5. Wahrheit

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Katsuki saß an seinem Schreibtisch und machte konzentriert seine Hausaufgaben.
Izuku schaute ihm dabei über die Schulter.

Der Blonde hatte Schwierigkeiten, was seine Kunstaufgabe anging.
"Wenn du den Schatten etwas dunkler machst, dann sieht es etwas natürlicher aus." Kommentierte Izuku, voll wissend, dass Katsuki ihn hören würde.

"WER ZUM TEUFEL?" Schrie er, als er beim zusammen zucken, seine Stiftspitze abbrach.
"Kacchaaaaaaaan sei doch nicht so! Ich will doch nur helfen!"
Lachte Izuku.

Der Blonde war bleich geworden.
"Wer ist da?", fragte er unsicher und schaute sich im Raum um.

"Hier!" Rief Izuku und schmiss ein Kissen auf Katsuki, welches ihm unvorbereitet im Gesicht traf.
"Was?" Fragte er nun völlig verwirrt, da er sicher war, dass er alleine in seinem Zimmer war.

"Du solltest dein Gesicht sehen, Kacchan!" Lachte er, bevor er den Stift aus Katsukis Hand klaute und ihn in seinem Anspitzer anspitzte.

Katsuki beobachtete verwirrt, wie der Stift und Anspitzer einfach so in der Luft rum schwangen.
"Irgendwer will mich doch verarschen!" Regte er sich auf und wollte den Stift wieder an sich nehmen, doch Izuku zog ihn weg.

"Einige Geister mögen es zwar Leute zu ärgern, wie ich es auch gerade tue, aber die wollen eher Menschen zu tote erschrecken. Nicht so ich ihnen bei den Hausaufgaben zu helfen."
Sagte er und warf Katsuki seinen Stift zu, den er auffing.

"Geister gibt es nicht!" Rief er mit voller Überzeugung.
"Ach ja? Also glaubst, du bist schizophren?" Katsuki schüttelte sogleich vehement den Kopf.

"Siehst du? Du hörst nicht einfach nur stimmen. Ich bin einfach nur ein Geist." Erklärte er, doch katsuki schien wenig überzeugt.
"Gehen wir davon aus, du bist wirklich ein Geist ... wer bist du und warum bist du hier?" Fragte er mit hochgezogener Augenbraue.

"Ah du bist aber neugierig. Rate doch mal, Kacchan!"

"Es gibt nur eine Person, die mich so nennt ... aber er ist nicht tot."

Stille.

Katsuki dachte schon, er hätte sich das alles eingebildet, doch da hörte er ein Seufzen. Er drehte sich wieder von seinem Schreibtisch weg und blickte in den Menschen leeren Raum.

"Es tut mir leid, dass du es so erfährst Kacchan. Aber doch. Ich bin tot."

Erneute stille.

Katsuki wagte nicht, es auszusprechen.
"Ach was, ich bilde mir das alles nur ein! Das ist der Schlafmangel!" Sagte er, völlig überzeugt.

Der Geist rollte seine Augen genervt und schnippte ihm aus Frustration gegen die Stirn. Er hatte nicht erwartet, dass das wirklich funktioniert.
"Autsch!" Meckerte Katsuki und rieb sich die Stirn.

Er meckerte eine Weile, bevor sich sein Blick verdunkelte.
"Du bist also echt tot?" Fragte er und in seiner Stimme schwang trauer mit.
Izuku nickte, bevor er realisierte, dass Katsuki das gar nicht sehen konnte.
"Ja."

"Scheiße ..."

"Mhm ... das ist es in der Tat. Aber hey, das ist okay, jetzt habe ich wenigstens keine täglichen Schmerzen mehr."
Izuku wusste nicht vorher er diese Worte nahm, sie vielem ihm einfach so zu.

Katsuki spannte sich total an und biss sich auf die Lippen.
"Es tut mir leid." Flüsterte er.

Diese Worte zu hören, fühlte sich besser an, als Izuku es geglaubt hatte.
"Wie bitte, ich glaube, ich habe dich nicht richtig verstanden."

