22| Chapter XXII

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Es war dunkel und kalt. May fröstelte, als sie die steinerne Treppe herunterstieg, welche sich kreisförmig nach unten schlängelte. Seit Jahren war May nicht mehr hier unten gewesen. Es war, als würde sie eine Welt in einer anderen Zeit betreten. Vorsichtig lugte sie zwischen den Geländerstäben hindurch.
Keiner da, sehr gut.
Sie schritt weiter hinunter. Ein leicht moderiger Geruch stieg ihr in die Nase. Es wurde anscheinend länger nicht mehr hier unten geputzt.
Die Öffnung durch die May gekommem war schloss sich lansam wieder mit dem selben schabenden Geräusch, mit welchem sie sich geöffnet hatte. Der Raum war nun fast komplett dunkel. Nur ein paar Fackeln an den schwarzen Säulen ringsum spendeten leicht gespenstischesches Licht. Sie waren wie von Geisterhand aufgeflammt, als May den runden Raum betreten hatte.
Gemächlich schritt sie in die Mitte des Raumes und sah sich um. Es war so schön ruhig hier und fernab jeglichem Stress. Tief atmete sie die staubige Luft ein.. ein Fehler! Sie musste husten, denn die trokene Luft kitzelte ihr in der Kehle und erschwerte ihr das Atmen. Röchelnd schlug May sich mit der Faust gegen die Brust. Ihr Augen tränten.
Bei diesem Durcheinander hätte sie fast nicht bemerkt, dass Jemand den Raum betrat. Aber noch rechtzeitig sah sie den Lichtstreifen am oberen Fuße der Treppe. Die Hände auf Mund und Nase gepresst, bedacht darauf nicht weiter zu husten, verkroch sich May in die schattigste Ecke die der Raum bieten konnte.
Leise beobachtete sie, wie jemand die Treppe hinunter stieg. Sie konnte nur die Umrisse der Person erkennen, was nicht ganz ausreichte um sie zu identifizieren.
Vorsichtig nahm May die Hände von Mund und Nase, als das Kratzen in ihrem Hals verschwunden war. Dennoch musste sie aufpassen, nicht wieder zu husten, sonst würde sie entdeckt werden.
Sie durfte hier eigentlich garnicht sein, da sie kein Mitglied der Nachtschatten war. Die Person, welche gerade in den Raum kam, war aber ein Nachtschatten.
Weiterhin versuchte May so flach wie möglich zu atmen, um sich nicht zu verraten.
Die Gestalt kam immer weiter in den Raum hinein. May konnte nicht sehen, wohin er blickte, hoffte aber, dass es nicht ihre Richtung war, in die er sah. Es schien aber, als würde er mit dem Rücken zu ihr stehen.
In dem Versuch weiter in den Schatten zu rücken, stieß May plötzlich gegen ein Regal hinter ihr. Es wackelte leicht, doch das reichte aus um ein dickes Buch auf den Boden krachen zu lassen. Wie erstarrt stand May da, entsetzt darüber, was sie getan hatte. Mist!
Das Buch landete mit einem lauten Rumms auf dem schwarzen Mamorboden und ließ eine Staubwolke empor steigen.
Die Gestalt wirbelte herum und sah May direkt in die Augen. Noch immer stand sie wie eine Salzsäule da, die Schultern hochgezogen und die Arme an den Körper gepresst.
Der Schein einer Fackel erleuchtete das Gesicht von Mays Gegenüber. Xavier sah sie verwundert an.
"Was zum- Was machst du hier?"
Allmählich konnte May sich aus ihrer Starre befreien, was jedoch nicht hieß, dass sie nicht mehr angespannt war "Heyy.." sagte sie mit einem steifen grinsen "Ich- hab mich wohl im Raum geirrt, sorry! Ich geh dann mal wieder!" und sie ging mit großen Schritten auf die Treppe zu.
"Moment, warte mal!" Xavier streckte einen Arm nach ihr aus, um sie am gehen zu hindern. Sie wandte sich wie in Zeitlupe wieder zu ihm um und sah in sein verwirrtes Gesicht.
"Eh.. ja?" fragte sie, als er nichts mehr sagte.
"Wie bist du-.. Woher weißt du, wie man hier rein kommt?"
"Lange Geschichte.. Egal, ich muss dann auch" sie salutierte gewitzelt und unternahm einen weiteren Fluchtversuch aus dieser peinlichen Situation.
"Nein, bleib mal hier bitte!" bat Xavier mit ruhiger Stimme. May sah ihn fragend an.
"Komm mal bitte hier her!"
"Ich bin doch schon hier" lachte May nervös.
"Nein, ich meine näher zu mir"
Zum Glück war es dunkel, dachte May. Ansonsten hätte Xavier gesehen, wie Feuerrot sie war. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals und sie zitterte leicht, als sie auf ihn zu kam. Erst jetzt viel ihr auf, wie groß er eigentlich war. Über einen Kopf größer als sie selbst.
"Was äh.. gibt's?" fragte sie so beiläufig wie nur irgend möglich, dabei hoffte sie, er hörte die Nervosität in ihrer Stimme nicht.
Für einen kurzen Moment sah er ihr einfach nur in die Augen, dann sagte er mit leiser, fast liebevoller Stimme "Ich habe eine Frage und ich bitte dich, beantworte sie mir ehrlich"
May schluckte. Diese anspannung, sie konnte sie nicht länger ertragen. Erwartungsvoll blickte sie zu Xavier hoch in seine grauen Augen, welche in der Dunkelheit schon fast schwarz wirkten.
"Du bist Elayne, hab ich recht?"

Painful Memories || Xavier Thorpe FF (ABGEBROCHEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt