Vollkommen nervös sitze ich in der Bahn und starre aus dem Fenster. Schon den ganzen Tag über zieht sich die Zeit wie Kaugummi und ich konnte an nichts anderes denken als an das Treffen, was jetzt kurz bevorsteht. Ich hatte eben noch mal mit Melanie geschrieben, dass ich jetzt auf dem Weg nach Hause war, damit sie sich darauf einstellen kann, wann sie sich auf den Weg machen muss. Zum wiederholten Male schaue ich auf die Anzeige, auf, der steht, wie viele Stationen noch vor mir liegen, bis ich endlich zu Hause bin. Eigentlich ist es vollkommener Schwachsinn, dass ich immer wieder die unterschiedlichen Haltestellen durchgehen, weiß ich sie mittlerweile alle auswendig. Ich besitze kein Auto und fahre aus diesem Grund immer mit diesem Bus oder dem Fahrrad, sollte es draußen endlich wieder warm genug sein. Meine Arbeit ist nicht wirklich weit von meiner Wohnung entfernt, weshalb es für mich keinen Sinn ergeben hätte, ein Auto zu kaufen. Hier war es aber auch wirklich einfach mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Vor meiner Haustür ist direkt eine Bushaltestelle und zu meinem Glück hält genau dieser Bus auch wenige Straßen von meinem Arbeitsplatz entfernt.
Durch meine Kopfhörer laufen gerade die ersten Töne von Bryan Adams mit dem Song Summer of 69 und ich wippe nebenbei mit den Beinen mit. Noch 2 Haltestellen. Mit meinen Augen verfolge ich die vorbeiziehende Landschaft, die mir mittlerweile mehr als bekannt war. Seit über einem Jahr wohne ich mittlerweile hier und ich muss sagen, dass ich mich wirklich wohl hier fühle. Deutlich wohler als bei mir zu Hause. Mit meinen Eltern hatte ich noch nie ein wirklich enges Verhältnis, waren sie meistens nur mit ihrer Arbeit beschäftigt und Freunde hatte ich auch nur eine sehr geringe Auswahl. Ich war schon immer jemand, der es auch sehr genoss, alleine zu sein. So konnte ich immer einfach mein Ding machen, war von niemanden abhängig und hatte meine Ruhe, wenn ich sie brauche. Auch Beziehungen habe ich bisher noch nicht sonderlich viele geführt oder anders gesagt noch keine wirklich ernste. Durch die Schule und mein Studium hatte ich aber auch nicht wirklich Zeit dafür, mich in jemanden zu verlieben und eine ernste Beziehung aufzubauen.Erschrocken springe ich von meinem Platz auf, wenn ich merke, dass wir bereits an meiner Station angekommen waren. Das wäre es jetzt noch gewesen, wenn ich von der anderen Haltestelle aus nach Hause laufen müsste. Ich will unbedingt noch ein wenig aufräumen und noch mal durchsagen, bevor Melanie kommt. Eigentlich wollte ich das ja gestern noch machen, aber ich war durch die Arbeit einfach zu müde gewesen, um noch mal den Staubsauger zu holen. Mit schnellen Schritten laufe ich die Treppenstufen zu meiner Wohnung nach oben und schließe die Tür auf. So gut es geht, versuche ich alles, was herumliegt, an seinen richtigen Platz zu legen oder Klamotten in den Wäschekorb zu schmeißen. Ich sauge einmal quer durch die Wohnung und mache mich auch selber noch mal frisch. Es klingelt genau in dem Moment an der Tür, indem ich mir gerade ein neues Oberteil über den Kopf ziehen will.
Vorsichtig öffne ich die Tür zu meiner Wohnung, hinter der eine freundlich lächelnde Melanie steht, in ihrer Hand hält sie eine große Schüssel, in der sie wahrscheinlich das Essen hierher transportiert hat. „Hey", wir schauen uns für einen Moment einfach nur an. Ein leichtes Lächeln bildet sich auf meinen Lippen, während ich sie von oben bis unten mustere. Sie war ein paar Zentimeter größer als ich, was nicht sonderlich schwer ist, da ich einfach nicht wirklich groß gewachsen bin. „Hey darf ich vielleicht hereinkommen?", fragt sie mich mit einem leicht belustigten Unterton und mir wird erst jetzt bewusst, dass ich sie noch gar nicht hereingebeten habe. „Oh, ja klar. Die Küche ist dort drüben, da kannst du die Schüssel gerne abstellen", erkläre ich, während ich ihr ein wenig Platz mache. Sie schaut sich gespannt in meiner Wohnung um, was mich leicht verlegen fühlen lässt. Es kommen meistens nicht wirklich viele Leute hier her, hatte ich hier noch nicht sonderlich viele Freunde, die mich besuchen würden. „Also ich habe Lasagne mitgebracht, ich hoffe, das ist in Ordnung?". Bei der Aussage werde ich noch viel mehr aufgeregt. Lasagne war neben Pizza mein absolutes Lieblingsessen und ich hatte es wirklich lange nicht mehr, da mir momentan einfach die Zeit fehlt, es zuzubereiten. „Ist mehr als nur in Ordnung. Warte, ich mache es gerade noch mal warm", damit greife ich nach der Schüssel und stelle sie noch mal in den Ofen.