"Es tut mir leid, Izuku. Es tut mir alles einfach so leid." Brach es aus Katsuki hervor, der wohl den Tränen nahe war.
"Es tut mir alles einfach so leid. Du hast das alles nicht verdient. Du warst immer nur nett und freundlich. Egal, was andere dir angetan haben."

"Sag es mir. Sag mir genau wofür du dich entschuldigst."

Der blonde zögerte für einen Moment.
"Es tut mir leid, dass ich dir den Spitznamen Deku gegeben habe. Es tut mir leid, dass ich dich mit meinen Worten und Taten verletzt habe. Es tut mir leid, wie ich dich behandelt habe, nur weil du keine Quirk hattest. Es tut mir leid, dass ich dich jahrelang gemobbt habe."

Als er zu Ende gesprochen hatte, fiel ihm eine Last vom Herzen.
Doch Izuku fühlte eine Welle von Emotionen aufkochen.

Die Erinnerungen kamen wie mit einem Schlag zurück.
Wie katsuki ihn Tag für Tag fertig gemacht hat.
Wie sehr er sich damit gequält hatte.
Wie viel Schmerz er durch Litten hatte.

"Ich glaubs nicht ... und ich Vollidiot passe auch noch auf dich auf und laufe dir hinterher wie ein elender Köter."
Schaffte er.

Ein starker Wind kam im Zimmer auf und durchwühlte Katsukis Unterlagen.
Panisch wollte er das Fenster schließen, doch es war nicht einmal offen.

"Du bist das letzte Katsuki!" Brüllte Izuku und war darauf hin verschwunden.

Katsuki fiel in sich zusammen und versuchte sich zusammenzureißen.
Warum nur tat ihm das so weh?
Warum tat er sich so schwer damit?
Oder war er einfach nur traurig, weil er nun wusste, dass Izuku nicht mehr am Leben war.

Izuku war auf einmal in seinem Zimmer in der Wohnung seiner Mutter.
Konnte er sich etwa teleportieren?

Er war so aufgebracht, dass er gar nicht darüber nachdenken konnte.
Wie konnte er so dumm gewesen sein?

Er hatte Katsuki die ganze Zeit gemocht und wollte ihn beschützen, obwohl er doch so Arsch zu ihm gewesen war.
Das machte doch keinen Sinn.

Genervt und überfordert von alledem, entschied er sich nachzuschauen, was seine Mutter gerade machte.
Er fand sie in der Küche, während sie über einem Rezept verzweifelte.

"Du hast zu wenige Eier!" Stellte er laut fest und Inko fuhr zusammen.
"Izuku?" Fragte sie, ganz bleich.

"Der einzig wahre. Soll ich für dich ein paar Eier besorgen? Du hast nur noch 1 im Kühlschrank. Oh man dein Kühlschrank ist generell sehr leer." Sagte er, nachdem er seinen Kopf durch die Kühlschranktür gesteckt hatte.

"Ich hatte so viel um die Ohren, da hab ich das nicht geschafft."
Meinte Inko nur nebensächlich.

"Das geht so nicht. Komm, wir gehen einfach zusammen!" sagte er und klatschte in die Hände, was ein kleiner Windstoß erzeugte.

"Na gut aber wie soll das bitte gehen? Wenn mich mit dir rede, dann denken die Leute doch ich habe einen Schaden." Fragte inko.

"Na ja, ich könnte deine Gedanken lesen, aber das tue ich nur ungern, denn eigentlich will ich gar nicht wissen, was in deinem Kopf vorgeht. Wie wärs also, wenn du dir einfach Kopfhörer ins Ohr steckst. So können wir so tun als würdest du Telefonieren!"
schlug Izuku vor.

"Okay, dann machen wir das."

So gingen die beiden Einkaufen.
Izuku machte es glücklich wieder so nahe bei seiner Mutter zu sein und auch Inko war froh.
Ihr Gehirn hatte noch nicht verarbeitet, dass Izuku für immer fort war, doch da sein Geist da war und mit ihr sprach, verdrängte sie es.

Ob das so gut für ihre Gesundheit war, sei dahin gestellt.
Wenn sie irgendwem davon erzählen würde, dann würde man wohl denken sie halluzinierte durch den Verlust.

Doch Inko und Katsuki kannten die Wahrheit.
Izuku war ein Geist.

Ghost BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt