(14) Schwesterlicher Rat

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Die nächsten Tage haben Sukuna und Megumi sich kaum gesehen.
Nur ab und zu auf den Gängen, doch dabei haben sie so getan, als hätten sie nicht erst letztens in einem Klassenzimmer rumgeknutscht.

Sukuna wartet sehnsüchtig auf eine Antwort. Er will, dass Megumi ihn gehört. 
Er kann sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal etwas so sehr wollte.
Doch er wird jetzt ganz sicher nicht Megumi jeden Tag hinterherlaufen, wie ein Schoßhündchen.
Ihn frustriert es, dass Megumi nicht ehrlich zu sich selbst sein kann. 
Also hat Sukuna sich nun entschieden, Megumi weder anzusprechen noch zu schreiben. Er sollte schon zu ihm kommen.

Megumi ist ebenfalls aufgefallen, dass Sukuna ihm aus dem Weg geht.
Das gibt Megumi Zeit, sich über seine Gefühle im Klaren zu werden.
Sukuna hat ihm deutlich gemacht, dass er Interesse an Megumi hat und ihn will.  Wenn Sukuna nicht der größte Rowdy der Schule und der Bruder seines besten Freundes wäre, würde Megumi sofort ,,Ja" sagen. Aber er kann nicht leugnen, dass er kein Interesse an Sukuna hat.
Vor allem die letzten Tage erwischt er sich immer wieder dabei, wie er sich wünscht, von Sukuna geküsst zu werden.

Wie kann man jemanden so sehr hassen und gleichzeitig so sehr wollen?

Morgens am Frühstückstisch bemerkt Tsumiki, Megumis ältere Schwester, dass mit Megumi etwas nicht stimmt.
,,Du wirkst so niedergeschlagen. Ist alles in Ordnung?"
,,Alles bestens." Antwortet Megumi ihr, während er in seinem Frühstück herumstochert. 
,,Lügner. Vielleicht kann ich dir helfen?" 
Megumi sieht um sich. Seine Mutter ist schon zur Arbeit und ihr Vater schläft immer lang. Daher ist er mit seiner Schwester gerade allein im Raum.

Megumi seufzt. 
So wie er seine Schwester kennt, wird sie ihm sowieso keine Ruhe lassen, wenn er ihr nicht sagt, was los ist.
,,Ich habe jemanden geküsst."
Seine Schwester sieht ihn mit großen Augen an.
,,Wirklich? Kenne ich Sie?"
Megumi errötet.
,,Es ist keine-" Er muss schlucken und seine Schwester stöhnt wissentlich auf. ,,Ahh verstehe schon. Kenne ich ihn?"
Tsumiki geht auf dieselbe Schule wie Megumi und befindet sich im dritten Jahrgang. Daher kennt sie Sukuna gut genug, um seinen Ruf zu kennen.
Doch dass es sich um Sukuna handelt, möchte er ihr nicht verraten.

Tsumiki merkt, dass ihr kleiner Bruder sich unwohl fühlt. ,,Schon okay. Magst du die Person denn?"
Megumi zuckt mit den Schultern.
,,Ich kann ihn nicht leiden. Ich mag nicht die Dinge, die er tut. Seine Art kotzt mich manchmal echt an und ich würde ihm am liebsten eine verpassen!"
,,Hat er dich gezwungen, ihn zu küssen?"
Megumi lässt die Gabel auf seinem Teller liegen.
,,Nein. Ich küsse ihn gerne. Wir haben vorher als miteinander geschrieben und da habe ich ihn angefangen zu mögen."
,,Warte. Warte. Warte." Seine Schwester muss ihn unterbrechen.
,,Ich blicke nicht ganz durch. Magst du ihn jetzt oder kannst du ihn nicht leiden?"
Ihr Bruder sieht sie verzweifelt an.
,,Beides."

Nachdenklich beginnt Tsumiki das Geschirr wegzuräumen.
,,Der Kerl hat dir ja ziemlich den Kopf verdreht."
Megumi gibt nur ein zustimmendes Brummen von sich. 
,,Mag die Person dich denn?"
,,Er hat mir letztens gestanden, dass er Interesse an mir hat und ich habe ihn gesagt ich brauche Zeit zum Nachdenken."
Megumi steht auf und hilft seiner Schwester beim Abräumen.
,,Willst du denn mit ihm zusammen sein?"
Megumi zuckt mit den Schultern.
,,Ich denke schon. Aber dann wären da immer noch die Sachen, die ich an ihn hasse."

Beruhigend legt seine Schwester ihn eine Hand auf die Schulter.
,,Weißt du Megumi, Liebe ist nie einfach. Es gibt immer etwas, was man an einer Person nicht mag."
Er sieht seine Schwester hilfesuchend an.
,,Was soll ich jetzt tun?"
,,Ihr könntet es doch probeweise miteinander versuchen und wenn es dann doch nicht passt, dann hast du wenigstens Gewissheit."
,,Ich denke darüber nach."
,,Du solltest mir ihn auch auf jeden Fall mal vorstellen. Ich will wissen, wer es geschafft hat meinen kleinen Bruder so den Kopf zu verdrehen!"
Megumi rollt nur mit den Augen.

Doch was seine Schwester ihn gesagt hat, bringt ihn dennoch zum Nachdenken. 
Sollte er es mit Sukuna versuchen?
Er kann ihn zwar nicht leiden, doch ein anderer Teil von ihm, will ihn besser kennenlernen. Will ihn küssen.
Sie hatten sich, wo sie nicht wussten, wer die andere Person ist, so gut verstanden gehabt. Vielleicht sollte er Sukuna doch eine Chance geben.
Wenn es dann doch nicht passt, hat er wenigstens aus dem Fehler gelernt. 

***

In der Schule sitzt Sukuna, in der Pause, an seinem Platz und hat seinen Kopf auf seinen Armen liegen und ruht sich mit geschlossenen Augen aus.
,,Dieser Junpei tut wirklich alles, was man ihm sagt, hahaha." Mahito, der im Unterricht immer vor Sukuna sitzt, hat sich mit seinem Stuhl zu Sukuna umgedreht. ,,Hey Sukuna. Hörst du mir überhaupt zu."
,,Man kann dich ja schlecht überhören so laut wie du bist." Brummt dieser nur und hält seine Augen weiter geschlossen.

Geto stellt sich zu ihnen an den Tisch.
,,Ist der nicht bei deinem Bruder in der Klasse, Sukuka?"
,,Huh?" Sukuna öffnet seine Augen und hebt seinen Kopf an, um Geto anzusehen, der zur Tür guckt. Sukuna folgt seinem Blick und traut seinen Augen nicht. Träumt er oder steht Megumi gerade wirklich an der Tür seines Klassenzimmers und redet mit einem Mädchen.

Sukuna kann nicht hören, worüber sie reden, doch es muss um ihn gehen, da das Mädchen mit den Finger auf ihn zeigt.
Da sieht Megumi endlich zu ihm und Sukuna meint eine leichte Röte auf seinen Wangen zu sehen.

Megumi nickt dem Mädchen kurz dankend zu und kommt dann auf Sukuna zu.
An seinem Tisch bleibt er stehen.
Mahito lässt einen Pfiff hören.
,,Hast du dich verlaufen?"
Megumi ignoriert Mahito und sieht nur Sukuna an. ,,Können wir reden?"
,,Von mir aus." Sukuna steht auf und versucht eine gleichgültige Miene zu bewahren. 
,,Huh? Wie jetzt? Den Erstklässler hörst du zu, aber mir nicht?"
Beschwert sich Mahito, doch Sukuna ist es egal. Er steckt seine Hände in die Hosentasche.
,,Heul jemanden voll den es Interessiert."
Mahito zieht einen Schmollmund.
,,Du bist echt gemein, Sukuna!"
Ruft er ihn noch hinterher, während Sukuna mit Megumi die Klasse verlässt.

Sie suchen einen ruhigen Ort und entscheiden sich für das Dach.
Auf dem Weg dorthin sehen ihnen einige Schüler tuscheln nach. Für sie ist es ungewohnt, Sukuna und Megumi zusammen laufen zu sehen.
Megumi wirft Sukuna einen Seitenblick zu. Er muss daran denken, wie er gerade mit Mahito umgegangen war, obwohl er doch zu seinen Freunden gehört und fragt sich, ob er dabei ist, einen Fehler zu begehen.

Wrong Number / Sukuna x MegumiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt