chapter 6 - ivy radclyffe

110 13 27
                                    

An Ivy Radclyffe war absolut nichts normal. 

Angefangen bei ihren riesigen Füßen, die gar nicht zu ihren 150cm passten, zu ihren braunen Locken, die in der Früh wie ein Vogelnest aussahen und erst nach Ewigkeiten mit bürsten halbwegs passabel aussahen, bis zu ihren seltsamen Angewohnheiten. 

Sie war muggelgeboren, hatte einen älteren Bruder – er war schon sechzehn – und hatte absolut keine Ahnung von der magischen Welt. 

Dafür war sie gut in allem, was nicht magisch war. 

Sie konnte kochen und putzen – auch wenn sie es nicht ausnutzte, ihr Teil des Zimmers sah aus wie ein Schweinestall – und war, zu meinem Glück, ein riesiger Musikfan. Sie stand auf dieselbe Musik wie ich, das bekam ich schnell mit. 

Einmal saßen wir in Verwandlung bei Professor McGonagall und Ivy saß dort neben mir. Und sie hatte immer Ohrwürmer. Wirklich absolut immer. 

Sie summte gern mal oder sang leise vor sich hin, was dazu führte, dass auch ich die Lieder im Kopf hatte – es war scheußlich. 

Nun, in Verwandlung pfiff sie aber ausnahmsweise mal. Und als sie nach den vielen Ermahnungen von Professor McGonagall immer noch nicht aufhörte, zu pfeifen, bekam sie nachsitzen aufgebrummt. Ich saß daneben, bebend und musste aufpassen, nicht loszuprusten. Nachsitzen wegen eines Ohrwurms. Wenigstens waren es die Beatles gewesen.

10. Oktober 1971

Außerdem verschlief sie immer. 

Im Gegensatz zu mir war sie alles andere als eine Frühaufsteherin und Samstags und Sonntags stand sie erst zum Mittagessen auf, während ich meistens bis dahin schon all meine Hausaufgaben erledigt hatte. 

Faith und Julia standen meistens um zehn Uhr auf, was hieß, dass ich am Wochenende für mindestens drei Stunden meine Ruhe hatte. 

„Kann ich Kräuterkunde bei dir abschreiben?", fragte Ivy beim Mittagessen. 

Es war Sonntag und ich hatte, wie immer, schon alle Aufgaben gemacht und konnte so natürlich heute alles machen, was ich wollte. Ich würde der Bibliothek einen Besuch abstatten – sie war so groß und ich musste sie wirklich mal durchsuchen – und ein wenig durch das Schloss schauen. Ich wollte so schnell wie möglich lernen, wie alles funktionierte und wohin man für alles gehen musste – doch die vielen Treppen und Türen machten es einem nicht leicht, da sie sich selten an derselben Stelle befanden. Aber ich würde es schon noch herausfinden. 

„Klar. Veränders halt bisschen." Ich schob ihr den Brotkorb zu, mit dem Wissen, dass sie sich wieder zwei Semmeln einpacken würde. Das war einer von Ivys seltsamen Ticks. Sie packte sich immer etwas zum Essen ein, egal wohin sie ging. Morgens, Mittags, Abends. Sie nahm immer irgendetwas mit. 

„Ich mach's einfach bisschen schlechter." Ivy grinste. 

Sie gewöhnte sich nur langsam an die vielen magischen Dinge und dementsprechend hinkte sie im Unterricht noch ziemlich hinterher. Sie staunte immer mehr, als aufzupassen. Nur in Verteidigung gegen die dunklen Künste, dort schlug sie uns alle. 

„Du könntest es auch besser machen, dann wäre die Sprout ziemlich überrascht." Elegant ließ sich Liam Darby uns gegenüber auf die Bank fallen und schnappte sich sofort den Topf mit der Suppe, um sich viel in seine Schüssel zu schöpfen. 

„Haha", machte Ivy. „Die durchschaut mich sofort." Ich grinste. Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. 

„Kommt ihr zum Training? Unsere Quidditchmannschaft trainiert heute zum ersten Mal." Liam sah uns an, während er immer weiter die Brühe in sich reinlöffelte. Ivy und ich wechselten einen Blick. 

HUFFLEPUFF - Year 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt