66. Kapitel

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Wir betraten das Krankenhaus. Die Neonröhren mit dem weißen Plastiklicht über den Gängen blendeten mich zuerst, weil draußen finsterste Nacht war und ich mich an diesen Kontrast ersteinmal gewöhnen musste. Eilig liefen wir durch die Gänge, doch an der Rezeption angekommen, mussten wir feststellen, dass diese nicht besetzt war. Es war zu früh am Morgen.

Also gingen wir selbstständig die einsamen Gänge entlang. Zimmertür Nummer 125, 126... und am Ende des Ganges: die Intensivstation. Ich bekam mit jedem Schritt ein mulmigeres Gefühl. Irgendwann nahm ich Eds Hand in meiner wahr. Ansonsten fühlte sich alles in mir taub an. Da war einmal die Müdigkeit und dieses Unwissen um Nelly. Ich hatte richtige Angst um sie. Und im allgemeinen hasste ich Krankenhäuser.

"Lynn!". Wir drehten uns um. "Gut, dass du da bist!", kam Phil auf mich zu und fiel mir sofort in die Arme. Ich konnte spüren, dass er völlig aufgelöst war. "Was ist passiert?", fragte ich ängstlich. "Nelly...", er schluckte. "Ich habe geschlafen, eigentlich war alles normal. Plötzlich aber hörte ich ein lautes Poltern. Ich stand auf und hab fand sie bewusstlos im Bad. Da war überall Blut...oh gott hilfe...". Ich schluckte. Das hörte sich nicht gut an. Ganz und gar nicht gut. Ich drückte ihn fest an mich und streichelte ihm über seinen Rücken. "Es wird alles gut, ich verspreche es.". Ich schloss die Augen. Es war wohl eher meine eigene Hoffnung, als das ich es ihm versprechen konnte, tat es aber trotzdem. "Unser Kind, Lynn...", schluchzte er in mein Oberteil. Klar, er machte sich riesige Sorgen. "Alles wird gut werden!", meinte auch Ed und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

"Entschuldigung, aber sind sie Angehörige der Partientin Field?", unterbrach uns plötzlich eine Arzthelferin.
Ed und ich schüttelten den Kopf, Phil nickte und wischte sich die Tränen weg: "Ich bin der Bruder.".

Ich wusste, dass er das deshalb behauptete, weil er als 'Freund' nicht in Nellys Zimmer gelassen, geschweigedenn irgendwelche Informationen bekommen würde. "Dann kommen sie bitte mit, Mr. Fields.". Gleich darauf folgte er der Krankenschwester, Ed und Ich blieben zurück.

Einige Zeit blickte ich ihm hinterher, dann ließ ich mich geschockt auf die Wartestühle nieder. Ed nahm neben mir Platz. "Es darf ihr einfach nichts passiert sein.", dachte ich und legte meinen Kopf in die Hände. "Es wird alles gut. Du weißt doch, am Ende ist immer alles gut, und wenn es nicht gut ist, kann es noch nicht das Ende sein.", redete Ed auf mich ein. Wäre das ein anderer Moment, ein schönerer Zeitpunkt, in dem unsere Beziehung nicht auf der Kippe stünde und wir nicht in einem Krankenhaus säßen , würde ich jetzt die Augen rollen und 'typisch Songwriter' auf seinen Spruch antworten. Aber gerade war mich einfach nicht zum Spaßen zumute. Ich hoffte so sehr, dass alles gut ging. Es konnte doch nicht wirklich sein, dass sie... Nein. Lynn! An soetwas durfte ich nicht denken! Ed hatte Recht.

"Ich hab Angst.", flüsterte ich. Da umarmte mich Ed sofort. Er war flauschig. Ich spürte, wie sehr ich seine Zuneigung vermisst hatte, versuchte aber, ihn noch nicht zu sehr an nich ran zulassen. Schließlich war so viel passiert. Und Darüber musste ich zuerst einmal in Ruhe zu Hause im Bett, nachdenken.

Jetzt hieß es aber ersteinmal Warten.

Photograph♡ -Ed Sheeran FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt