junger Mann, hier befindet sich eindeutig ein Omega in Heat und die Pheromone gehen definitiv von ihm aus." Diese Frau war hartnäckig.
Es gibt keine männlichen Omega", gab ich gereizt zurück und bahnte mir ohne ein weiteres Wort, einen Weg zum Ausgang.

Männliche Omegas gibt es nicht. Das konnte einfach nicht sein. Es ist wissenschaftlich belegt, dass männliche Omegas heutzutage nach ihrer Geburt nicht lange überlegen würden, da sie durch ihr schwaches Immunsystem sehr krankheitsanfällig wären.

He." Ich bewegte meine rechte Schulter, auf der sein Kopf ruhte (er hatte die Augen geschlossen), um auf mich aufmerksam zu machen. Wie heißt du?" Er murmelte etwas Unverständliches an meinen Hals. Dabei streifte sein warmer Atem meine Haut und ich erschauderte.
Wie bitte?"
Jonathan." Da er mir sein Gesicht ein Stück zugewandt hatte, berührten mich sein Lippen leicht. Ihm schien es nicht einmal aufzufallen, aber mir lief ein Schauer über den Rücken.
Okay Jonathan, mein Name ist Fynn. Und da wir beide in einer misslichen Lage feststecken, hast die jemanden der dich von hier abholen könnte?" Keine Reaktion. Jonathan?"
Warum riechst du so gut?" Er rieb sein Gesicht an meiner Halsbeuge. Ich zuckte zusammen, als er seiner Hand hob und mich näher zu sich zog. Seine Hand war warm auf meiner Wange und seine Finger fuhren sanft über meine Haut. Ich ließ zu, dass er sich ein wenig aufrichtete und mir damit so nahe kam, dass sich unsere Nasenspitzen berührten.

Ein lautes Scheppern veranlasste mich weg zu sehen. Ein Mann in schmutzigen Klamotten und ungepflegten Haaren stand vielleicht zehn Meter von uns entfernt und hatte, wie es schien, eine Glasflasche zertrümmert. Schei* Omega! Wo steckt er?", rief er und drehte sich hektisch im Kreis.
Sh*t", flüsterte ich. Sag bitte jemandem Bescheid, dass er dich abholen soll." Ich setzte Jonathan auf eine Bank. Er musste so schnell wie möglich hier weg. Ich wollte ihn in kein Taxi setzen, denn das wäre zu riskant. Ich konnte mit ihm aber auch nicht mit der Straßenbahn fahren. Einerseits wegen den vielen Menschen, andererseits wusste ich nicht, wo seine Haltestelle war.
Warum kümmerte er mich überhaupt? Er war ein Fremder! Ich wusste nichts über ihn.

Jonathan!" Er schien nichts was ich gesagt hatte wirklich verstanden zu haben. Ich seufzte und schloss kurz die Augen. Ich musste mich zusammenreißen, denk nach Fynn! Ich setzte mich neben Jonathan und stütze den Kopf auf meine Hände. Mir war bewusst, dass mein Atem viel zu schnell ging, mir viel zu warm war und ich an nichts anderes außer den Geruch von ihm denken konnte, der nun auch an meinem T-Shirt heftete. Das war nicht normal.

Nicht für mich.

Aber das konnte nicht sein. Ich war ein Beta. Kein Alpha.

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Ende Kapitel 1

Ich würde mich sehr über Feedback freuen! (auch zu meinem Schreibstil und -Qualität) :3

DARLING, You are mine and I am yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt