Briefe // Laura Freigang x Giulia Gwinn (2/3)

1.1K 29 8
                                    

Es dauert nicht lange, da löse ich meine Lippen wieder von der Blondine und stolpere ein paar Schritte zurück. Was war hier gerade passiert? Ich habe einfach Laura Freigang geküsst. Auch auf ihrem Gesicht spiegelt sich die pure Überraschung wieder und weiß nicht wirklich, was sie sagen soll. Ich schaue wieder an den Ort zurück an dem ich die andere noch vor wenigen Minuten gesehen hatte, doch von ihr fehlt jetzt jede spur. Vollkommen überfordert laufe ich einfach oder renne fast schon so schnell es geht wieder ins Schulgebäude. Zu meinem Glück macht Laura keine Anstalten mir hinterher zu laufen, sondern schaut mir wahrscheinlich einfach nur nach.

Es beginnt unglaublich viel hinter meiner Stirn zu arbeiten. Was habe ich da nur getan? Warum musste ich die andere denn einfach so küssen. Verzweifelt stoße ich die Tür der Toilette auf, schließe hinter mir wieder ab und setze mich auf den Klodeckel. Wer küsst denn einfach jemanden, wenn er eigentlich für jemand anderen Gefühle hatte und diese Person auch noch zusieht? Ganz andere Fragen kommen mir dann in den Sinn. Woher haben sie die Briefe? Wer hat sie ihnen zugeschickt? Oder noch schlimmer. Haben die anderen auch ihre Briefe bekommen. Ein leises Klopfen lässt mich wieder aufschrecken und ich will schon überlegen einfach gar nichts zu sagen, aber dann spricht eine ganz andere Stimme, die ich erwartet habe. „Giulia? Ich habe dich eben hier rein gehen sehen. Ist alles okay?" Ich sage kein Wort, sondern starre einfach die weiße, leicht bemalte Tür vor mir an und rege mich keinen Zentimeter. Es dauert nicht lange, da höre ich ein leichtes Rascheln auf der anderen Seite und es wird etwas unter der Tür durchgeschoben.

Lena Oberdorf. Stand auf dem weißen Umschlag, deutlich in meiner Handschrift geschrieben und ich überlege für einen Moment mich einfach in die Toilette hinter mir zu übergeben.„Also ich muss sagen, ich fand den Brief schon sehr süß, aber ich denke dir ist nicht entgangen, dass ich bereits in einer Beziehung bin", höre ich die andere mit ihrer etwas tieferen Stimme sagen. Ich kann mir schon bildlich vorstellen, wie sie dort locker an der Wand angelehnt steht. Bestimmt trägt sie wieder einen ihrer Pullover und ihren mir allbekannten Dutt. Lena, in die ich mich damals vor allem wegen ihrer Lockerheit verliebt hatte. Ich war noch nicht wirklich lange geoutet im Gegensatz zu ihr, als wir uns das erste Mal richtig auf dem Schulball unterhalten haben. Wir haben uns sehr schnell gut verstanden und sie hat mich sogar zu einem Tanz aufgefordert. Nach den Ferien habe ich mich dann nicht mehr wirklich getraut einen Schritt auf sie zuzumachen und bin ihr dann fast schon ein wenig aus dem Weg gegangen.

„Ist auch schon eine ganze Weile her, wo ich den geschrieben habe", erkläre ich ihr kleinlaut und schließe dann doch wieder die Kabine auf. Die braunhaarige Schülerin steht wirklich genauso da, wie ich es erwartet habe und schenkt mir ihr übliches Grinsen. „Habe ich mir schon gedacht. Der Ball ist ja schon wieder eine Weile her." Peinlich berührt schüttle ich meinen Kopf und wasche mir dann erstmal meine Hände. „Ich nehme an, dass ich bei dieser Reaktion nicht die einzige war, die einen Brief bekommen hat", schlussfolgert sie und stellt sich mit genug Abstand neben mich an das Waschbecken. „Nein. Bist du nicht", antworte ich ihr und fahre einmal mit der Hand meinen geflochtenen Zopf nach. Ich will einfach nur noch nach Hause. Was war das denn bitte für ein Tag? Erst die ganze Situation mit Laura und Merle, die ich immer noch nicht ganz verarbeitet habe und jetzt auch noch Lena. Wobei ich es bei ihr ehrlicherweise deutlich weniger schlimm finde, als bei den anderen Beiden. Das liegt vor allem daran, dass sie deutlich ruhiger an die Situation rangeht, ich mich von ihr aber auch deutlich mehr distanziert hatte, als von den anderen Beiden. „Also ich will dich nicht weiter belästigen und es unangenehmer machen als es ist. Solltest du aber mal reden wollen, komm einfach vorbei", versucht die andere nochmal einen Schritt auf mich zuzumachen und legt mir eine Hand auf die Schulter. „Solange Lea nicht allzu eifersüchtig wird", kann ich sogar erwidern, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Lena lacht herzhaft, bevor sie den Raum wieder verlässt und mich alleine zurücklässt.

WOSO // girlxgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt