Kapitel 2

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Die Nacht habe ich ungewöhnlich gut geschlafen. Mein Bett ist himmlisch weich. Es war gerade einmal zehn Uhr morgens, weshalb ich beschloss mir ein Glas Saft zu holen und mich danach kurz noch einmal ins Bett zu kuscheln. Fehlanzeige Y/N.

Mit einer Jogginghose, einem kurzem schwarzem Top und meine Haare zu einem Dutt gebunden, der mittlerweile halb offen war, stammelte ich gähnend die Treppe hinunter. Unten angekommen rieb ich mir meine Augen, eh ich realisiere, dass mich sieben Männer anstarrten. Sieben sehr gut aussehende Männer.

"Guten Morgen Y/N", kam es von Felix, der mich anlächelte. Normalerweise konnte mich nichts schnell aus der Fassung bringen, doch ich muss schon sagen, man wacht nicht jeden Tag mit einem Haufen gut aussehender Männer im Wohnzimmer auf.

"Guten Morgen", kam es von mir trocken zurück, denn ich verschwand schnell in die Küche. Na gut, verschwinden nicht wirklich, denn sie können mich trotzdem sehen. Ich griff also nach einem Glas und füllte es mit Orangensaft. Gerade als ich mich zu den Jungs drehte und einen Schluck nehmen wollte, steht vor mir Christopher. Oberkörperfrei, mit nassen Haaren, die er sich gerade trocken rubbelt.

Vor Schreck ließ ich mein Glas fallen. "Heiliger BimBam!" oder sollte ich eher sagen heiliger Bangchan?

Alle Augen waren auf mich gerichtet. Christopher schenkte mir nur einen abwertenden Blick, griff nach seinem Proteinshake und kehrte mir seinen Rücken zu. Seinen sehr muskulösen Rücken. Verdammt Y/N! Bist du blöd?!

Nachdem ich die Scherben weggeräumt hatte, nahm ich mir ein neues Glas und ging zu den Jungs rüber. Na ja eher zu Christopher. "Sag mal, das ist auch meine Wohnung. Also sag mir, warum um zehn Uhr morgens sechs Männer hier sitzen, die ich nicht kennen." Wobei ich Felix eigentlich auch nicht wirklich kenne.

"Ich bin Han Jisung. Du kannst aber Han sagen. Das sind Felix, Hyunjin, Changbin, Seungmin, Minho und Jeongin". Wirklich nett, dass er mich allen vorstellt, doch ich weiß jetzt schon, dass ich mir ihre Namen nicht merken kann.

"Freut mich. Ich bin Y/N." Im großen und ganzem waren alle sehr nett, doch Christopher schien mich nicht zu mögen. "Von wo kommst du Y/N? Was hattest du für ein Enddurchschnitt?", fragte mich Jeongin.

Ich sah aus wie eine Vogelscheuche, doch das schien niemanden zu stören, also setzte ich mich auf ein Sessel. "Melbourne, also Australien. Bestanden habe ich mit 1.0." Fragende Blicke trafen meinen. "1.0? Hätte ich nicht gedacht", sagte Han. "Wieso nicht?", fragte ich irritiert.

"Bis auf Chris, hatten wir alle einen Durchschnitt von 1.2-1.6", antwortete er. "Das liegt daran, dass Ihr Daddy ihr Vorgesetzter war", kam es stumm von Christopher, der auf sein Handy starrte. Wut schoss mir durch den Körper.

"Das heißt nicht, dass ich mich nicht angestrengt habe!" Ich konnte es nicht fassen. Was denkt der Typ wer er ist, dass er solche Behauptungen aufstellen kann? Nun sah er mich ausdruckslos an. "Eine gute Agentin erschreckt sich nicht und lässt ihr Glas fallen."

"Chris, jetzt hör auf so gemein zu sein", unterbrach Felix uns. Er lächelte mich schief an und sagte: "Erschrecken ist menschlich. Nimm es dir nicht zu Herzen."

"Ja, wahrscheinlich ist er nur eifersüchtig, weil du besser als er bist", sagte Changbin. Ich nickte nur kurz mit dem Kopf und ging hoch in mein Zimmer. Die Jungs waren nett, doch ich hatte keine Lust mehr auf Christopher. Außerdem hatte ich in einer Stunde meinen ersten Kurs. Manieren.

"Kleidung ist im Schrank", steht es als Anmerkung unter meinem Kurs. Tatsächlich hing in meinem Ankleidezimmer ein Kleidersack, auf dem "Manieren" draufstand. Ich zog den Reißverschluss hinunter und zum Vorschein kam ein Kleid. "Das ist doch jetzt nicht deren ernst?"

Es war ein elegantes schwarzes Kleid, was ziemlich teuer aussah. Es passte wie angegossen und betonte meinen Körper perfekt. Dazu passend schminkte ich mit ein wenig und steckte meine Haare hoch. Auf Absätzen zu laufen, hatte ich schon früh gelernt, weswegen ich keine Schwierigkeiten hatte.

