XVII

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Tag (3. der Reise)

Ich verstehe die Symbole nicht. Diese Zahlen, diese Lieder, ich verstehe sie nicht. ER ist eine Macht, die so stark ist, dass sie ein eigenes Zeichen besitzt, das Diener verbreiten, wie sich ein Schwarm Bienen verbreitet. ER hat an meine Zimmertür geklopft am vierten Tag. ER war über dem Augapfel in meinem Traum. Dann hat ER mich auch vor der acht gewarnt und zum spazieren gehen aufgefordert. Volle Sirene wenn Herr Tom (ICH BIN HERR TOM) anruft. ER weiß alles. ER weiß auch, dass das Buch ein blasphemisches Werk ist. ER hat mir seinen Dämon geschickt, und schickt mir noch mehr. Wieso bin ich hier? Als einziger Mensch auserwählt? Es ist morgens. Wo sind die anderen aus der Einrichtung? Diejenigen die nicht tot sind und (Marias) Nachricht gelesen haben? Wo seit ihr?
Ich bin ganz alleine.


Es geht mir sehr schlecht. Ich habe einen Sonnenbrand, hatte einen Sonnenstich. Ich habe viel getrunken und grade die dritte Flasche geleert. Ich habe nicht mehr viele. Essen gibt es noch genug, aber mein Bauch tut weh. Den Müll schmeiße ich auf den Boden, neuerdings. Diese Welt ist mir dermaßen egal. Ich verstehe so vieles nicht. Selbst wenn ER mich schon von Anfang an rekrutieren wollte, alle die Dinge, die ich erlebt habe waren doch nicht real. Das Telefon hat doch nicht existiert und es ergibt keinen Sinn, dass tatsächlich jemand an meiner Tür geklopft hat. Immerhin denke ich jetzt nicht mehr so viel an Maria. Bald müsste ich die Stadt erreichen, glaube ich. Hoffe ich.

Markus ist ein biblischer Name. Markus hat ein Evangelium verfasst. Maria ist sowieso im Zusammenhang mit der Bibel. Tom nicht. Der dämonische Fuchs schon. Zumindest irgendwie. Glaube ich an Gott? Ich weiß es nicht. Die Situation im Zimmer hat mich an vielem zweifeln lassen. Ich hätte den Augapfel huldigen können wie einen Gott. Dann hätte ich aufgegeben, wie all die anderen neuntausend. Markus war ein guter Mensch mit einem guten Gewissen. Ist er vielleicht immer noch. Vielleicht. Ich muss mich daran erinnern, dass ich nicht der einzige Mensch auf der Welt bin, auch wenn das eventuell sogar der Wahrheit entspricht. Ich habe mich seit Tagen  nicht mehr gewaschen. Ich habe alles vernachlässigt, nur um hier von der Sonne verbrannt zu werden. Mein Gesicht tut weh, wenn ich es anfasse.

Da zu bleiben, wäre eine Option gewesen. Ich hätte auf weitere Überlebende warten können, falls in den oberen Stockwerken noch Menschen sind, die auch aus ihren Zimmern ausbrechen wollen. Es war gar nicht so schwer. So bald man die unverständliche Kraft des Auges überwunden hat, kann man einfach rausgehen. Die Türen waren nur die ersten Jahre verschlossen. Wer entwirft so etwas? Und wieso? Wovon hat das Experiment gehandelt? Wirklich gehandelt? Zweifel sind schlecht. Zweifel an allem. Alles ist falsch. Eine Verschwörung. Sie haben alles geplant. Wollten sehen, wie lange die Mäuse in ihren Käfigen bleiben. Wollten sehen, wer stark bleibt. Wer die Katastrophe überlebt.
Ich darf nicht darüber nachdenken! Zweifel sind wie ein Virus, der sich durch den Kopf frisst. Gib ihm keine Nahrung!


Ich sehe etwas in der Ferne. Es ist noch nicht besonders groß, aber ich werde es heute noch erreichen können. Es ist ein Haus. Ein klassisches Wohnhaus. Einfach so. Ich muss aufpassen, es könnte nicht real sein. Aber ich weiß, dass es wahr ist. Ich bin wahr und lebendig. Ich weiß, dass dort Antworten auf einige Fragen sind. Das Büchlein ist in der Tasche verstaut. Ich habe es nicht verbrannt, weil ich kein Feuer machen kann, aber ich werde es nicht weiter lesen. Die W&J GmbH&Co.KG ist keine gute Firma. Sie ist nicht transparent genug. Ich weiß nicht mehr weiter. Meine Augenlider tun weh, wenn ich blinzle. Ich bin etwas müde. Mir ist etwas schwindelig. Es ist aushaltbar aber nicht gesund. Ich muss
weiter gehen... weiter gehen. Ich bin eins4m


Da ist ein Schild aufgetaucht, neben mir. Weiter gehen/ immr weiter. Es war einfac8 da. Das ist kein gutes Zeichen..
Es sieht aus wie ein Wegweiser. Besteht aus einer Metallstange und oben ein großer Pfeil in giftgrün, der in die Rcihtung zeigt, in die ich geh/ Auf dem Pfeil steht ein Wort. Das Schild ist groß, etwas größer als ich. Es steht rechts neben mir auf dem Gras-
Ich habe das Gras nicht mehr betreten, seitdem ich (Marias) Zettel gelesen habe. Es muss ihr Zettel gewesen sein. Auf dem Pfeil steht in fetten schwarzen Buchstaben:

JERRY

Was soll das heißen? Jerry in die Richtung? Danke auch für die Info! Ich wllte sowie-so grad in Richtung gehen. Quatsch ist das alles. Aber anders geht's ja kaum. Ich bin so fertg.. Mir tut alle s weh. Zähne, Beine, Bauch, Augen, Ko-pf, alles. Ich gehe/krieche. Gib nicht auff.. gib nie


auf.
... wieso zum Teufl liegen hier kein e Lecihen im Gras? Alles ist wahr. Bin Ich wach ich weiß nicht mehrr wie ich ncoh gehen soll mir tut alles weh und ich kann nicht weiterlufn weweil ich willl nicht sterben bitte hift mir jemand irirgendjemand


Das Haus kommt immer näher...   ich habe lange verschnauft weil es nicht anders ging..
... meine Haut tut mir weh. Mein Kopf ist nicht klar/ aber es ist besser..     Das Haus sieht nach einem normalen Haus ähnlich. Es ist nicht sehr groß, mit zwei Stockwerken.
Es ist rot..     hat keinen Garten. Alles ist der Garten aus. Liebe
Keine Garage. Das Haus steht nur am Straßenrand        und steht still.         ..ich glaube es ist real.
Das Schild steht jetzt irgendwo hinter hinter mir.           und steht still.  Ist es noch da?
...kann mich nicht umdrehen da es sonst Schmerzen bekomme.  Still                      ....ja ich will/ essen.
die Welt dreht sich an zu drehen.


Ich stehe vor dem Haus und es ist beinahe Abend. Die Sonne knallt nicht mehr so, daher geht es mir besser. Ich habe ein paar mal auf die Straße gekotzt. Es sind nur noch anderthalb Flaschen übrig.
Das Haus ist tatsächlich nicht sehr groß. Es ist tatsächlich rot. Ich schäme mich für die vorangegangenen Einträge. Ich bin oft nicht bei vollem Bewusstsein. Wahrscheinlich immer noch nicht ganz. Es gibt eine Klingel. Ich habe sie geläutet aber niemand hat die Tür geöffnet. Ich stehe auf einer kleinen Erhebung aus Stein vor der Eingangstür. Es gibt eine Fußmatte auf der „Welcome" steht. In Englisch, was keinen Sinn ergibt. Die Tür selbst ist weiß. Sie hat keine Fenster und wirkt leicht fehl am Platz. Neben der Tür ist eine weitere Infotafel auf der etwas in russisch steht. Ich kann es natürlich nicht lesen. Nur der letzte Ausdruck

ключ под ковриком

scheint übersetzt zu sein. Darunter steht:

Key under the mat

Jeder der weder Englisch, noch Russisch kann, wäre vielleicht ziemlich aufgeschmissen, allerdings glaube ich, dass jeder, der bei diesem Experiment mitgemacht hat definitiv ein wenig Englisch konnte. Die ganze Multilingualität (gibt es das Wort??) schien auch nur eine Fassade  von W&J zu sein. Gehört dieses Haus noch zum Experiment? Die Infotafel wirkt so. Wie als könnten irgendwelche Wissenschaftler sich über mich lustig machen. Ist das hier das wirkliche Experiment? War die Sprache auf dem blauen Flyer schlicht russisch? Die armen Leute für Jahre eingesperrt zu lassen und zu gucken wer überlebt. Ein kranker Escape Room quasi. Nein. Ich darf nicht darüber nachdenken. Ich darf nicht darüber nachdenken!
Ich sollte das Haus betreten. Key under the mat. Ich brauche meine Antworten

ich weiß ich habe gesagt ich würde mich nicht mehr melden,
aber diese Stelle ist zu schön/ ironisch.
In diesem Moment liege ich wieder auf der Straße
und blicke dem Tod entgegen. Ich habe mich dazu entschlossen
das ganze Tagebuch von Anfang an durchzulesen.
Schrödingers Katze konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen.
Aber bei diesem Teil kommen mir beinahe die Tränen.
Ich kann nicht glauben,
dass dieser Moment nur gute 24 Stunden her ist.
Wenn das jemand lesen sollte:
jetzt wird's spannend!
Das ist alles was ich anzumerken habe.
Selbst wenn ich gewusst hätte was kommt,
wäre ich wahrscheinlich dennoch hineingegangen.
Wenn ich den Rest des Tagebuchs durchgelesen
(und fertig geheult)
hab,
werde ich den wahrscheinlich letzten Eintrag anfertigen.
See you later aligator!
(Im not standing anymore)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 05, 2023 ⏰

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