Minho POV:
Eigentlich hätte man sich ja schon denken können, dass wenn das Archiv im Keller ein einziges Labyrinth voller deckenhoher Regale war, dass die Bibliothek nicht anders aussehen konnte...oder man hieß Minho und rannte blindlings zwischen die mit Büchern vollgestellten Schränke. Nun gut, wenn ich mich schon aus meinem und Jisung's Zimmer schleichen musste weil ich wieder nicht schlafen konnte brauchte ich auch eine Aufgabe, die mich ein wenig mehr herausforderte als Schlafen.
Mit einem frustrierten Seufzen blieb ich, nachdem ich zum dritten Mal an der gleichen Stelle angekommen war, schließlich stehen und ließ meinen Blick ziellos über die unzähligen Bücherrücken wandern, die links und rechts von mir bis an die hohe von Säulen getragene Decke reichten.
Vielleicht sollte ich einfach aufgeben und hier bleiben bis mich hoffentlich jemand rettete. Und Jisung damit einen Herzinfarkt verpassen wenn er morgen bemerkte, dass das Bett neben ihm leer war. Nein, das konnte ich ihm definitiv nicht antun.
Noch einmal ließ ich meinen Blick über meine Umgebung wandern. Welchen dieser immer gleich und doch so unterschiedlich aussehenden Gänge war ich denn noch nicht gegangen? Schließlich entschied ich mich für den, der links von mir abging, da mein Instinkt mir sagte, dass er nach Osten, also in Richtung der Tür der Bibliothek führen könnte.
„Bei den Göttern, nennt sich das Karma?" murmelte ich vor mich hin, während ich beim Vorbeigehen mit den Fingerspitzen über die vielen Buchrücken strich. Wer hatte bitte Zeit so viele Bücher anzusammeln und sie auch noch einigermaßen ordentlich hier aufzustellen? Ach ja, 500 Jahre alter Psychopath.
Bei dem Gedanken an den Uralpha wanderte mein Blick zu meinem Unterarm, wo sich eine lange, blasse Narbe auf meiner Haut abzeichnete. Langsam fuhr ich mit dem Finger über die schon längst verheilte Wunde. War schon verrückt wie schnell das alles doch ging. Manchmal könnte ich schwören, es war nur ein paar Tage her seitdem Felix und ich uns in die Stadt geschlichen hatten um Jeongin vor dem Uralpha zu retten und er mir das Andenken an meinem linken Unterarm verpasst hatte.
Und manchmal wünschte ich mir, es wäre auch so. Es klang zwar undankbar und egoistisch, aber hier drinnen fiel mir langsam aber sicher die Decke auf den Kopf. Im Moment wünschte ich mir wirklich nichts sehnlicher als einfach wieder abzuhauen, genau so wie damals. Einfach wieder in den Wald, auf unsere Lichtung. Meine Güte, was war denn nur mit mir los?! Wurde ich allmählich mehr Wolf als Mensch? Wollte ich deshalb so dringlich aus dieser Stadt raus?
Ich schüttelte den Kopf um diesen Gedanken loszuwerden und ging weiter zwischen den Regalen hindurch, bevor mir plötzlich ein bekannter Geruch in die Nase stach. Er kam aus der Richtung in die ich mich bewegte, um genauer zu sein musste der gewisse Jemand, dem dieser Geruch gehörte hinter der nächsten Ecke stehen.
„Hyunjin?" Kurz war es still, dann schob sich ein schwarzhaariger Jugendlicher in mein Blickfeld, der sich müde die Augen rieb. „Minho-Hyung, was machst du hier bitte um diese Zeit?" Seine Stimme klang rau, als wäre er wirklich erst vor ein paar Minuten aufgewacht.
„Das gleiche könnte ich dich fragen." erwiderte ich, während ich auf den anderen Werwolf zuging und etwas herausfordernd die Hände in die Seiten stemmte. Hyunjin kratzte sich verstohlen am Nasenrücken.
„Ähm, also rein theoretisch wollte ich nur eure Zimmertür schließen, weil die etwas aufstand, hab gesehen dass du nicht da warst und bin dann deinem Geruch gefolgt." Ich musste schmunzeln, es klang fast so als würde er mir etwas beichten.
„Hast du Jisung aufgeweckt?" Hyunjin wollte gerade antworten, da unterbrach eine dritte Stimme ihn.
„Ja, hat er und sobald ich einigermaßen ausgeschlafen bin halte ich euch beiden eine Standpauke über nächtliche Ruhestörung." maulte Jisung, während er verschlafen hinter dem Regal hervor trottete, hinter dem auch schon Hyunjin gestanden hatte. Dieser setzte einen entschuldigenden Blick auf.
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A Tale of wolves | When we fight (Stray Kids FF)
FanfictionZweiter Teil der ‚A tale of wolves' Trilogie: Drei Monate sind seit dem Sturz des Uralphas vergangen und es kehrt etwas Ruhe in den Alltag in der Stadt im Wald ein, da erreicht ein mysteriöser Brief, adressiert an Chan und Minho das Rudel. Eine frem...