DELTA (1) - Jonathan

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Bzzz. Bzzz. Bzzz.
„Aaahr!" Ich drückte mein Gesicht ins Kissen.
Bzzz. Bzzz. Bzzz.
Mach das aus", maulte das Kissen.
„Hm", machte ich und blinzelte gegen das Licht. Blind tastete ich nach meinem Handy. Wo war dieses dumme Ding? nach einigem wühlen fand ich es auf dem Teppich neben dem Bett und drückte auf den grünen Hörer.

„Hallo?"
„Oh mein Gott Jon! Ist alles gut bei dir? Ich konnte vorhin nicht rangehen, wir hatten ein bisschen Probleme, der Handwerker für den kaputten Ofen konnte wegen einer Magenverstimmung nicht kommen und wir haben eine halbe Stunde gebraucht um einen neunen zu finden, der kurzfristig einspringen konnte! Es war ein größerer Schaden als gedacht und ist reichlich teuer geworden, aber wir konnten mit vier Stunden Verspätung dann öffnen. Sag Ava Bescheid sie soll schnell wieder gesund werden, sie fehlt hier sehr!"
„Aha, mach ich Mum. Sag beim nächsten Mal wenn ich Hallo frage einfach, das du Mum bist."
„Hi Engelchen, hier ist Mum. Aber zurück zum Anfang, warum hast du angerufen? Ist was passiert? Und ich sage heute Morgen noch zu deinem Dad: ,Schatz, ich habe das Gefühl, heute ist ein schlechter Tag!' und dann das mit der Gefriertruhe und dein völlig unpassender Anruf!"
„War es nicht ein Ofen?"
„Ja genau, das war heute Morgen, in der Mittagspause hatten wir dann einen Stromausfall, weil Danni die Kabel vom Verteiler vertauscht hat. Was meinst du, was deine arme Mutter für einen Schreck bekommen hat, als sie im Keller plötzlich im Dunkeln stand!"
„Ja Mum, muss schrecklich gewesen sein."
„Und dabei habe ich ja solche Angst im Dunkeln! Zum Glück kam dein Vater sofort mit einer Kerze runter und hat mich gerettet, total romantisch! Du solltest dir auch mal jemanden fürs Leben suchen, Jon!"
Ich blinzelte zu Fynn rüber. „Ich halte die Augen offen." Um Fynn kümmerte ich mich naher, jetzt musste ich meine Mutter erstmal abwimmeln.
„Gute Einstellung Jonni! Und wenn du sie gefunden hast, dann lass sie niemals gehen!"
„Sie?" Sh*t, dass war mir jetzt so rausgerutscht. Das Schweigen auf der anderen Seite bereitete mir Sorgen.
„Ich freue mich natürlich auch über einen Schwiegersohn. Aber du weißt doch wie gerne ich kleine Kinder habe. Dann müsst ihr unbedingt eins adoptieren, aber da wäre dein Vater sicher nicht erfreut drüber, wenn unsere Blutlinie bei dir enden würde. Du weißt doch, dein Dad und ich haben keine Geschwister und du bist unsere Hoffnung. Wir wollen dich natürlich nicht unter Druck setzten."
„Nein Mum, bestimmt nicht", sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
„Hör ich da Ironie in deiner Stimme, junger Mann? Ts, pass auf wie du mit deiner Mutter redest!"
Argh. „Warum hast du angerufen?" Dieses Telefonat musste ein Ende haben. Ich hatte meine Mutter wirklich lieb und wenn ich hatte, plauderte ich auch gerne mit ihr, aber gerade gab es wichtigeres als den Ofen.

„Wer ist das?", fragte Finn von der anderen Seite. Mir war es peinlich mit ihm zu ganz normal zu reden, zumal ich mich nur schwammig an ... Oh mein Gott, wir hatten Sex gehabt. Ich habe mit einem fremden Mann geschlafen. Und hatte dann auch noch gesagt, ich wolle ein Baby von ihm. Oh mein Gott! Schei*e!
Ich ließ meine Hand gegen die Stirn klatschen und vergrub mein Gesicht mit einem erstickten, verzweifelten Schrei im Kissen.
„Jonathan, alles gut?", fragten Mom und Fynn wie aus einem Mund.
„Gleich Mum", sagte ich und deckte das Mikro ab. „Haben wir wirklich mit einander geschlafen? Hatten wir Sex?", wisperte ich Fynn zu. Der wurde nur leicht rot und zog eine Augenbraue hoch. Mit einem Nicken bejahte er meine Frage. Mit offenem Mund starrte ich die Wand vor mir an.

„Jon? Hey?", quäkte Mom aus dem Handy. „Ist da jemand bei dir? Wo bist du überhaupt? Dein Bruder hat gesagt, du bist nicht in der Uni?"
„Woher weiß mein Bruder das?"
„Mein Schatz, er weiß alles."
„Das ist beängstigend." Ich hoffte er wusste nicht, dass ich gerade Sex gehabt hatte und mein zweites Geschlecht sich von Beta in Omega von einer auf die andere Sekunde verändert hatte?!
„Du bist nicht in der Uni. Du rufst mich aus heiterem Himmel an und gehst dann nicht an dein Telefon wenn ich zurückrufe. Was ist los?" Sie klang ehrlich besorgt.
„Mum, es ist", ich überlegte, „kompliziert?"
„Für deine Mum ist nichts zu kompliziert. Ich hab Zeit, Honey."
„Gib mir das Handy." Fynn hielt mir seine offene Hand hin.
„Auf keinen Fall!"
„Na hör mal, für dich habe ich immer Zeit Liebling!"
„Mum, nicht du!"
„Gib es mir." Er nahm mir das Handy weg und drehte sich so, dass ich nicht ankam.
„Gib es mir zurück", zischte ich.

„Guten Tag", er sah zu mir, „Wie heißt du mit Nachnamen?"
Trotzig starrte ich ihn an. „Smith."
„Was ein Allerweltsname.", sagt er wieder nur für mich hörbar.
„Mein Name ist Fynn, ich bin gerade bei ihrem Sohn Jonathan. Ich würde Ihnen gerne stellvertretend die Situation erklären."

DARLING, You are mine and I am yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt