21 | August 2020 (2)

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Auf der Terrasse fanden sie eine Bank, die halb verborgen hinter einer niedrigen Ligusterhecke stand. Michael ließ sich erschöpft, aber zufrieden darauf fallen und legte seinen Arm um Davids Schultern. Egal wie heiß ihm war, er ertrug es nicht, ihn auch nur kurz nicht zu berühren. Ein Teil von ihm, den er lange Jahre unterdrückt und vergessen hatte, war wieder da und schrie laut nach mehr.

„Michi, das... Du...", David sah ihn hilflos an, doch Michael lächelte liebevoll. Für ihn bedurfte es gerade keiner Worte.

„Shh. Ich will es einfach nur genießen", flüsterte er deshalb , legte den Kopf in den Nacken und freute sich über die Brise auf seiner erhitzten Haut.

„Nein, Michael. Ich habe so lange gehofft, dass das passiert", sein Adamsapfel verschwand kurz, als er schluckte. Mit den Fingern fuhr er den Saum von Michaels Weste entlang. „Ich habe dich nie vergessen, weil das damals schon etwas Besonderes für mich war."

Zärtlich lächelnd sah Michael zu ihm, streichelte seine Schulter. „Mir geht's doch genauso. Es hat eine Zeit gegeben, da hätte ich dich gern vergessen. Aber ich hab's nie geschafft."

„Wollen wir vielleicht auf uns anstoßen", schlug David zaghaft vor.

„Gern", grinste Michael und stand auf. „Na los! Das müssen wir feiern."


An der Bar bestellten sie sich die nächste Runde Getränke; David einen weitere süßen Cocktail, Michael seinen Rotwein. Dabei lag seine Hand ununterbrochen auf dem Davids Rücken. Das Eis zwischen ihnen war nicht gebrochen; es war dahingeschmolzen in der knisternden Hitze, die dort zu entstehen schien, wann immer sie sich berührten.

Sie brauchten keine großen Worte mehr; die Gefühle, die selbst nach den Jahren der Trennung noch in ihnen schlummerten und nun mit einem Aufschrei wieder erwachten, übernahmen das Sprechen für sie. Michaels Herz schlug schnell, sandte Wellen des Glücks durch seinen Körper. Der Abend hatte eine unerwartete Wendung gebracht, doch es fühlte richtig an.

Wie konnten die Erinnerungen an David so lange verschüttet gewesen sein? Hatten deshalb seine Beziehungen im Desaster enden müssen, nur weil er als stärkerer Mensch zurück zu ihm zurück hatte finden müssen?

Er schluckte; Liebe? War es das? Nein, das war sicher zu früh, es so zu nennen. Aber die Puzzleteile fügten sich langsam; fanden an ihren Platz.

Seine Gefühle für David waren mit jedem Mal, an dem sie sich seit Weihnachten getroffen hatten, gewachsen. Als er noch mit Christian zusammen gewesen war, hatte er es sich ausgeredet, dass da mehr war von seiner Seite. Doch dann, nach der Trennung konnte er sich nicht länger belügen. Die tiefe Verbundenheit hatte er bei niemandem anderen gefühlt; bei Julia nicht, bei Christian nicht.

Sie waren nicht mehr die Teenager, die nach ihrem ersten Kuss und einem Sommer voller Leichtigkeit getrennt worden waren. Dennoch, oder gerade deshalb, spürte Michael das Band zwischen ihnen, das sie wie selbstverständlich aneinander festhielt.

Im gedimmten Licht sah er David eine Weile einfach nur an, studierte die weichen Züge, die Lippen, die ihn einluden, David erneut zu küssen.

Doch bevor er sich zu ihm lehnen konnte, legte sich eine fremde Hand auf seine Schulter. Überrascht wandte er sich um und blickte in das gerötete Gesicht seines Bruders. Felix lächelte breit, ließ sich vom Mann des Abends in eine Umarmung ziehen.

„Danke für deine Worte vorhin", lobte Felix und klopfte ihm auf den Rücken. „Ich wusste gar nicht, dass Du reden wolltest."

„Wollte ich auch erst nicht", gab er verlegen lächelnd zu.

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