12 | September 2019 (1)

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Als Michael sein Auto an der Straße vor Christians Haus parkte, wurde ihm bewusst, dass er erst zum zweiten Mal hier war, seit sie sich kannten. Sie trafen sich nach wie vor bei ihm in der Stadt oder direkt außerhalb, wenn sie mit den Bikes unterwegs waren. Nach ihrem Ausflug nach Österreich hatte er sich mit Christians Hilfe ein hochwertigeres zugelegt, sodass sie es noch einige Male geschafft hatten damit loszuziehen, bevor der Herbst langsam über sie hereinbrach.

Graue Wolken jagten über den Himmel, spuckten kalten Nieselregen auf ihn hinab, während er über den gepflasterten Vorplatz von Christians Haus hechtete. Fröstelnd zog er den dünnen Mantel enger um sich und war froh, sein Hemd vorhin noch gegen einen enganliegenden Rollkragenpullover getauscht zu haben.

Der Mann, der ihm nach enttäuschend langer Wartezeit die Tür öffnete, war nicht Christian. Vor ihm stand ein schmaler Kerl mit schulterlangen, blonden Haaren, die Ohren zierten goldene Ringe. Abschätzig musterte der Unbekannte Michael von Kopf bis Fuß, rümpfte leicht die Nase, als sich ihre Blicke trafen.

Ohne einen Gruß drehte er sich um und rief in das stille Haus hinein.

„Chris, Du hast Besuch!"

Provokant im Türrahmen lehnend verharrte er, die stechend blauen Augen nur auf Michael gerichtet, dem ein kalter Schauer den Rücken hinab lief. Wer war das? Warum öffnete er ihm die Tür zu Christians Haus?

„Darf ich reinkommen?", fragte er unsicher und fuhr sich mit der Hand unter den Kragen. Seine Haut dort glühte.

Der andere schnaubte, sein Blick wurde noch abweisender.

„Ähm, ich bin Michael... ich wollte Christian abholen", versuchte er zu erklären, obwohl ihm sein Bauchgefühl sagte, dass er es nur schlimmer machte. Auch wenn sich ihm nicht erschloss, was hier gerade gespielt wurde.

„Ich weiß schon, wer Du bist", entgegnete der Blonde kalt und sah ihn weiter an.

„Christian ist doch da?", probierte er es weiter. Sie waren doch verabredet. Vielleicht war er zu früh, aber doch nicht so viel, oder? Immerhin war er hier, um Christian zu dem obligatorischen Besuch zu seinem Geburtstag mit zu seiner Mutter zu nehmen. Das konnte er doch nicht vergessen haben?

Sollte er wieder gehen?

Gerade als er erwog, auf dem Absatz kehrt zu machen, polterten schwere Schritte die Treppe herab.

„Scheiße, Phips, was machst Du da?", Christians Stimme war anklagend.

„Ich habe deinen Besuch begrüßt", sagte dieser tonlos, verharrte noch immer mit der Schulter gegen den Türsturz gestützt.

„Du- was?", Christian erschien nur mit einem Handtuch um die Hüften hinter dem Blonden. „Michi? Was machst Du schon hier, Principessa?"

„Hi...", setzte er an, beobachtete mit Entsetzen, wie sich der Blonde wissend lächelnd zu Christian wandte.

„Scheiße, wie spät ist es? Bin ich zu spät? Fuck, es tut mir leid. Komm doch kurz rein, ich ziehe mir eben noch was über", stammelte sein Freund. „Komm!"

Michael trat nur zögerlich über die Schwelle ins Haus, folgte den beiden, die ihn in die Küche führten.

„Möchtest Du etwas trinken?", fragte Christian verlegen, machte aber keine Anstalten ihn richtig zu begrüßen; fuhr sich stattdessen nur hektisch durch die nassen Haare.

„Passt schon", entgegnete Michael schmallippig. Neben dem Esstisch blieb er unschlüssig stehen.

„Okay- ich bin gleich wieder da, setzt dich doch...", damit huschte Christian aus dem Raum und ließ ihn mit dem Unsympathen allein.

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