23| Chapter XXIII

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May konnte nicht glauben, was Xavier da eben gesagt hatte. Ihr Herz pochte wie wild und abermals verspürte sie dieses merkwürdig stechende Gefühl in der Brust. Sie versuchte etwas zu sagen, doch sie war zu geschockt, um auch nur ein Wort herauszubekommen. Die Insgesamtsituation überforderte sie. Konfrontiert mit einer schwierig zu beantwortenden Frage, nichtmal einen halben Meter von Xavier entfernt stehend und seine Hand auf ihrer Schulter liegend, so nahe an ihrem Hals.
Weg! Sie wollte bloß weg hier. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht, hier runter zu kommen? Doch sie konnte sich nicht richtig bewegen. Unentwegt starrte sie in Xaviers wunderschöne Augen, welche vor Tränen glitzerten.
"Es stimmt doch, oder?" er klang fast verzweifelt, aber liebevoll zugleich "Du bist Elayne.."
Vergeblich versuchte May ihre Stimme wieder zu finden. Aber alles was sie herausbekam war ein piepsen, welches stark an einen Hamster erinnerte.
Xavier ignorierte dies und sah sie weiterhin mit schwimmenden Augen an. Seine Hand auf Mays Schulter rutschte weiter in Richtung ihres Halses. Sanft fuhr er mit seinem Daumen über feingliedrige Silberkette. Eine Günsehaut breitete sich von ihrem Hals über Mays ganzen Körper aus.
Sie schluckte. Doch musste sie sich zusammen reissen.
"I-ich.." krächzte sie "Ich weiß nicht wie-..." sie schaffte es nicht, weiter zu reden. Das sanfte Lächeln, welches sich schwach auf Xaviers Gesicht abzeichnete ließ alles zusammenbrechen. Nun brannten auch in Mays Augen heiße Tränen, welche jeden moment auszubrechen drohten. Sie wollte Xavier nicht weiter anlügen. Sie musste ihm die Wahrheit sagen. Aber wenn sie es ihm tatsächlich endlich sagen würde, müsste sie mit hoher Wahrscheinlichkeit alles nocheinaml durchleben. Und diesmal würde sie vielleicht tatsächlich dabei sterben.
"W-wie kommst du darauf?" fragte sie schließlich mit leiser Stimme.
Xaviers eben noch sanft lächelnder Gesichtsausdruck verwandelte sich in pure Verzweiflung und Fassungslosigkeit.
"Bitte nicht..!" er nahm seine Hand von Mays Schulter und strich sich die Haare aus dem Gesicht "Mach mir bitte nicht's mehr vor.. ich kann das nicht mehr!"
Nun wollte May wirklich einfach nur noch weinen. Sich in eine Ecke zu verkriechen und wie ein Kleinkind zu heulen schien ihr nun das einzig Richtige zu sein. Dennoch blieb sie standhaft.
"Nein wirklich - wie kommst du darauf?"
Ein sarkastisch gehüsteltes Lachen kam von Xavier "Es ist nun aber auch wirklich offensichtlich geworden" er zögerte, fuhr dann aber fort "Erst nennt Wednesday dich Maya, dann deine plötzlich große Interesse zu meiner Beziehung zu Elayne und die wirklich auffälligen Fragen" er lachte abermals, diesmal jedoch etwas liebevoller "Und dann trägst du aufeinmal wieder diese Kette. Und sein wir mal ehrlich - du unterscheidest dich wirklich nur minimal von ihr. Unser Gespräch auf dem Friedhof hat mir das alles nocheinmal vor Augen geführt. Also bitte ich dich... lüg mich nicht weiter an"
Seine stimme brach bei den letzten worten und erneut schwammen seine Augen in Tränen.
May war sprachlos. Sie fühlte sich ertappt. All das, was Xavier soeben gesagt hatte, war unleugbar. Aber sie musste weiter standhalten! Sie musste leugnen..! Sie musste...
Ihre Knie wurden weich und sie sank zu boden. Sie konnte einfach nicht mehr.
Auf dem Boden hockend starrte sie mit leeren Augen ins Nichts. Sie versuchte zu reden. Sich aus alledem herauszuwinden. Die Barriere aufrecht erhalten.
Aus ihrem Mund jedoch kam nichts. Nicht der geringste Ton. Als wäre sie Stumm.
Xavier schien Mays verzweifelte Körpersprache als Bestätigung seiner Worte aufzufassen. Traurig lächelnd hielt er ihr seine Hand hin, um ihr auf die Beine zu helfen.
May sah zu ihm auf. Ihr Blick war Ausdruckslos und beinahe fern jeglicher Gefühle. Doch rannen Tränen wie ein Fluss über ihr in der Dunkelheit fast schon gespenstisch blasses Gesicht.
Zitternd griff sie nach der ihr ausgestreckten Hand und ließ sich hochziehen. Bevor sie jedoch richtig stehen konnte, schlang Xavier seine Arme um ihre Taille und umarmte sie fest.
Das Herz in Mays Brust drohte heraus zu springen, was das von dort ausgehende Stechen nicht gerade minderte. Dazu flatterte nun auch noch eine Horde aggressiver Schmetterlinge in ihrem Bauch, dabei mochte sie diese wiederlichen Viecher garnicht.
Es kam ihr vor, als wäre eine Ewigkeit vergangen, bis Xavier sie loßlies. Doch so richtig los ließ er sie garnicht. Er hielt sie noch immer mit beiden Händen an der Taille fest und drückte sie nur so weit von sich weg, dass er ihr Gesicht sehen konnte.
"I-i-ich.." versuchte es May, doch Xaviers wieder breites Lächeln ließ sie verstummen.
Sie hatte verloren. Sie konnte sich nicht mehr herausreden.
Vorsichtig und mit letzter Kraft löste May sich aus Xaviers Griff und wollte endlich gehen, als seine Hand liebevoll nach ihrem Kinn griff und ihren Kopf langsam wieder zu sich drehte. Damit schaltete sich ihr Verstand ab. Das war zu viel, sie konnte nicht mehr. Wieder raste ihr Herz. Sie war Xaviers Gesicht so nah, sie konnte seinen Atem auf der Nase spüren.
"Versprich mir -" wisperte er mit brechender Stimme "Versprich mir bitte, dich nicht mehr vor mir zu verstecken"
Ein Kloß bildete sich in Mays Hals. Sie versuchte ihn herunter zu schlucken, versagte und nickte dann.
"Gut" flüsterte Xavier. Als er sich wieder aufrichtete, streiften seine Lippen für einen kurzen Moment die ihren.
Herzstillstand. Jedenfalls fast. Nun konnte May wirklich nicht mehr. Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging auf die Treppe zu. Oder vielmehr torkelte sie dorthin. Am Fuße der Treppe rief Xavier ihr nocheinmal hinterher.
"Warte nochmal kurz!"
Zwar blieb sie stehen, aber sie drehte sich nicht nochmal zu ihm um.
"Gehst du mit mir zum Rabentanz?"
Kurz herrschte Stille dann gab May ein Piepsen von sich, was verdächtig nach Mhm, also Ja klang.

Painful Memories || Xavier Thorpe FF (ABGEBROCHEN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt