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*James*

*1,5 Jahre später*

Ich ging gerade am Strand entlang, da bemerkte ich, dass Sirius am Wasser saß, sein Gesicht in den Händen vergraben und neben ihm erkannte ich ein Stück Pergament. Ich ging näher an ihn ran und sah ihn an.

„Sirius...?", fragte ich vorsichtig, „Was ist passiert?"

Er hob den Kopf. Den Ausdruck in seinen Augen werde ich wohl nie vergessen können. Man konnte es nur mit einem Wort beschreiben: Schmerz. „Sie sind tot."

„Wer ist tot?"

„Meine Eltern. Sie sing gestorben. Drachenbocken."

„Oh, das tut mir leid schätze ich."

„Nein. Nein, das ist es nicht. Mir tut es eigentlich nicht leid, aber das ist nicht das Einzige."

„Was meinst du?" Ich hatte höllische Angst vor dem was er als nächstes sagen würde, denn ich glaubte die Antwort schon zu kennen.

„Ich habe alles Geerbt. Das Haus, das Geld, alles."

„Nein." Nein, das konnte nicht wahr sein. Das fühlte sich alles an wie ein schlechter Scherz. Es konnte einfach nicht wahr sein.

Tränen stiegen in Sirius' Augen, „James...", flüsterte er, „Sie haben ihn für tot erklärt."

„Das kann nicht sein.", ich schüttelte den Kopf, „Das muss ein Missverständnis sein.", meine Stimme brach. Er gab mir das Schreiben des Ministeriums in die Hand und vor mir standen die schlimmsten und schmerzvollsten Worte, die ich jemals gelesen hatte. Ich fühlte einen Teil in mir brechen.

„Es tut mir leid.", die Worte kamen wie einer Dauerschleife aus seinem Mund, ich wusste nicht genau weshalb er sich so oft entschuldigte. Für mich hörte es sich an als ob er sich die Schuld für alles geben würde. Das wurde mir allerdings erst danach bewusst.

Sirius stand auf, wir umarmten uns und begannen beide zu weinen. Wenn Remus und nicht gesucht hätte, wären wir die ganze Nacht lang dort gestanden. An das was danach passiert war, hatte ich keine Erinnerung mehr.

Die nächsten Tage verbrachte ich im Bett, ich stand nur auf um auf die Toilette zu gehen. Meine Eltern, Sirius und Remus, brachten mir abwechselnd etwas zu Essen, was ich meisten nicht anrührte. Manchmal setzten sie sich einfach neben mein Bett und erzählten mir was, außer Moony, er setzte sich immer stumm an meinen Schreibtisch und las ein Buch. Seine Anwesenheit hatte eine beruhigende Wirkung auf mich.

„Ich kann nicht behaupten, dass ich weiß, was du gerade durchmachst James. Ich will es mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, aber du musst jetzt wirklich aufstehen.", Das waren die ersten Worte die Remus an mich gerichtet hatte, „Du musst es tun. Für mich, für Sirius, für Regulus...doch am meisten für dich."

Ohne ein Wort zu sagen, stand ich auf und ging ins Badezimmer. Mein Blick fiel in den Spiegel, ich starrte mich selbst an und war erschrocken als ich meine roten Augen und die darunterliegenden dunkle Augenringe betrachtete. In mir befand sich keine einzige Träne mehr, ich hatte sie schon alle vor Tagen verbraucht. Ich war nicht mehr ich selbst. Mein Kopf pulsierte vor Schmerz, während ich in die Dusche stieg. Das heiße Wasser prasselte auf meinen Körper ab. Als ich fertig war, band ich mir ein Handtuch um die Hüfte und stand ich wieder vor dem Spiegel, nur ertrug ich dieses Mal meinen Anblick nicht. Ich schlug mit der Faust gegen mein Ebenbild. Das Glas zersplitterte in tausend Teile und fiel zu Boden. Ich schlug immer wieder und immer wieder zu. Die Glassplitter vermischten sich mit meinem Blut. Zitternd sank ich zu Boden, erst da bemerkte ich wie sehr ich eigentlich schluchzte. Die Tür schlug auf und Remus stand vor mir.

„Ach, James.", flüsterte er, kniete sich neben mich und nahm mich in den Arm. Er strich mir mit einer Hand über den nackten Rücken, „Alles wird gut." Nein, dachte ich, nichts kann mehr gut werden. Das war nichts außer einer großen Lüge.

Regulus' Beerdigung war mit Abstand einer der schlimmsten Tage meines Lebens. Zu sehen, wie ein leerer Sag in das Grab gelassen wurde. Es war unfair. So schrecklich unfair. Es waren nicht viele Menschen gekommen, aber es ist wahrscheinlich das was er gewollt hätte, auch wenn es mir unbegreiflich vorkam, dass er tot sein solle.

„Du hast ihn sehr glücklich gemacht.", ertönte eine Stimme hinter mir, „Ich dachte, du solltest das wissen." Ich drehte mich um und hinter mir stand Regulus' ehemaliger Zimmergenosse. Thomas Smith.

„Anscheinend nicht genug.", nuschelte ich.

„Du kannst nichts dafür. Wirklich nicht."

„Ich weiß"

Im Augenwinkel erkannte ich Dumbledore, er schaute zu mir hinüber, doch ich ignorierte ihn. Ich würde ihm nie verzeihen, dass er nicht nach Regulus suchen lies und nachdem er gefragt hatte ob er meinen Tarnumhang ausleihen könnte, hatte ich das Vertrauen in ihn verloren. Auch die letzten Treffen des Ordens hatte ich geschwänzt, mit der Entschuldigung, dass ich Zeit brauchte. Mein Misstrauen gegen Dumbledore hatte ich den anderen gegenüber noch nicht geäußert. Uns blieb nichts anderes übrig als ihm zu vertrauen.

„Kommst du noch mit ins Pub gegenüber?", riss mich Lily's Stimme aus den Gedanken, „Die anderen warten schon."

Einen Moment lang zögerte ich, „Ja."

Vielleicht hätte ich doch nicht Ja sagen sollen. Viellicht hatte ich einen Fehler gemacht.

||Drowning for you| Jegulus||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt