Kapitel 12

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Annelanas POV:

Um Punkt 17 Uhr stehe ich mit Robert vor der Bundesgeschäftsstelle. Die Sonne, die vorhin Noras Gesicht in ein goldenes Licht getaucht hat, ist inzwischen fast untergegangen.

„Hey ihr zwei!", ruft Clara von weitem und kommt auf uns zu. Dann drückt sie Robert einen Kuss auf die Lippen. Robert fängt direkt an zu grinsen. „Hast du ihr schon irgendwas gesagt?", fragt Clara mich. Ich schüttle den Kopf. „Ich hoffe sie mag überhaupt Hunde.", lache ich unsicher.

Einen Augenblick später eilt Nora die Treppen der Bundesgeschäftsstelle runter und stellt sich zu uns. „Hi.", sagt sie und lächelt. „Nora.", sagt Robert und hält einen Augenblick inne. „Clara und ich werden einen Hund aus dem Tierheim adoptieren." - „Oh wie toll, das freut mich ja für euch!!", unterbricht Nora Robert aufgeregt. Clara nickt enthusiastisch. „Und da Annalena die Patentante werden soll, ist sie im Adoptionskomitee um den Hund auszusuchen.", fährt Robert fort. „Naja und ich dachte, vielleicht heitert es dich auf von vielen süßen Hunden umgeben zu sein. Also möchtest du mitkommen?", sage ich und lächle hoffnungsvoll. Nora fällt mir um den Hals. „Das ist eine tolle Idee, ich danke euch! Ich komme total gerne mit." Sie strahlt übers ganze Gesicht und drückt dann auch Clara und Robert nochmal.

Auf der Bahnfahrt zum Tierheim erzählt Nora enthusiastisch, dass sie zwar zwei Katzen hat, aber Hunde immer schon geliebt hat. Sie schaut dabei immer wieder lächelnd zu mir rüber. Es ist schön sie wieder so zu sehen. Ich verliere mich kurz in ihren Augen. Der Blickkontakt scheint auch Robert nicht zu entgehen, der mich die ganze Fahrt über detektivisch beäugt.

Das Tierheim Berlin liegt an der Grenze zu Brandenburg. Als wir dort ankommen, laufen Robert und Clara direkt hochmotiviert zum Empfang, während Nora und ich Schwierigkeiten haben mit dem Tempo der beiden mitzuhalten.

„Hallo! Wir möchten gerne einen Hund adoptieren und wollten uns bei Ihnen mal umschauen.", sagt Robert freundlich zu der Mitarbeiterin am Empfang.

„Herzlich Willkommen. Schön, dass sie sich für einen Hund aus dem Tierschutz interessieren. Füllen Sie bitte erstmal dieses Formular aus.", sagt die Mitarbeiterin und streckt Robert ein Klemmbrett entgegen. „Danke.", sagt er und nickt.


Dann setzen wir uns zusammen in den Wartebereich. „Wahnsinn was die alles wissen wollen.", sagt Robert als er das Formular studiert. „Gib mir das Mal, ich hab sowas schon mal online ausgefüllt.", sagt Clara und nimmt ihm das Klemmbrett weg. Effizient, wie sie eben ist, füllt Clara direkt die erste Seite aus. Robert reißt beeindruckt die Augen auf. „Wieso weißt du das alles direkt?", fragt er ungläubig. „Das sind so Standardfragen. Schau mal, hier zum Beispiel: Haben Sie sich Gedanken gemacht, was mit dem Hund passiert, wenn Sie im Urlaub sind. Ist doch klar, der Hund geht dann zu Annalena.", lacht Clara und schaut mich an. „Wo sie Recht hat.", sage ich lachend und zucke mit den Schultern. Nora schaut mich lächelnd von der Seite an. „Also wenn ihr noch mehr Unterstützung braucht, biete ich mich auch gerne an.", sagt sie. „Das ist echt lieb. Danke Nora.", sagt Clara und schaut Nora dankbar an.

Nach ein paar Minuten hört Clara auf zu schreiben und hält triumphierend das Klemmbrett in die Luft. „Fertig!", verkündet sie. „Zeig mal her.", sagt Robert und schaut prüfend über das Formular. „Hast du toll gemacht.", sagt er kurze Zeit später und gibt Clara einen liebevollen Kuss.

Dann gibt er das Klemmbrett bei der Mitarbeiterin ab. Die Mitarbeiterin schaut nun auch nochmals mit einem prüfenden Blick über das Formular und nickt schließlich zufrieden: „Dann folgen Sie mir gerne.", sagt sie und deutet an ihr zu folgen.

Als wir durch die nächste Tür gehen, höre ich lautes Hundegebell und sehe links und rechts Zwinger in denen die Hunde sind. Während die Mitarbeiterin zu jedem Hund an dem wir vorbei kommen, etwas erzählt, schaue ich mich um. Einige Hunde bellen gar nicht, sondern liegen nur in ihrem Zwinger und starren uns durch das Gitter an. Was für ein furchtbares Leben das sein muss hier eingesperrt zu sein. Ausgesetzt von Menschen, denen man vertraut hat. Ich merke wie ich emotional werde und feuchte Augen bekomme. Dann spüre ich einen warmen Händedruck. Ein warmes Gefühl durchfährt mich als ich in Noras oliv-grüne Augen blicke. Sie lächelt mich an und scheint zu spüren, dass mich das hier mitnimmt. Ich erwidere den Händedruck und so stehen wir Hand in Hand da, mitten zwischen bellenden Hunden. Das Gefühl, das sich in mir ausbreitet, kann ich am ehesten mit Nieselregen vergleichen. Aber die gute Art von Nieselregen. Ein beruhigender und warmer Nieselregen an einem Sommertag.

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