Am späten Nachmittag des letzten Schultags vor den Sommerferien saß Michael gemeinsam mit seinem Bruder im Schatten der Gartenlaube. Die Sonne brannte auch um diese Uhrzeit noch unbarmherzig auf sie herab; die Luft stand schwül und heiß. Kein Lüftchen regte sich.
Schwitzend fuhr er sich mit dem Handrücken über die Stirn. Selten hatte er sich mehr gewünscht, jetzt mit David an ihrem See zu liegen und mit ihm im Wasser zu planschen. Stattdessen brütete er hier mit Felix in ihrem Garten und spielte Mau-Mau. Das langweiligste Kartenspiel, das es überhaupt gab.
Ihre Mutter klapperte in der Küche mit dem Geschirr, durch deren offenes Fenster bereits ein herzhafter Duft drang. Er war sich sicher, dass das Gericht viel zu schwer für den Hochsommertag sein würde, sie es aber nicht lassen konnte, ihre Kochkünste unter Beweis zu stellen, wenn Besuch kam.
Egal, dass der Gast nur ein Teenager sein würde. Egal, dass das gemeinsame Abendessen mit der Familie nur eine Pflichterfüllung sein würde. Egal, dass Michael viel zu nervös war, um überhaupt hungrig zu sein.
„Sieben! Du musst zwei ziehen!", wies ihn Felix zurecht. Augenrollend griff er nach dem Stapel, nahm die obersten zwei und ordnete die Karten auf seiner Hand neu.
„Kann nicht, Du bist", murmelte er. Stimmte zwar nicht, aber er ließ Felix ab und an gewinnen. Dieser grinste triumphierend.
„Acht. Jetzt musst du aussetzen, dann... Mau!", rief sein kleiner Bruder, dem die blonden Haare auf der Stirn klebten und hielt ihm stolz seine letzte Karte unter die Nase.
„Mau-Mau! Ich habe schon wieder gewonnen!", glücklich grinste er, als er sie bei seinem nächsten Zug legte. Die Freude in seinen Augen zauberte ein schmales Lächeln auf Michaels Lippen.
„Ich habe heute einfach kein Glück", sagte er und zog die Karten zu sich, um neu zu mischen.
„Genau! Der Verlierer muss mischen!"
Wo hatte sein kleiner Bruder nur die Sprüche aufgeschnappt?
Während er die Karten neu zusammenschob und austeilte, lauschte er angestrengt nach den Geräuschen aus dem Haus. Es konnte doch nicht mehr lange dauern, bis er endlich hier wäre, oder?
Die nächste Runde war noch nicht vorüber, als er endlich die Klingel hörte. Nur dumpf klang das Schellen im Garten, aber es fuhr wie ein elektrischer Schlag durch seinen ganzen Körper. Er war hier!
„Entschuldige, wir spielen morgen weiter, ja?", vertröstete er Felix, sprang dabei bereits auf. Auf seinen Lippen lag jetzt ein fettes Grinsen, das mit jedem Schritt zum Haus nur breiter wurde. Drinnen hörte er bereits seine Mutter, die seinen Gast herzlich willkommen hieß. Bevor er um die Ecke bog, um David ebenfalls zu begrüßen, wischte er sich seine schwitzigen Handflächen an der Jeansshorts ab.
Und da stand er, perfekt wie immer. Seine blonden Haare, die sonnengebrannte Haut. Das weiße Shirt, das seine Brustmuskeln durchscheinen ließ.
„Hi!", lächelte ihm Dave entgegen. Er hob seinen Rucksack leicht an. „Wo kann ich den denn hinstellen?"
„Hey!", Michael kämpfte sein Verlangen zurück, ihm direkt um den Hals zu fallen, solange sie noch Zuschauer hatten. Es war das erste Mal, dass er ihn zu sich eingeladen hatte, um seinen Eltern seinen neuen Freund vorzustellen. Dass er heute auch direkt die Nacht hier verbringen durfte, war zu schön, um wahr zu sein. Anscheinend hatten seine Eltern Erbarmen mit ihm gehabt, denn nächsten Montag schickten sie ihn und Felix wie immer an Anfang der großen Ferien zu den Großeltern.
„Michi?", fragte David lachend.
„Oh. Der Rucksack!", Michael konnte spüren, wie seine Ohren heiß wurden. „Den bringe ich gleich in mein Zimmer."
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Love and Destroy
General Fiction„Er vermisst dich", brachte sie schließlich hervor. „Weißt du das überhaupt?" ~ Als Michaels Vater stirbt, scheint es an der Zeit für ihn mit alten Wunden abzuschließen und sich ein neues Leben aufzubauen. Darüber, dass in seiner alten Heimat ungel...