prologue

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01. August 1971

Durch das halbkaputte Fenster kam kalte Luft in das Zimmer, das ich mir mit Jamie teilte. 

Ich fror. Und dabei hatte es August. 

Aber bei uns in der Region regnete es ständig und der Regen letzte Nacht hatte alles abgekühlt. Dass es sechs Uhr morgens war half dabei nicht wirklich.

Die Decke nutzte mir ohnehin nichts, deswegen streifte ich sie ab. Sie war dünn, teilweise schon geflickt, aber noch durchaus nutzbar. Eigentlich hatte ich auch eine andere, wärmere. Da mein Bruder aber die letzten paar Tage krank war, hatte er die weichere und wärmere bekommen.

 Und da ich ohnehin nicht mehr schlafen konnte, stand ich auf.

Unser Haus war klein, ein Schlafzimmer für meine Eltern, eins für Jamie und mich und dann noch ein winziges Bad und eine Küche. Mein Vater schlief meistens auf der Eckbank am Kamin. 

Am Kamin hing mein altes, aber heißgeliebtes Kleid, ich zog es mir über mein Nachthemd und fuhr mir danach durch die struppigen, schwarzen Haare. Wirklich gekämmt waren sie eigentlich ganz schön, aber ich machte mir selten die Mühe. Warum sollte ich auch. 

„Morgen, Dad", sagte ich zu meinem Vater, der gerade aufwachte. 

„Morgen, Hanna." Er schwang die Beine von der Bank und rieb sich übers Kinn. „Deckst du gleich den Tisch? Das wäre nett. Ich gehe nur schnell ins Bad, dann geh ich zu den Hühnern." 

„Lass dir Zeit. Ich kann beides machen." Ich mochte es, in der Früh rauszugehen und die Hühner zu versorgen. Die Hennen waren ein Geschenk der Götter. Wir hatten nicht das Geld, um uns welche zu kaufen, aber teilweise hatten die Leute aus dem nächsten Dorf sie uns geschenkt, ein wenig aus Mitleid und dann wurden die übrigen Hühner bei uns abgesetzt. Vorgestern hatten wir erneut zwei bekommen. Mittlerweile waren es fünfzehn Hühner, obwohl wir schon vier geschlachtet hatten. Meistens brachten wir acht bis zwölf Eier pro Tag rein und mindestens eine Mahlzeit bestand aus irgendwas mit Ei. Aber ich konnte mich nicht beschweren. Im Winter würden wir wieder ein paar schlachten, um Fleisch zu haben. Absoluter Gewinn. 

Die Teller hatte Jamie gestern schon gespült, deswegen stellte ich sie nur an den alten Tisch und trottete dann barfuß raus zum Hühnergehege. Ich verstreute ein bisschen Hühnerfutter - Jamie würde später wieder Grünzeug holen, das mochten sie auch - und sah dann nach Eiern. Ich fand drei, das passte perfekt zu den sechs, die wir gestern Abend gefunden hatten. Ich hatte richtig Lust auf Rührei zum Frühstück. 

Aber wahrscheinlich fehlte die Zeit. Ich musste bald los, wenn ich zum Zeitung verteilen ging - und Dad musste auch zur Arbeit. Jamie durfte noch nicht an den Herd und von meiner Mutter sprachen wir überhaupt nicht. Wahrscheinlich musste ein wenig Brot reichen, vielleicht bekam ich am Ende vom Zeitung austeilen von Mrs. Cornfield mit dem Geld auch noch ein bisschen was von ihrem guten Apfelbrot. Sie war meistens großzügig und mochte mich am meisten von den drei Kindern, die Zeitung austrugen. 

Charles und Ines vergaßen gern mal aus versehen jemanden und ich passte gut auf - auch wenn ich mir bei der Familie White ein oder zwei Späße nicht verkneifen konnte. 

Also ging ich wieder zurück Richtung Haus. Aber vor der Haustür saß ein großer Vogel, mit einem Zettel im Schnabel und sah mich mit schiefgelegtem Kopf an. Eine Eule - besser gesagt ein Uhu.

„Was?", murmelte ich, ging aber langsam auf die Eule zu. Bevor ich zu ihr gelangen konnte, legte sie allerdings den Umschlag ab und flog mit großen Flügelschlägen wieder weg. 

Ich runzelte die Stirn, nahm mir aber den Brief. Hanna Taylor, stand dort mit geschwungener Schrift, Haus am Wald, vor St. Pugh. Mein Name! Mit dem Brief in der Hand rannte ich rein, mein Bruder saß schon am Küchentisch, noch im Halbschlaf und ich schenkte ihm ein halbes Lächeln.

 „Hey, Jamie. Wo ist Dad?"

„Kommt gleich", nuschelte er und ich schnappte mir sein Glas, um es mit Wasser zu füllen. Dann kam mein Vater. 

„Hey, Dad!" Ich wedelte mit dem Umschlag. „Ich hab' Post bekommen! Von 'ner Eule!" 

Mein Dad lachte. „Was?" Dann nahm er mir den Brief ab und öffnete ihn. Und je weiter er las, desto ungläubiger wurde sein Gesichtsausdruck. 

Schließlich senkte er das Stück Pergament und sah mich an. 

„Hanna", sagte er, „Du darfst nach Hogwarts."

HUFFLEPUFF - Year 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt