Kapitel 14

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Noras POV:

Zuhause angekommen lasse ich mich erschöpft und mit pochendem Kopf aufs Sofa fallen.

Ich kann immer noch nicht glauben was gerade passiert ist. Meine Gedanken kreisen um Annalenas Worte: „Wir sind nicht nur Arbeitskolleginnen und das weißt du auch."

An ihre Worte zu denken, tut weh. Ich stehe auf und gehe in die Küche, um mir ein Glas Wein einzuschenken. Mein Puls rast immer noch. Wenn ich mir das zwischen uns nicht eingebildet habe, warum zum Teufel macht sie dann mit Kate rum?

Ich nehme einen Schluck vom Wein und setze mich wieder aufs Sofa.

*Ping*

Ich schaue auf mein Handy. Eine neue Nachricht von Annalena. Eigentlich will ich die Nachricht gar nicht öffnen. Ich bin noch zu verletzt. Ich halte einen Moment inne und nehme noch einen Schluck Wein. Dann klicke ich doch auf die Nachricht.

„Bitte lass es mich erklären, Nora.."

Ich lese ihre Worte und rutsche tiefer in meine Sofakissen.

Statt Annalena zu antworten, öffne ich den Chat mit Helena. Auf ihre Nachricht ob wir nochmal reden können, tippe ich jetzt ein: „Ja. Kaffee morgen um 12 bei Lucs?"

Ein paar Minuten später lese ich ihre Antwort. „Gerne. Ich freue mich."

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Annalenas POV:

Als ich am nächsten Morgen aufwache, hämmert mein Kopf unaufhörlich. Die Sonnenstrahlen fallen durchs Fenster und blenden meine Augen. Mein ganzer Körper tut weh. Ob das am Alkohol oder an dem Verlauf des Abends gestern liegt, weiß ich nicht. Vermutlich an beidem.

Ich bin so wütend auf mich selbst, weiß nicht mal wie es dazu gekommen ist, dass Kate und ich zusammen auf der Toilette gelandet sind. Ich hatte gestern Abend nur Augen für Nora. Der Tag im Tierheim mit ihr, der Weg nach Hause, die Flirts und all die kleinen Momente haben etwas mit mir gemacht. Spätestens seit dem sie mich nach Hause gebracht hat, ist mir völlig klar, dass wir nicht nur Arbeitskolleginnen sind.

In meinem Kopf gehe ich die Situation von gestern Abend nochmal durch.

„Du siehst so unfassbar heiß aus, Annalena.", sagt Kate und lehnt sich gegen die Toilettenwand.

„Oh, ich hab dich gar nicht gesehen", sage ich kühl, als ich sie entdecke. Kate kommt ein paar Schritte auf mich zu und schaut mir tief in die Augen. „Wir können das nicht mehr machen Kate.", sage ich bestimmt. „Können oder wollen?", fragt sie und schaut dabei auf meine Lippen.

Ich denke einen Moment nach. „Wollen. Ich habe Gefühle für jemand anderen.", ich verleihe den Worten Nachdruck. Ich will, dass das was ich sage, auch bei ihr ankommt.

Kate sieht mich an: „Ist doch okay, Annalena. Das hier war ja eh nur Spaß."

Dann lehnt sie sich zu mir und ich spüre ihren Atem an meinem Ohr. „Bekomme ich einen Abschiedskuss? In diesem Kleid machst du mich völlig verrückt.", flüstert sie.

Ich spüre wie mein Körper schwach wird und mein Unterleib sich zusammen zieht. „Aber nur einen.", flüstere ich zurück. Dann drückt Kate ihre Lippen auf meine und gleitet mit ihrer Zunge in meinen Mund. Ich kann nicht verhindern, dass mich das erregt. „Mhh.", seufzt sie während ihre Zunge meine herausfordert. Ich vergrabe meine Hände in Kates Haaren. Vor meinem geistigen Auge sehe ich Nora. Ich unterbreche unseren Kuss, doch Kate drückt ihren Mund nun gegen meinen Hals und gleitet mit ihren Händen über meine Brüste.

Dann fällt die Tür ins Schloss und ich sehe erschrocken in Noras Augen. Sie steht wie angewurzelt da und starrt uns an. „Aua.", sagt sie mit Tränen in den Augen.

Die Erinnerung an den gestrigen Abend tut weh. Niemals wollte ich Nora verletzen. In dem Moment, in dem ich den Kuss unterbrechen wollte, stand Nora auch schon in der Tür. Ich wünschte ich könnte ihr klar machen, dass mir Kate nichts bedeutet. Dass ich nur sie will.

Mein Handy klingelt. Ich schaue aufs Display: Robert.

„Hi Robert", sage ich und halte mir das Handy ans Ohr. „Hey Annalena, ich wollte mal fragen ob du gestern gut nach Hause gekommen bist. Ich hab dich gar nicht mehr gesehen."

Ich atme tief ein. „Ja bin ich. Danke.", ich kann die Traurigkeit in meiner Stimme nicht verbergen. Robert kennt mich so gut, ich weiß dass er es merkt.

„Du klingst traurig. Soll ich mich mit Frühstück auf den Weg machen?", fragt er besorgt.

„Holt ihr nicht heute Maja ab?", wundere ich mich.

„Ja aber erst heute Mittag. Clara wollte eh gleich noch ein paar Hundesachen kaufen fahren. Dann kann sie mich bei dir absetzen und ich bringe Croissants und Kaffee mit."

„Okay, das klingt super, dann bis gleich!", sage ich und lege auf.

Schnell suche ich ein paar Sachen zusammen und springe dann unter die Dusche. Das heiße Wasser läuft über meine Haare und ich lege den Kopf nach hinten. Die Bilder der letzten Nacht ziehen Kreise durch meinen Kopf. Immer wieder sehe ich Noras verletzten Blick vor mir. Jedes Mal wenn ich daran denke, zieht ein kleiner stechender Schmerz durch meinen Körper.

Als ich gerade dabei bin mich anzuziehen, klingelt es an der Tür. Ich streife mir schnell noch eine Jeans und einen Wollpulli über und laufe zur Tür.

„Hallöchen Lieblingsannalena!", flötet mir Robert entgegen, als ich die Tür öffne. Mit einer großen Tüte vom französischen Bäcker und zwei Kaffeebechern strahlt er mir entgegen. Ich nehme ihm einen Kaffee ab und drücke ihn. „Du bist ja gut drauf.", stelle ich fest.

„Ich werd ja heute auch Hundepapa!", strahlt mich Robert an. „Und du Patentante!"

„Ich freu mich schon.", sage ich während wir in die Küche gehen. Robert legt seinen Mantel ab und stellt die Tüte auf den Tisch. „Wie wars denn gestern mit Maja?", frage ich während ich zwei Teller aus dem Küchenschrank krame.

„Es war so schön.", sagt er. „Maja ist super an der Leine gelaufen und uns nicht von der Seite gewichen. Andere Hund und Straßenverkehr waren gar kein Problem für sie. Sie ist echt ein toller Hund." Roberts Augen strahlen. „Ich freu mich so für euch, Robert. Das wird bestimmt eine tolle Zeit mit ihr.", sage ich und drücke seine Hand.

Wir setzen uns an den Küchentisch und Robert packt ein paar Croissants aus.

„Und warum klangst du heute morgen so traurig? Hat es mit Nora zu tun?", fragt er grinsend während er seinen Kaffee Roberttypisch laut schlürft.

„Wie kommst du direkt auf Nora?", lache ich. Robert legt seinen Kopf schief und gibt mir einen Tu-Doch-Nicht-So-Blick. „Ach bitte Annalena. So wie ihr euch anseht. Das sieht nun wirklich jeder, dass da was zwischen euch ist. Gestern Abend dachte ich, ihr fallt gleich übereinander her."

Ich lege meinen Kopf zwischen meine Hände und stütze meine Ellenbogen auf dem Tisch ab.

Dann schaue ich ihn wieder an. „Ja, da ist was. Es ist bisher noch nichts passiert. Aber ich glaube ich habe Gefühle für Nora. Gestern Abend wollte ich das mit Kate beenden. Sie hat das auch gut aufgenommen, aber wollte mir dann unbedingt noch einen Abschiedskuss geben." Ich rolle die Augen. „In dem Moment ist Nora reingekommen und hat uns gesehen." Meine Augen füllen sich mit Tränen als ich an den Moment zurück denke. „Sie sah so verletzt aus, Robert."

Robert legt seine Hand auf meine schaut mich an. „Ich bin sicher, dass Nora es versteht wenn du ihr das so in Ruhe erklärst.", sagt er aufmunternd.

„Du hast sie nicht gesehen, Robert. Sie hat nicht mal auf meine Nachricht reagiert.", meine Stimme gerät ins Stocken.

„Soll ich mal mit ihr reden?", fragt Robert.

„Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Ich will nur dass sie mir zuhört, weißt du?"

Nachdenklich stützt Robert seinen Kopf auf seiner Hand ab. „Das müssen wir doch irgendwie hinkriegen.", sagt er in Gedanken vertieft.

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