Im Zimmer 3910 angekommen, wurden wir aufgefordert uns an einen großen, langen Tisch zu setzten. Jeder von uns trug ein anderes Kleid oder einen anderen Anzug. Neben mir saß ein Mädchen, welches mich direkt ansprach. "Oh-Mein-Gott. Dein Kleid ist fantastisch!" Sie hingegen trug ein dunkelgrünes Kleid, passend zu ihren rötlichen Haaren. "Hi, ich bin Chloe."

"Y/N. Freut mich." Gegenüber von mir saß Minho und neben ihm Han. "So liebe Schüler. Willkommen beim Kurs Manieren. Es ist wichtig, dass ihr die richtigen Manieren besitzt. Wieso? Ganz einfach. Stellt euch vor, ihr sollt einen wichtigen Geschäftsmann beschatten und aus ihm wichtige Informationen bekommen. Treffen tut ihr ihn allerdings nur auf einer Gala."

Innerhalb von zwei Stunden erklärte uns Frau Park, wie man sich an einem Tisch benimmt. Wie man richtig sitzt, isst, ein Glas hält, mit dem Service redet, miteinander redet und vieles mehr. Im Grunde war es ganz lustig, da Han sein Glas direkt auf Minhos Hose verschüttete. Doch in diesem Fall gab es natürlich auch ein richtiges Verhalten.

Anscheinend war Hans Reaktion nicht richtig. Han griff nämlich voller Schreck nach mehreren Servietten und versuchte Minhos Schritt trocken zu rubbeln.

Bevor ich das Zimmer nach Ende des Kurses verlassen wollte, rief Chloe nach mir. "Hi, also ich wollte nicht viel um den heißen Brei reden. Hier hast du meine Nummer, denn ab jetzt werden wir beste Freunde!" Ein wenig verwirrt und doch berührt sah ich hier hinterher, wie sie aus der Tür hüpfte.

"Chloe ist ziemlich verrückt, doch die netteste Person, die ich kenne." Han stand neben mir und trank aus einem Kaffeebecher. "Denkst du Minho ist sauer auf mich?" Ich lachte nur und schüttelte den kopf. "Es war ihm bestimmt peinlich, mehr nicht".

Mein nächster Kurs war erst gegen siebzehn Uhr. Wir lernten nur etwas Geschichte und Hierarchie. Es war nicht wirklich spannend, da ein größtenteils nur Wiederholungen waren. Ich bemerkte, dass meine Mitschüler nicht immer die Gleichen waren. Anscheinend hat jeder seine Kurse unterschiedlich.

Es war kurz vor zwanzig Uhr, als ich wieder in meiner Wohnung war. Ich beschloss mich kurz umzuziehen und dann etwas zu kochen. Im Kühlschrank entdeckte ich eine Packung Hähnchen-geschnetzeltes. Schlussendlich entschied ich mich für eine Hähnchen-Gemüse-Sahnesoße mit Reis, die ich auf Pinterest gefunden habe. Ich muss zugeben, wenn ich eins nicht kann, dann ist es kochen. Doch so schwer kann das doch nicht sein?

Pov Chan

Was stinkt hier so? Ich lief in die Küche und entdeckte Y/N, die am Herd stand. "Was zur Hölle wird das?" In einer Pfanne schwamm ein Stück Kohle in einer braunen Soße. Sie lächelte mich nur schief an und sagte "Ups".

Ich schüttelte nur mit dem Kopf und rollte die Augen. "Ich bestelle etwas." Schließlich war es zu spät, um noch zu kochen.

Nach einer Dreiviertelstunde klopfte es an der Tür. Es war nicht der Lieferservice, nein, es waren Seungmin und Felix. Beide setzten sich direkt auf die Couch, nachdem sie Y/N begrüßt hatten. Y/N hingegen, entdeckte ein großes Bücherregal, welches neben der Eingangstür stand.

Mit ihrem Zeigefinger fuhr sie über die Rücken der Bücher. Über jeden einzelnen Bund. Ihr Blick wanderte auf die oberste Reihe. Auf Zehenspitzen versuchte sie sich ein Buch zu greifen. Meine Augen verfolgten jede kleinste Bewegung.

Stück für Stück schob sie es langsam aus dem Regal, griff danach doch... es rutschte ihr aus der Hand und fiel auf ihren Kopf. Dann fiel es zu Boden. Beim Versuch es aufzuheben knallte sie ihren Kopf gegen das Regal.

1.0. Wer's glaubt.

Sie hob es auf und ihr Blick traf meinen, doch ich weichte ihren nicht aus. Ich sah sie direkt an.

Pov Y/N

Was guckt der denn so?, fragte ich mich, während ich mir die Stirn rieb. Das kann doch wohl den Besten passieren.

Wenige Minuten darauf klopfte es an der Tür. Gott sei Dank, denn ich starb vor Hunger. Christopher nahm es dankend entgegen und lief in die Küche, was ich ihm nachtat. Er packte eine Box aus und nahm sich ein paar Stäbchen. "Und wo ist mein Essen?", fragte ich ihn. "Kauf dir eigenes", antwortete er knapp. Dieser...

Bevor ich schlafen ging, verbrachte ich die restliche Zeit damit, eine Schüssel Cornflakes zu essen und mir vorzustellen, wie er an seinen leckeren gebratenen Nudeln ersticken würde.

I need you more than I want to // Bang ChanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt