29|Chapter XXIX

109 12 5
                                    

Wie gelähmt stand May da. Ja, sie wollte mit ihm reden. Aber sie wusste nicht wie und womit sie anfangen sollte. Xavier stand vor ihr und sah sie erwartungsvoll an.
"Also..." begann May "Wegen gestern, also was da gegen Ende passiert ist.." nervös rang sie mit den Händen und starrte den Boden an. Wie sollte sie ihm das alles erklären?
"Ich weiß nicht, ob du es so genau mitbekommen hast, aber Bianca und-"
"Ich weiß schon" unterbrach Xavier sie "Bianca will, dass du dich entscheidest. Sie hat es mir gesagt. Es ist irgendwie lächerlich, aber ich kann sie auch verstehen" er lächelte traurig und sah auch auf den Boden "Und jetzt bist du zu mir gekommen um mir zu sagen, dass du zu ihr hältst. Schade, aber ich kann deine Entscheidung nachvollziehen. Sie ist schließlich deine beste Freundin und naja.. ja"
Fassungslos schaute May Xavier an "Geht's noch?" sie wusste nicht, woher sie den Mut nahm aber aufeinmal spürte sie Wut in sich auflodern. Wie konnte er so von ihr denken?
"Ich hab mich für niemanden entschieden! Das kann ich auch garnicht"
"Wie meinst du das?" fragte Xavier.
"Naja.." so schnell wie das Selbstbewusstsein aufgetaucht war, war es nun auch wieder verschwunden "Ihr seid mir beide unheimlich wichtig und ich will keinen von euch verlieren, weil ich mich bewusst für den anderen entschieden habe. Das kann ich nicht bringen"
Xavier richtete sich auf. In seinen Augen war etwas leuchtendes "Ich.. bin dir wichtig?" er kam näher und wieder hatte May das Gefühl, als müsste sie in Ohnmacht fallen.
"Ja also... schon" stotterte sie. Wieder war er ihr so nahe und spielte verführerisch mit einer ihrer Haarsträhnen.

"Ich hab auch noch eine Frage an dich" sagte Xavier nach kurzer Stille.
"Du hast sie mir letztens nicht verständlich beantwortet. Bist du Elayne?" er sah sie nicht an. Wie denn auch, denn er hatte sie halb in den Arm genommen. May konnte die einzelnen Fasern seines T-Shirts sehen, so nahe war sie ihm. Xaviers Kopf hingegen ruhte fast auf dem von May. Aber nur fast. Er war zu groß dafür. Um sein Kinn auf ihrem Kopf abzulegen, hätte er leicht in die Hocke gehen müssen.
Angestrengt überlegte May, was sie nun antworten sollte. Es war eigentlich klar, dass Xavier die Antwort bereits kannte, bloß wollte er es klar und deutlich aus ihrem Mund hören. Das Nachdenken fiel ihr aber nicht sonderlich leicht. Sie konnte seinen Herzschlag hören, welcher aus irgend einem Grund immer schneller wurde. Dazu kam noch der Geruch seines Duschgels, der ihr in die Nase stieg und für kurze Zeit ihre Sinne benebelte, dennoch konnte sie nicht anders, als einmal tief einzuatmen.
"Ja" antwortete sie schließlich mit krächzender Stimme. Oh man, so hatte sie sich das ganze nicht vorgestellt "Ich bin... war Elayne"
"Hm" machte er und an dem Ton erkannte May, dass er lächelte. Leicht drückte er sie von sich weg, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Doch sie wich seinem Blick aus.
"Ich hab dich endlich gefunden" strahlte Xavier.
"Nein, du verstehst das nicht!" mit noch immer gesenktem Blick wandt sie sich aus seiner halben Umarmung "Ich bin nicht mehr Elayne. Ich bin nicht diejenige, die du gesucht hast"
"Doch natürlich. Auch wenn du nicht mehr Elayne bist, bist du trotzdem am Leben und immernoch so ziemlich die gleiche Person" ein Funken Hoffnung blitzte in seinem Blick auf "Ich hab dir noch so viel zu sagen. So viel, was ich vergessen habe dir zu sagen, bevor du verschwunden bist"
Als May nichts sagte, fuhr er fort "Der Tag, an dem wir uns vor der Gruft getroffen haben und ich dir diese Kette geschenkt habe" sanft fasste Xavier an ihren Hals und strich mit zwei Fingern über die filigrane Silberkette "Der Tag, an dem wir uns zuletzt gesehen haben.." seine Augen schwammen wieder in Tränen, als er May ansah, doch lächelte er "An diesem Tag, wollte ich dir etwas wichtiges sagen. May!" er griff nach ihrem Kinn und drehte ihren Kopf wieder zu ihm, da sie sich halb abgewandt hatte "May, ich Liebe dich!"
"Nein"
"Was?" Xaviers Stimme brach bei diesem Wort und nun kullerte tatsächlich eine Träne seine Wange herunter. Von sich selbst geschockt, liefen nun auch May die Tränen über das Gesicht. Doch sie blieb bei ihrer Antwort, auch wenn es ihr das Herz brach "Du liebst nicht mich. Du liebst Elayne"
"Das stimmt. Aber du bist Elayne" behutsam legte Xavier seine Hand auf Mays Schulter.
"Nein Xavier!" nun brach auch ihre Stimme. Was tat sie bloß? "Ich bin nicht mehr Elayne. Das ist Vergangenheit. Ich habe mich verändert, sieh es doch endlich ein!"
Xaviers Griff an ihrer Schulter verfestigte sich "Es ist mir egal, ob du May oder Elayne bist. Für mich bleibst du immer das wunderschöne Mädchen, in das ich mich damals verliebt habe!"
Wieder wollte May etwas erwiedern "Xavier, ich-" doch sie wurde wieder unterbrochen. Aber diesmal nicht mit Worten. Xaviers Lippen ruhten plötzlich auf den ihren. Sie hatte keine Ahnung, wie das aufeinmal passiert ist. Sie hatte insgesamt keine Ahnung mehr von irgendwas. Alles war weg. Nur noch sie, Xavier und der Kuss. Ein leichtes Kribbeln breitete sich von Mays Magengegend in ihrem ganzen Körper aus. Sie wurde schwach und gab sich letzendlich vollkommen dem Jungen ihr gegenüber hin. Eigentlich wollte sie es nicht, aber sie schloss die Augen und lehnte sich vor. Der Kuss schien eine Ewigkeit zu dauern, aber Enden sollte er auch nie. Dieses Gefühl war zu schön. Seine Lippen waren so Weich und er schmeckte süß nach Schokolade. May erinnerte sich, eben eine angebrochene Tafel Schokolade auf Xaviers Schreibtisch gesehen zu haben. Doch das war nun nebensächlich. Denn sie schwebte. Sie spürte, wie Xavier seine Hände um ihre Taille schlang und sie selbst fasste ihn am Kopf um ihn noch weiter zu sich runter zu ziehen. Es war nicht das richtige, das wusste sie. Aber sie konnte nicht anders.
Langsam lösten sich die beiden wieder voneinander. Sehr langsam. Bis sie sich ansehen konnten.
Xavier strahlte "Ich wusste es"
Jetzt erst wurde May so richtig bewusst, was sie da getan hatte. Sie hatte den Ex ihrer besten Freundin geküsst. Naja eigentlich hat er sie geküsst.. aber das machte keinen Unterschied! Panik breitete sich in ihr aus, begleitet von dem Stechen, welches sich wieder unheimlich schmerzhaft bemerkbar machte.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ließ sie Xavier los und verschwand aus dem Zimmer.

Painful Memories || Xavier Thorpe FF (ABGEBROCHEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt