Kapitel 5

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Hastig schloss ich dir Tür hinter mir, bevor ich die kleine Lampe anschaltete, welche rechts neben mir stand. Bei meinen Bewegungen versuchte keinen Lärm von mir zu geben und so leise wie möglich zu sein, damit mich ja keiner bemerkte.

Wo sollte ich am besten anfangen zu suchen, wobei ich noch am ehesten auf etwas stoßen würde? Vielleicht waren Nevios Worte ja auch Lügen und ich tat das ganze umsonst, aber dann könnte ich wenigstens danach tief durchatmen, da mir die Wahrheit bekannt war.

Der große Schrank vielleicht, viele bewahrten Unterlagen oder so darin. Aber wieso suchte ich dann nach Unterlagen? War ja auch egal, zielstrebig lief ich auf den massiven weißen Schrank zu, bei welchen ich die Türen vorsichtig aufriss. Viele und dicker Ordern erstrecken sich vor mir, was mich tief durchatmen ließ. Bei aller liebe oder eher gesagt misstrauen, aber diese würde ich ganz bestimmt nicht durchschauen, da wäre ich in drei Jahren noch nicht fertig. Kopfschüttelnd schloss ich die Schranktüren mit einem kleinen Ton. Niemals würde ich da noch einmal ein Blick hineinwerfen. Wie Eljero darin etwas fand, war mir jetzt schon fragwürdig.

Nun, dann musste ich eben woanders weitermachen. Dem Schreibtisch vielleicht? Ohne noch weiter darüber nachzudenken, wanderte mein Blick über die große Tischplatte. Doch sie war so sauber und leergeräumt, wie niemals irgendetwas von mir sein würde. Kein einziger Staubkorn bedeckte die Fläche und nur ein Stift lag auf dem massiven Holz.

Nach Schubladen suchte ich, wobei ich auch ziemlich schnell fündig wurde. Als ich sie aufriss, kam mir eine Rechnung entgegen, welche ich argwöhnisch betrachtete. Bei seiner Ordentlichkeit hätte ich erwartet, dass alles penibel in Ordern eingeordnet war und nicht wild in einer Schublade umher lag.

Bei genauerem betrachtet erkannte ich, dass er sich ein neues Handy gekauft hatte, vom Preis her viel zu günstig als der Rest von Eljeros Dingen, was mich schon ein wenig stutzig machte, aber da beunruhigende daran war, dass er kein neues besaß. Schon seit ich ihn kannte, hatte ich kein anderes bei ihm gesehen, als sein jetziges.

Ich spürte, wie sich ein ungutes Gefühl in mir breit machte, während ich das Gefühl hatte, schlechter Schlucken zu könne durch den Klotz in meinem Hals. Mit zittrigen Fingern wühlte ich in der Schublade umher, als sie gegen etwas Hartes trafen. Ein Smartphone.

Bitte nicht, bitte war das alles einfach nur ein mieser Zufall. Bitte war der Vater, der Mann auf welchen ich versuchte Nähe immer weiter zuzulassen, nicht der Mann, welcher daran Schuld war, dass derjenige, welcher sich mein Herz geschnappt hatte, einfach abgehauen war.

Ohne Sperrung schaltete ich das Gerät an. Es war ziemlich leer, kaum eine App sprang mir in die Augen, außer die vorinstallierte Apps, welche immer drauf waren. Wo würde ich wohl am ehesten was finden? Bei den Mails schätzte ich mal, weswegen ich mit einem unguten Gefühl auf den Button drückte. Doch das, was ich da sah, trieb mit Tränen in die Augen und ließ mein Herz schmerzhaft zusammenziehen.

Merda, das konnte doch nicht wahr sein! Eine Nachricht von dieser Nummer aus konnte ich erkennen, sowie ein Video darunter. Und diese Nachricht ging direkt an Nevios Nummer, welche ich sofort erkannte. Entweder du verschwindest sofort ohne ein weiteres Wort zu ihr oder ich werde sie töten. Aber ich sage dir eines, wähle Weise, denn die eine Entscheidung wird ihr Leben kosten.

Ich konnte diese Nachricht kaum glauben. Wie konnte ich mich nur so in einer Person täuschen? Es schmerzte unfassbar, dass er mich so hintergangen hat. Auf das Video traute ich mich eigentlich gar nicht erst draufzugehen, doch schlimmer konnte es gar nicht mehr werden, oder?

Doch damit hatte ich mich auch getäuscht, es wurde noch schlimmer! In dem Moment, in welchem ich sah, was auf dem Video zu sehen war. Alissia und ich auf dem Bett und ein schwarzer Arm mit einem Messer in der Hand, welcher wahrscheinlich zu Eljero gehörte. Alles sprach schließlich dafür, dass Handy in seiner Schreibtischschublade, sowie die Rechnung welche obendrauf lag. ,,Wie geisteskrank ist er denn?", flüsterte ich leise, sodass es gerade so mal für mich hörbar war.

Ich lebte in dem Haus eines Mannes, welcher für so viel Leid und Schmerz der letzten Monate verantwortlich war. In mir fühlte es sich an, als würde erneut etwas brechen. Männer waren doch scheiße, am besten sollte ich einfach Single bleiben, so würde nur ich mich alleine verletzten und nicht meine Naivität gegenüber solcher Männer.

Ich musste so schnell wie möglich hier heraus, gemeinsam mit ihr. Schnell legte ich alles zurück an seinen Platz und machte mit meinem eigenen Handy ein paar Bilder davon, einfach nur zur Sicherheit, bevor ich leise aus dem Zimmer verschwand und nach oben in Alissias Zimmer ging. Würde ich einfach für ein paar Stunden so tun, als würde ich bei ihr schlafen, wird Eljero bestimmt nichts bemerken und dann, wenn alle schliefen, würde ich über den Hintereingang abhauen, genau um vier Uhr, dort war ein Schichtwechsel, bei welchem der Posten für zwei Minuten nicht bewacht war. Dies wusste ich alles von den langen Nächten, in welchen ich nie schlafen konnte, da meine Gedanken immer an Nevio hingen.

Auf meine Tochter lief ich zu, während ich meinen kleinen Engel beim Schlafen beobachtete, was mir immer ein warmes Gefühl im Herzen gab, egal wie es mir in diesem Moment erging. Sie war das Beste, was mir passieren konnte, weswegen ich sie auch von hier wegbringen musste. Zwar war Ilaria wahrscheinlich nicht die beste Lösung, aber erstmal das beste, um zur Ruhe zu kommen und meine Gedanken zu sortieren, was ich als Nächstes tun sollte und wie es weiterging.

Als ich schwere Schritte die Treppe hochgehen hörte, schreckte ich erschrocken zurück und ließ mich auf den Sessel fallen, während ich so tat, als würde ich schlafen. Ich schaffte es gerade rechtzeitig, bevor die Tür aufging und Eljero dahinter auftauchte. Seine starke Präsenz umgab mich, während ich mit aller Kraft versuchte meine Atmung ruhig zu halten, was mir unfassbar schwerfiel, angesichts der gerade eben aufgedeckten Entdeckung. Bitte, merkte er nicht, dass ich nicht schlief.

Ich spürte wie sich eine Decke um mich herum legte, was mich ein wenig beruhigte. Seine Hand strich durch mein Haar, was Tränen in meine Augen stiegen ließ. Er sollte sie wegtun! Er durfte mich nicht berühren, nicht nachdem, was er getan hatte!

Zum Glück ließ er mich schnell los, was den Schmerz aber nicht weniger werden ließ, er saß mir noch genauso in den Knochen wie zuvor. Das erste Mal, dass ich wieder vor Erleichterung genug Luft in die Lungen bekam war, als ich hörte, wie sich die Zimmertür schloss, als er verschwunden war.

Nur noch ein paar Stunden und du hast deine Ruhe, rief ich mir in Gedanken, damit ich einen einigermaßen kühlen Kopf bewahren konnte. Nur noch ein paar Stunden und ich musste überlegen wie es weiterging, aber eines stand fest. Das konnte ich ihm niemals verzeihen!

Selbst wenn er uns nichts getan hatte, dass er solch ein Video gedreht hatte, nach der Geburt unserer Tochter war zu viel für mich. Und Nevios Verschwinden, was er ohne die Drohungen niemals erreicht hätte, war genauso schlimm. Doch der Tropfen, welcher meiner Meinung nach alles zum Überlaufen brachte, war das, dass er mich ausnutzte und in dem Glauben ließ, dass Nevio nichts mehr mit uns zu tun haben wollte, nur damit er näher an mich herankam. Und dies war auch eine Sache, die ich mir selbst nicht verzeihen könnte.

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Das Kapitel hatte kein Dialog gehabt, ich weiß, aber ich hoffe, es hatte euch dennoch gefallen. ❤️

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